Article
Operationstechniken und Nachblutungszeitpunkt der Tonsillektomie
Search Medline for
Authors
Published: | April 22, 2008 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Im internationalen Vergleich scheinen unterschiedliche Operationstechniken bei der Tonsillektomie (TE) als Standard definiert zu sein. In der aktuellen Literatur wird die Operationstechnik als ein Risikofaktor für Blutungen nach TE angesehen. Hierbei besteht offenbar ein Zusammenhang auch zum zeitlichen Auftreten der Nachblutungen. Letale Verläufe werden in der Literatur immer noch inadäquat diskutiert.
Methode: An insgesamt 156 deutschen Ausbildungskliniken, hierunter 37 Universitätskliniken, wurde nach der gelehrten Operationstechnik, der Inzidenz von Primärblutungen, Zahl der vorgenommenen Eingriffe und versorgten Blutungen mit letalem Ausgang gefragt. Die Umfrage erfolgte per Anschreiben, die Anonymisierung durch den Justitiar der deutschen HNO-Gesellschaft.
Ergebnisse: 133 der angeschriebenen 156 Kliniken beantworteten die Anfrage bis zum November 2007(85,3%). Im Jahr 2006 wurden insgesamt 52.076 Eingriffe vorgenommen (durchschnittlich 391 Eingriffe/Klinik; Median: 358; STD: 195,86). In den meisten Kliniken (104) wird ausschließlich die kalte Dissektion praktiziert. In 78 Kliniken wird sowohl die Umstechungsligatur wie auch elektrochirurgische Maßnahmen zur Blutungsstillung angewandt. Überwiegend wurden Sekundärblutungen (>24 h) revisionspflichtig (92). Drei Nachblutungen verliefen tödlich: ein Mal nach Tumortonsillektomie und in je einem alio loco operierten Patienten nach Tonsillotomie und Tonsillektomie.
Schlussfolgerung: Der Begriff „Standard“ bei der TE schließt verschiedenste Techniken sowohl bei der Dissektion wie auch Blutungstillung ein. Der Zeitpunkt einer Nachblutung hängt mit statistischer Signifikanz von der Operationstechnik ab. Letale Verläufe sind seltener als vermutet, aber auch nach Tonsillotomie möglich.