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Einsatz freier mikrochirurgisch arterialisierter venöser Lappen zur Defektdeckung an der oberen Extremität
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Kleine bis mittlere Defekte an der oberen Extremität und insbesondere an der Hand und an den Fingern, bei denen wichtige Organe, wie neurovaskuläre Bündel, Sehnen oder Knochen exponiert sind, werden üblicherweise mit lokalen oder regionalen Lappenplastiken gedeckt. Sind freie mikrochirurgische Lappen notwendig, so wird der Gewinn mit einer teils beträchtlichen Hebemorbidität bezahlt. Freie arterialisierte venöse mikrochirurgische Lappen können diesen Nachteil minimieren.
Material und Methoden
Im eigenen Vorgehen wird ein retrograd zu arterialisierender ausreichend großer venöser Lappen am Unterarm volarseitig an einem venösen Gefäß gehoben. Zusätzlich wird eine weitere drainierende Vene außerhalb der Hautspindel dargestellt. Dieser Lappen wird dann nach ausreichendem Debridement mikrochirurgisch im Empfängergebiet angeschlossen. Dabei wird darauf geachtet, dass die zuführende arterialisierte Vene entgegen den ursprünglichen Venenklappen und die drainierende Vene in der nativen Flussrichtung angeschlossen wird.
Ergebnisse
Bei bisher 5 Patienten (1 weibl. 4 männl., Durchschnittsalter: 32,5 Jahre) wurde jeweils ein vom Unterarm gehobener arterialisierter venöser Lappen erfolgreich transplantiert. Bei einer Patientin wurde wegen des großen benötigten Lappenausmasses eine zweizeitige Verpflanzung mit vorangehender Arterialisierung der zukünftigen Einstrohmbahn durchgeführt. Bei einem Patienten kam es nach 10 Tagen zu einer sekundären venösen Stase, so dass eine zusätzliche Spalthauttransplanation erforderlich wurde. Alle traumatisch bedingten Defekte konnten auf diese Weise zur Abheilung gebracht werden.
Schlussfolgerung
Retrograd arterialisierte venöse Haut- Subkutislappen vom Unterarm, die retrograd, also gegen den ursprünglichen Blutstrom im Empfängergebiet mikrochirurgisch angeschlossen werden, stellen eine Bereicherung des therapeutischen Spektrums zur Defektdeckung an der oberen Extremität dar. Durch die Nachbarschaft des Hebegebietes am Unterarm wird eine dünne, dem Empfängergebiet entsprechende Gewebetextur in den Defekt eingebracht. Anders als bei klassischen Lappen, wie z.B. dem Radialis-Lappen, werden keine Achsengefäße geopfert. Der Hebedefekt wird daher minimiert. Bei kleineren, am distalen Unterarm gehobenen adipokutanen Lappen, z.B. für Fingerdefektdeckungen, ist allerdings eine gründliche mikrochirurgische Erfahrung des Operateurs wegen der kleinen Gefäßkaliber Vorausetzung.