gms | German Medical Science

128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Vermeidung von Frühkomplikationen bei Anlage einer perkutanen Dilatationstracheotomie durch Standardisierung und systematische Ausbildung

Meeting Abstract

  • Dierk Schreiter - Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum C.G. Carus, Chirurgische Intensivstation, Dresden
  • Patrick-Carsten Sommerer - Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum C.G. Carus, Chirurgische Intensivstation, Dresden
  • Jakob Dobroschke - Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum C.G. Carus, Chirurgische Intensivstation, Dresden
  • Konrad Pleul - Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum C.G. Carus, Chirurgische Intensivstation, Dresden
  • Hans Detlev Saeger - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch693

doi: 10.3205/11dgch693, urn:nbn:de:0183-11dgch6931

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Schreiter et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Perkutane Dilatationstracheotomien (PDT) haben sich aufgrund bettseitiger Durchführung und kurzer Operationsdauer auf Intensivstationen schnell etabliert. Weite Verbreitung hat die Methode nach Ciaglia-Blue-Rhino® (PDT-CBR) gefunden. Dennoch wird immer wieder über Frühkomplikationen berichtet. Eine mögliche Ursache ist die Durchführung der PDT durch Intensivtherapeuten ohne oder mit nur geringer chirurgischer Erfahrung, während offene chirurgische Tracheotomien (OCT) prinzipiell durch Ärzte einer chirurgischen Fachrichtung durchgeführt werden.

Material und Methoden: Im Juni 2009 wurde auf unserer chirurgisch betreuten 22-Betten-ITS eine modifizierte PDT-CBR standardisiert eingeführt und bronchoskopisch videodokumentiert. Bei schwierigen anatomischen Verhältnissen erfolgte die sonographische Lokalisation der Trachea. Durch Tubusvorschub während der Dilatation und Tracheostoma-Platzierung wurde eine aktive Distanzsicherung der Hinterwand sichergestellt. Anhand einer anschließenden video-bronchoskopischen Sichteinstellung durch den entfalteten Cuff konnten Verletzungen unmittelbar ausgeschlossen werden. Zur Vermeidung stenotischer Spätkomplikationen wurde eine mögliche Vorwölbung der Vorderwand über bronchoskopisch kontrollierten Zug an dem geblockten Tracheostoma reponiert. Es erfolgte eine entsprechende systematische Ausbildung der chirurgischen Assistenzärzte im 1–2. Weiterbildungsjahr sowie eine fachchirurgische Assistenz.

Ergebnisse: Im Zeitraum von Juni 2009 bis September 2010 wurden 134 Patienten tracheotomiert (86 bettseitige PDT-CBR nach 9,3 Beatmungstagen; 48 OCT im OP-Saal nach 15,0 Beatmungstagen). durchgeführt. Die mediane Verweildauer nach der Tracheotomie betrug 14,2 vs. 12,8 Tage und die Gesamtaufenthaltsdauer auf der ITS 23,5 vs. 27,8 Tage (PDT-CBR vs. OCT). Die durchschnittliche OP-Dauer der PDT-CBR betrug 3 min 46 sec, die der OCT 39 min 58 sec. Bei der PDT-CBR trat in 5 Fällen eine Trachealknorpelfraktur auf. Die Fragmente wurden bronchoskopisch entfernt oder reponiert. In der Gruppe der OCT war ein Fall einer Nachblutung zu verzeichnen. Die Rate der Ventilator-assoziierten Pneumonien (VAP) betrug 4 vs. 8 (PDT-CBR vs. OCT).

Schlussfolgerung: Die einfache Logistik der PDT führt zur frühzeitigeren Tracheotomie mit geringerer Intensivaufenthaltsdauer und einer niedrigeren VAP-Rate im Vergleich zur OCT. Eine standardisierte Ausbildung und fachchirurgische Assistenz der PDT gewährleistet eine sichere und komplikationsarme Durchführung auch durch chirurgisch unerfahrene Ärzte.