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Seltener Fall eines Kirschkernileus des Colon aszendens als Ursache von Abdominalschmerz über mehrere Dekaden und akuter Pseudoobstruktion
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Veröffentlicht: | 17. Mai 2010 |
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Gliederung
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Einleitung: Bei der 80-jährigen Patientin bestand eine annähernd 40-jährige Anamnese mit intermittierenden, kolikartigen Bauchschmerzen, die letzten 5 Jahre mit deutlicher Intensitätszunahme, dem Auftreten einer Schwellung rechtsabdominal und chronischer Obstipation. Wiederholte Koloskopien und Röntgenuntersuchungen ergaben keinen pathologischen Befund. Lediglich wenige Monate vor Aufnahme wurde koloskopisch eine unüberwindbare Stenose im Bereich der rechten Flexur beschrieben. Biopsien und ein MRT ergaben keinen Tumorverdacht.
Die aktuelle Zuweisung erfolgte unter starken Bauchschmerzen. Klinisch zeigte sich ein Druckschmerz und eine tastbare, walzenförmige Resistenz im rechten Mittel- bis Oberbauch. In der Abdomenleeraufnahme zeigte sich ebenda ein röntgendichter Konglomerattumor, ohne ausgeprägte generelle Ileuszeichen.
Material und Methoden: Aufgrund der Vorgeschichte und der akuten aktuellen Beschwerden erfolgte die Indikationsstellung zur zunächst diagnostischen Laparoskopie. Nach ausgedehnter Adhäsiolyse und inspektorischem wie instrumentell-palpablem, dringendem Tumorverdacht erfolgte der Entschluss zur Hemikolektomie rechts nach onkologischen Prinzipien. Diese erfolgte in laparoskopisch-assistierter Technik mit isoperistaltischer Seit-zu-Seit Ileotransversostomie.
Ergebnisse: Das Präparat wurde eröffnet, es fand sich ein monströser Befund mit Hunderten von Kirschkernen. Pathologisch zeigte sich eine z.T. nekrotisierend-ischämische Valvulitis, Kolitis im Zoecum und Kolon ascendens und zahlreiche obturierende Kirschkerne in der Kolonlichtung.
Der postoperative Verlauf war unauffällig, die Entlassung erfolgte beschwerdefrei am 10. postoperativen Tag. Die Patientin ist 2 Jahre nach dem Eingriff abdominell beschwerdefrei, sie gab an seit der Kindheit regelmäßig Süßkirschen zu verzehren.
Schlussfolgerung: Nur wenige Fälle von Fruchtkernileus sind in der Weltliteratur beschrieben, meist sekundär nach resezierenden Mageneingriffen und nachfolgender Motilitätsstörung, seltener kuriose Befunde (Phytobezoar) bei abnormen vegetarischen Ernährungsgewohnheiten oder psychischen Störungen. Meist ist der Magenausgang und Dünndarm betroffen.