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14. Grazer Konferenz – Qualität der Lehre: New Horizons in Teaching and Learning

22. - 24.04.2010, Wien, Österreich

Implementierung von Genderaspekten in medizinische Curricula

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14. Grazer Konferenz – Qualität der Lehre: New Horizons in Teaching and Learning. Wien, Österreich, 22.-24.04.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10grako18

doi: 10.3205/10grako18, urn:nbn:de:0183-10grako181

Veröffentlicht: 18. November 2010

© 2010 Fandler et al.
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Gliederung

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Die Curricula der Medizinischen Universität Graz sehen - mittels einer Generalklausel - die Implementierung von Genderaspekten in alle Bereiche der Lehre vor.

Zielsetzung: Die vorliegende Untersuchung versucht festzustellen, ob die Implementierung von Genderaspekten durch eine Generalklausel tatsächlich Wissen und Bewusstseinsbildung seitens der Studierenden generieren kann.

Methode: Mittels einer systematischen Stichprobe wurden zwei Studierendengruppen ausgewählt: Gruppe1: Humanmedizin 6. Semester (HUM); Gruppe 2: Gesundheits- und Pflegewissenschaft Master 3. Semester (GPF). Die Befragung erfolgte durch einen anonymen Fragebogen. Es wurden 6 geschlossene und 4 offene Fragen zum Wissen der Studierenden in den Bereichen Gender, Gender based Medicine bzw. Sex based Medicine sowie 2 geschlossen Fragen zur persönlichen Einschätzung der Relevanz der abgefragten Thematik gestellt.

Resultate: Grundsätzlich ist festzustellen, dass Studierende beider Gruppen zwar angeben den Unterschied zwischen Sex und Gender zu kennen (HUM 90%-93%, GPF 98%-100%), sich diese Kenntnis allerdings nicht im Wissen der Studierenden über spezifische Details spiegelt. Ähnliches gilt bezüglich der Erinnerung an gender- und/oder sexspezifische Inhalte in der Lehre: Während zahlreiche Studierende angeben sich an Curricularinhalte zu erinnern (HUM 62,5%, GPF 66%) können nur einzelne Studierende spezifische Inhalte benennen.

Die Angaben der Studierenden auf die Fragestellung, wann sich Männer bzw. Frauen im Rahmen einer kardiovaskulären Erkrankung (nach NYHA) einer ärztlichen Diagnostik im Sinne einer Koronarangiographie unterziehen, demonstriert überaus deutlich das fehlende Wissen der Studierenden. Während die aktuelle medizinische Forschung klare Unterschiede zwischen Männern (Angiographie meistens früh, NYHA 1-2) und Frauen (Angiographie meistens sehr spät, NYHA 4-5) aufzeigt [1] , entschieden sich die meisten Studierenden für NYHA 3. Die Antworten entsprechen einer klassischen Zufallsverteilung (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Hochgradig signifikant (p=0,003) stellt sich der Unterschied zwischen den beiden befragten Gruppen hinsichtlich der Fragestellung "Wie schätzen Sie die Relevanz von geschlechts- und genderspezifischen Differenzierungen in der medizinischen Ausbildung ein?" dar (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).

Ein ähnliches hochsignifikantes Ergebnis (p=0,000) ergibt sich auf die Frage nach dem persönlichen Interesse an vertiefenden, geschlechts- und/oder genderspezifischen Perspektiven. Während 73% der GPF-Befragten großes Interesse zeigten, wurde dies nur von 28% der HUM-Gruppe geteilt. 33% aller Befragten zeigten zudem geringes oder kein Interesse an der Thematik.

Fazit: Der Versuch der Implementierung von Genderaspekten in die Curricula mittels einer Generalklausel muss als nicht ausreichend qualifiziert werden. Weder spezifisches Wissen noch das Bewusstsein für die Bedeutung der Thematik sind vorhanden. Gründe hierfür könnten ua im wenig ausgeprägten Interesse von Lehrpersonen, fehlender gender-/sexspezifischer Literatur zu finden sein und sind jedenfalls in einem weiteren Erhebungsschritt aufzugreifen und zu untersuchen.


Literatur

1.
Hochleitner M. Quality of Life in Heart Failure Patients. Is there a Gender Difference? J Heart Fail. 2002;7(1):192.