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Fokale Hornhautendothelepitheldekompensation durch flottierenden Fremdkörper in der Vorderkammer
Focal corneal decompensation caused by a floating foreign body in the anterior chamber
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Published: | September 18, 2006 |
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Ziel
Eine seltene Differentialdiagnose einer fokalen Hornhautendothelepitheldekompensation (HEED) besteht in einem in der Vorderkammer frei flottierenden Fremdkörper. Wir präsentieren einen solchen Fall, der zunächst einem erfolglosen antiviralen Therapieversuch unterzogen wurde bei Verdacht auf eine herpetische Hornhautendotheliitis.
Methode
Ein 49-jähriger sonst gesunder Patient stellte sich mit seit 4 Monaten zunehmender Visusminderung und Erhöhung der Blendungsempfindlichkeit vor. Er war bereits vergeblich einer lokalen Steroid- und Aciclovirtherapie unterzogen worden. Anamnestisch wurde von einem 9 Jahre zurückliegenden Autounfall mit Windschutzscheibenzersplitterung, jedoch ohne erinnerliches okuläres Trauma berichtet. Die klinische Untersuchung zeigte am rechten Auge eine fokale HEED der inferioren Hornhauthälfte, eine parazentrale durchgreifende Hornhautnarbe von 2mm Länge, sowie einen gonioskopisch sichtbaren Glasfremdkörper (1,0x0,7mm) im Kammerwinkel bei 6 Uhr. Der bestkorrigierte Visus betrug bei Erstvorstellung 0,2, jedoch mit starker subjektiver Beeinträchtigung durch das inferior eingeschränkte Gesichtsfeld. Die spiegelmikroskopische Hornhautendotheluntersuchung zeigte im klaren superioren Anteil eine Endothelzellzahl von 550 Zellen/mm2 mit deutlichem Pleomorphismus und Polymegalismus.
Ergebnisse
Bei dem Patienten wurde eine komplikationslose perforierende Excimerlaser-Keratoplastik (Durchmesser 8,0mm/8,1mm) mit intraoperativer Fremdkörperentfernung aus dem Kammerwinkel durchgeführt. Im weiteren Heilungsverlauf kam es zu einem komplikationslosen Einheilen des Transplantats. Der bestkorrigierte Visus drei Monate postoperativ betrug 0,4.
Schlussfolgerungen
Bei fokaler HEED und Traumaanamnese sollte an die Persistenz eines Fremdkörpers in der Vorderkammer gedacht werden. Kleinste Fremdkörper aus Glas können bei inerter Eigenschaft jahrelang symptomlos in der Vorderkammer persistieren und durch körperliche Bewegung flottieren und zur allmählichen Endothelschädigung und Hornhautdekompensation führen. Vor allem bei therapieresistenten Formen ohne ersichtliche Hornhauterkrankung ist ein intrakameraler Fremdkörper auch ohne Traumaanamnese auszuschließen.