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Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012)

23.10. - 26.10.2012, Berlin

Die Humeruskopf-Frakturprothese im Langzeitverlauf – Ist die primäre Implantation heute noch gerechtfertigt?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Peter Habermeyer - ATOS-Klinik Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • Sven Lichtenberg - ATOS Klinik Heidelberg, Schulter- und Ellenbogenchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Petra Magosch - ATOS Klinik, Schulter- und Ellenbogenchirurgie, Heidelberg, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2012). Berlin, 23.-26.10.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocWI27-405

doi: 10.3205/12dkou100, urn:nbn:de:0183-12dkou1005

Veröffentlicht: 2. Oktober 2012

© 2012 Habermeyer et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ist die primäre Versorgung mit einer Humeruskopf-Frakturprothese statt eines Kopferhaltes heute noch gerechtfertigt?

Methodik: Von 2001–2008 wurden 39 Patiente (Pat) in einem Durchschnittsalter von 57 Jahren (36–80 J) mit einem einheitlichen anatomischen Frakturprothesentyp bei dislozierter Humeruskopffraktur versorgt und prospektiv erfasst. Zwischenzeitlich sind 10 Pat verstorben und 3 konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nachuntersucht werden, so dass 26 Pat (15m, 11w) klinisch, radiologisch und sonographisch nach durchschnittlich 71 Monaten (12–138 Mo.) untersucht wurden. Bei 1 Pat handelte es sich um eine 3-Fragment-Fraktur, bei 25 Pat um eine 4-Fragment-Fraktur. In 12 Fällen lag zusätzlich eine Head split Fraktur vor. Die funktionellen Ergebnisse wurden mittels alters- und geschlechtsadaptiertem Constant Score dokumentiert. Die radiologische Untersuchung erfolgte durch standardisiertes Röntgen in 3 Ebenen sowie sonographisch in der Technik nach Hedtmann.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Nach durchschnittlich 71 Monaten wurde ein relativer Constant Score von 65% erzielt. Die aktive Flexion betrug 108°, die aktive Abduktion 105° und die aktive Außenrotation lag bei 30°. Mit durchschnittlich 11 von max. 15 Punkten waren die Patienten weitgehend schmerzarm. Radiologisch wiesen 54,5% der Patienten eine Migration des Prothesenkopfes im Verlauf auf. Der acromiohumerale Abstand betrug durchschnittlich 7mm (2–13mm). 59% der Patienten wiesen einen zentrierten Prothesenkopf auf. Der Kalotten-Tuberculum majus Abstand (KTA) lag durchschnittlich bei 13mm (0–53mm).47,6% wiesen radiologisch eine partielle bzw. komplette Tuberculum majus Resorption auf. Funktionell zeigte sich kein Unterschied im relativen Constant Score zwischen Patienten mit intaktem Tub. majus (70%) und Patienten mit partieller bzw. kompletter Tub. majus Resorption (65%). Der Korrelationskoeffizient zwischen KTA und aktiver Flexion betrug -0,568 (p=0,006) sowie KTA und aktiver Abduktion betrug -0,518 (p=0,014). Zwischen acromiohumeralem Abstand und aktiver Abduktion zeigte sich eine Korrelation von r=0,491 (p=0,02). An Komplikationen wiesen 5% heterotope Ossifikationen, 5% eine Glenoidarthrose, 16,7% eine Glenoidprotrusion, zu je 5% einen inkompletten Lysesaum von < 2mm und einen kompletten Lysesaum von < 2mm um den Prothesenschaft auf. Bei 7,7% kam es zu einer RM-Massenruptur. 2 Patienten (7,7%) mussten sich einer Revisionsoperation unterziehen.

Im Langzeitverlauf weist die primäre Frakturprothese eine geringe Revisionsrate auf. Bei geringer Schmerzsymptomatik war die Armfunktion für den Funktionsgebrauch wieder hergestellt. Die funktionellen Ergebnisse hängen von der Position des Tuberculum majus als auch von der Zentrierung des Prothesenkopfes ab.

Im Literaturvergleich zur winkelstabilen Plattenosteosynthese von 4-Fragmentfrakturen weist die primäre Frakturprothese nur in 7,7% Revisionen verglichen mit bis zu 29% Revisionen nach winkelstabiler Plattenosteosynthese auf und behält auch heute noch ihren Stellenwert.