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Klinische und radiologische Ergebnisse nach additiver Wallis-Implantation bei lumbalem Bandscheibenvorfall und lumbaler Spinalkanalstenose
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Das semi-rigide Wallis-Implantat findet klinisch in zunehmendem Maße Anwendung zur Stabilisierung lumbaler Bewegungssegmente. Trotzdem gibt es hierzu nur äußerst wenige klinische veröffentlichte Studien.
Zwischen 2004 und 2005 wurden 55 Patienten des Arcus-Therapiezentrums Marburg zusätzlich zu einer standardisierten operativen Dekompression bei lumbalem Bandscheibenvorfall (Gruppe 1) oder Spinalkanalstenose (Gruppe 2) mit einem Wallis-Implantat zur dynamischen Stabilisierung versorgt. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die klinischen und radiologischen Ergebnisse dieser Patienten zu untersuchen.
Methodik: Die Patienten wurden vor Operation, bei Entlassung und zu einem festgesetzten Nachuntersuchungstermin (FU) klinisch und radiologisch untersucht.
Die klinische Situation wurde mittels Visueller Analogskala (VAS), Oswestry-Disability-Index (ODI) und Roland-Morris-Score (RMS) beurteilt. Die radiologische Untersuchung beinhaltete Röntgen der LWS in 2 Ebenen zu allen 3 Zeitpunkten sowie seitliche Funktionsaufnahmen bei Follow-up. Im operierten Segment wurde bestimmt: Abstand zwischen den Dornfortsätzen, Lordosewinkel, relative dorsale Bandscheibenhöhe (nach Frobin).
Ergebnisse: 55 Patienten wurden eingeschlossen (Gruppe 1: n=42, Gruppe 2: n=13). Das mittlere Alter bei OP betrug in Gruppe 1 42 Jahre, in Gruppe 2 52 Jahre. Durchschnittliche Follow-up 1,5 Jahre, Mittlere Dauer des stationären Aufenthaltes nach OP 2,2 Tage. VAS (Gruppe 1) vor OP 8,2, bei Entlassung 3,9 bei FU 1,4. VAS (Gruppe 2) vor OP 8,4, bei Entlassung 4,4, bei FU 2,6. ODI (Gruppe 1) vor OP 63,4, bei Entlassung 38,9, bei FU 13,3. ODI (Gruppe 2) vor OP 48,7, bei Entlassung 36, bei FU 22. RMS (Gruppe 1) vor OP 17,5, bei Entlassung 8,8, bei FU 3,4. RMS (Gruppe 2) vor OP 11,3, bei Entlassung 9, bei FU 5,5. Im Mittel fanden sich folgende Abstände der Dornfortsatzoberkanten: vor OP 2,94 cm, bei Entlassung 3,36 cm und bei FU 3,29 cm. Die dorsalen Bandscheibenhöhen betrugen vor OP 0,129, bei Entlassung 0,165 und bei FU 0,133. Die segmentale Lordose betrug vor OP 14,5°, bei Entlassung 12,6° und bei FU 12,2° (in Flexion 11,8°; in Extension 13.4°).
Tendenziell zeigte sich, je größer die Segmentlordose und je kleiner der Abstand zwischen den Dornfortsätzen, desto schlechter das klinische Ergebnis (VAS).
Bei 2 Patienten wurde das Implantat bei Lockerung entfernt und durch eine dorsolaterale Spondylodese bzw. B-Twin-Implantate ersetzt. In 6 weiteren Fällen kam es im Verlauf zu einer radiologisch nachweisbaren Implantatdislokation nach dorsal ohne Notwendigkeit einer Revision und ohne klinische Relevanz. 1 Patient entwickelte einen Rezidiv-Bandscheibenvorfall und wurde erneut dekomprimiert. Weitere Komplikationen: Wundheilungsstörung inkl. Serombildung in 7 Fällen.
Schlussfolgerungen: Das Wallis ist ein effektives additives interspinöses Implantat zur dynamischen Segmentstabilisierung nach Dekompression bei Bandscheibenvorfall oder Spinalkanalstenose.