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Die Ausprägung des kalten Konservierungs-/Reperfusionsschadens der Leber ist abhängig vom Geschlecht des Organspenders
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Klinische Studien haben einen Einfluss des Geschlechts auf die Transplantat-Funktion, mit schlechterem Outcome bei weiblichen Spendern gezeigt. Eine experimentelle Arbeit zu kaltem Konservierungs-/Reperfusionsschadens mit University of Wisconsin-Lösung konnte diese klinische Beobachtung bestätigen. Da zur Zeit das Interesse an Histidin-Tryptophan-Ketoglutarat (HTK)-Lösung als Konservierungslösung zunimmt, sollte die vorliegende Studie klären, inwieweit das Geschlecht des Organspenders unter Anwendung von HTK-Lösung die Ausprägung des kalten Konservierungs-/Reperfusionsschadens beeinflusst.
Material und Methoden
Lebern von Sprague-Dawley-Ratten wurden mit eiskalter HTK-Lösung perfundiert und für 24h kalt konserviert. Anschließend erfolgte im Modell der isoliert-perfundierten Leber eine 2-stündige Reperfusion mit 37°C-temperiertem Krebs-Henseleit-Puffer. Mittels Epi-Illumination-Fluoreszenz-Mikroskopie wurde das Ausmaß des apoptotischen Gewebeschadens evaluiert. Als Parameter der hepatozellulären Funktion, Integrität und Metabolismus wurden Gallefluss, Sauerstoffverbrauch, CO2-Produktion, K+-Efflux und Leberenzym-Aktivität im Effluat bestimmt. Abschließend wurde die hepatozelluläre Vitalität mit Hilfe einer Trypanblau-Perfusion überprüft. MW±SEM; ungepaarter Student’s t-Test.
Ergebnisse
Der portalvenöse Druck verringerte sich während der Reperfusion ohne signifikanten Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Weibliche Lebern zeigten im Vergleich zu männlichen einen höheren Sauerstoffverbrauch (weiblich (W): 1.07±0.06μmol/min*g vs. männlich (M): 0.93±0.05μmol/min*g; p<0.05), was auf eine verbesserte Stoffwechsellage hindeutet. Die signifikant höhere K<sup+-Konzentration im Flushing-Effluat von männlichen Lebern (M: 1.08±0.10mmol/L vs. W: 0.66±0.07mmol/L; p<0.05) weist auf einen erhöhten zellulären Schaden während der Konservierung hin. Nach 2-stündiger Reperfusion fanden sich im Vergleich zum Zeitpunkt direkt nach kalter Ischämie eindeutige Zeichen des Reperfusionsschadens. Mittels Fluoreszenzmikroskopie ließ sich zeigen, dass weibliche Lebern (11.4±1.9%) im Gegensatz zu männlichen (20.6±1.1%; p<0.05) weniger Apoptose bei der Reperfusion aufweisen. Dies ging mit einem signifikanten Anstieg des durchschnittlichen Galleflusses einher (W: 0.38±0.05μL/min*g vs. M: 0.25±0.03μL/min*g). Darüber hinaus war die Leberenzymaktivität im Flushing-Effluat sowie nach Reperfusion bei weiblichen Lebern signifikant geringer (AST im Flushing-Effluat: W: 18.6±2.8U/L vs. M: 87.6±16.4U/L; p<0.05). Histologisch zeigten Lebern von weiblichen Spendern einen geringer ausgeprägten Gewebeschaden mit einer Verminderung der zytoplasmatischen Vakuolisierung, der Endothelzell-Ablösung und der Plasmamembran-Schädigung.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse zeigen, dass weibliche Lebern im Vergleich zu männlichen mit HTK-Lösung besser geschützt werden. Dies könnte auf die erhöhte Histidase-Aktivität bei männlichen Lebern zurückzuführen sein, welche zur Steigerung des Histidin-Abbaus führt und dadurch die intrazelluläre Pufferkapazität der HTK-Lösung beeinträchtigt.