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Ist arbeitsbezogener Stress ein Mediator zwischen Bildung und Depression? – Erste Ergebnisse aus der lidA-Kohortenstudie
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Veröffentlicht: | 13. September 2012 |
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Hintergrund: Der demographische Wandel führt zu einer zunehmend alternden Arbeitnehmerschaft in der BRD. Ziel der lidA(leben in der Arbeit)-Studie ist die Identifikation von Faktoren, die zur Gesundheit alternder Arbeitnehmer beitragen. Ein Aspekt der lidA-Studie ist die Untersuchung des vermittelnden Effektes von Arbeitsbelastungen auf die Beziehung von Sozialstatus und Gesundheit. Depression zählt zu den häufigsten Gründen für Arbeitsfehltage in der BRD. In früheren Untersuchungen konnte ein Sozialgradient bezüglich des Risikos für Depressionen beobachtet werden. In diesem Zusammenhang war es interessant zu untersuchen, ob arbeitsbezogener Stress v.a. bei älteren Arbeitnehmern als Vermittler zwischen Bildung und Depression fungiert.
Methode: In der ersten Welle der prospektiven lidA-Kohortenstudie wurden 6585 Arbeitnehmer aus zwei Alterskohorten (Geburtsjahrgänge 1959, 1965), die zufällig bundesweit aus 222 Regionen rekrutiert worden waren, in einem CAPI-Interview befragt. Der Quotient aus realisierten Interviews und Teilnahmeverweigerungen lag bei etwa 0,5. Die Befragungsergebnisse bilden die Grundlage für diese Analyse. Der sozio-ökonomische Status wurde über die Schulbildung erfasst. Der Endpunkt Depression war als BDI-V-Punktescore von mindestens 35 definiert. Arbeitsbezogener psychosozialer Stress wurde mittels Tertilen aus dem Effort-Reward-Imbalance (ERI)-Quotienten berechnet. Die statistische Analyse erfolgte mit Hilfe der multiplen logistischen Regression.
Ergebnisse: Es fanden sich schichtspezifische Unterschiede in der Depressionshäufigkeit. Die Beziehung zwischen berufsbezogenem Stress und Depression folgte einer Dosis-Wirkungs-Beziehung: Hochgradig stressbelastete Arbeitnehmer hatten ein 5,2-fach höheres Risiko (p<0,0005) und mäßig stressbelastete Arbeitnehmer ein 1,8-fach höheres Risiko (p<0,0005) für eine Depression als gering stressbelastete Arbeitnehmer. Es fand sich zudem ein signifikanter Zusammenhang zwischen Bildung und berufsbezogenem Stress (p=0,04). Die Assoziation zwischen Bildung und Depression war nach Adjustierung für ERI nicht mehr signifikant. Die Kriterien für einen mediierenden Effekt nach Baron und Kenny waren erfüllt (Baron and Kenny 1986 [1]). Allerdings sprechen die Veränderungen der Punktschätzer der Assoziation zwischen Bildung und Depression nach Adjustierung für ERI eher für einen mäßig partiell mediierenden Effekt des berufsbezogenen Stress.
Schlussfolgerung: Berufsbezogener psychosozialer Stress gemessen anhand des Effort-Reward-Imbalance-Modells war hochgradig mit Depression assoziiert. Berufsbezogener Stress hatte einen partiell mediierenden Effekt in der Assoziation zwischen Bildung und Depression. Sollte sich dieser Zusammenhang auch im folgenden Längsschnitt beobachten lassen, könnten Maßnahmen, die zum Ausgleich des Ungleichgewichtes von Verausgabung und Belohnung im Job beitragen, zur partiellen Verringerung schichtspezifischer Unterschiede im Depressionsrisiko beitragen.