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Die distale intraartikuläre Humerusfraktur beim älteren Patienten: Ist die Endoprothese der Osteosynthese ebenbürtig?
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Veröffentlicht: | 15. Oktober 2009 |
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Fragestellung: Distale intraartikuläre Humerusfrakturen des älteren Menschen wurden bislang im deutschsprachigen Raum vorwiegend osteosynthetisch versorgt. Allerdings kann die Frakturmorphologie in Kombination mit Osteoporose eine suffiziente Reposition, Retention und frühe postoperative Bewegungstherapie erschweren bis unmöglich machen. Die Primärimplantation einer Ellenbogenprothese umgeht diese alterspezifischen Probleme. Ziel dieser Arbeit ist der klinische, radiologische und funktionelle Vergleich dieser 2 Behandlungsoptionen über einen mittelfistigen Zeitraum.
Methodik: 13 Patienten mit einem Altersdurchschnitt von 77 Jahren wurden im Schnitt 12 Monaten nach Primärmplantation einer Ellenbogenprothese nach Fraktur beobachtet. Dagegen wurden 15 Patienten (Altersdurchschnitt 73 Jahre) nach einer Osteosynthese einer distalen intraartikulären Humerusfraktur 20 Monate nachverfolgt. Neben der radiologischen Kontrolle wurden die Patienten nach dem Mayo Elbow Score nachuntersucht. Aufgetretene Komplikationen wurden dokumentiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: In allen Fällen lagen B- oder C-Frakturen des distalen Humerus zugrunde. Die Osteosynthese Arten reichten von der klassischen bilateralen Plattenosteosynthese mit Olecranonosteotomie in Bauchlage bis hin zur minimalinvasiven Schrauben/Drahtosteosynthese und zusätzlicher Ruhigstellung. Das gemittelte Bewegungsausmaß (Extension/Flexion) der Osteosynthesegruppe betrug 57°. In der zweiten Gruppe wurde zehnmal die teilgekoppelte Coonrad-Morrey Ellenbogen Prothese und in 3 Fällen die Latitude Hemiprothese verwendet. Hier lag der durchschnittliche Bewegungsumfang bei 89°. Im Mayo Score lag der Wert der Prothesengruppe im Schnitt bei 91 Punkten, während die Osteosynthesegruppe 77 Punkte erreichten. In der Prothesengruppe trat als Komplikation u.a. eine passagere Seitenbandinstabilität nach hemiprothetischer Versorgung sowie ein sensibler N. ulnaris Schaden auf. Einmal entwickelte sich eine Frühlockerung der ulnaren Prothesenkomponente. Dagegen zeigten sich in der Osteosynthese Gruppe in 4 Fällen ein Repositionsverlust, zweimal störende periartikuläre Verkalkungen und einmal zurücklaufende K- Drähte oder Schrauben.
Nur die anatomische Reposition, dauerhafte Frakturretention und frühfunktionelle Anschlusstherapie gewährleisten ein gutes Behandlungsergebnis. Insbesondere minimalinvasive Schrauben- oder Drahtosteosynthesen von C Frakturformen mit anschließender Ruhigstellung resultieren in einem ernüchternden Bewegungsausmaß. Sogar die klassische bilaterale Plattenosteosynthese kann aufgrund der schlechten Knochenqualität versagen. Der endoprothetische Ersatz, entweder als Voll- oder als Hemiendoprothese, ist, zumindest über einen mittelfristigen Zeitraum, mehr als nur eine Alternative bei der operativen Versorgung der distalen intraartikulären Humerusfraktur des älteren Menschen.