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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Macht grüner Tee schlank? Über die anti-adipogene Wirkung von grünem Tee

Meeting Abstract

  • Ben Arpad Kappel - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen
  • Karsten Hemmrich - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen; Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung „BIOMAT“, Universitätsklinikum Aachen
  • Karin Fehsel - Forschungslabor für Neurobiochemie, Abteilung für Psychiatrie, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
  • Caroline Gummersbach - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen
  • Christian Luckhaus - Forschungslabor für Neurobiochemie, Abteilung für Psychiatrie, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
  • Norbert Pallua - Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Universitätsklinikum Aachen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch379

doi: 10.3205/11dgch379, urn:nbn:de:0183-11dgch3796

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Kappel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Adipogenese ist ein multifaktoriell gesteuerter Prozess, der schließlich zur Bildung von Fettgewebe aus Präadipozyten führt. Dieser Prozess lässt sich durch vermehrte Nahrungsaufnahme wie auch durch verschiedene Medikamente fördern. Psychopharmaka sind besonders potente adipogenetisch wirkende Medikamente. Wenn gleich für die Entstehung von Adipositas eine reduzierte Nahrungsaufnahme oft ein Lösungsansatz ist, so stellt sich die Situation bei pharmakologisch induzierter Adipogenese anders dar und lässt sich durch verminderte Kalorienaufnahme nur schlecht in den Griff kriegen. Eine Vergleichstudie zur Gewichtszunahme unter Psychopharmaka zwischen den USA und China hat gezeigt, dass chinesische Patienten nach 2 Jahren Therapie eine geringere Gewichtszunahme erlitten. Diese Diskrepanz führte zu der Hypothese, dass der hohe Konsum grünen Tees an der verminderten Gewichtszunahme beteiligt sein könnte. Um diese Hypothese molekularbiologisch zu belegen, untersuchten wir den Effekt von Epigallocatechingallat (EGCG) auf eine durch Psychopharmaka induzierte Adipogenese in vitro.

Material und Methoden: Präadipozyten wurden aus humanem Fettgewebe isoliert, welches im Rahmen von Abdominoplastiken gewonnen wurde (n=10, Alter 18–66 J). Diese wurden sodann in vitro kultiviert und bei Konfluenz durch ein Differenzierungsmedium unter Anwesenheit von Clozapin und/oder EGCG zur Differenzierung gebracht. Die adipogene Differenzierung wurde durch die Aktivität der Glycerol-3-Phosphat-Dehydrogenase (GPDH), einem molekularen Marker der Adipogenese, sowie Ölrotfärbung evaluiert. Zusätzlich untersuchten wir den intrazellulären Redoxstatus mittels PCR und Superoxidanionen-Färbung.

Ergebnisse: Psychopharmaka (in Form von Clozapin) verursachten eine signifikante Steigerung der Präadipozytendifferenzierung (GPDH-Induktion um 20–30%, p<0.01), EGCG hingegen reduzierte die Differenzierung um 80% (p<0.001), in Anwesenheit von Clozapin um 50–60% (p<0.01), jeweils im Vergleich zur Standarddifferenzierung. Signifikante Superoxidanionenbildung zeigte sich unter Clozapin-Behandlung und verschwand unter Zugabe von EGCG.

Schlussfolgerung: Psychopharmaka stimulieren die Differenzierung von Fettvorläuferzellen zu reifen Fettzellen durch Erzeugung von Superoxidanionen und somit von intrazellulärem oxidativem Stress. Das Extrakt aus Grünem Tee EGCG ist bekannterweise ein starkes Antioxidanz und konnte in unserer Studie die Fettgewebsentstehung unter Antipsychotika-Einfluss effektiv verhindern, sodass nicht nur der klinische Einsatz von EGCG als Ko-Medikation bei Psychopharmakotherapie sinnvoll erscheint, sondern in der Behandlung der Adipositas generell eingesetzt werden sollte.