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Rotations- versus Gleitkern bei lumbalen Bandscheibenendoprothesen – Biomechanische Implikationen
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Published: | October 16, 2008 |
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Fragestellung: Die freie Translationsfähigkeit und das variable Drehzentrum sind die zwei postulierten Hauptmerkmale, die eine nicht gekoppelte Bandscheibenendoprothese (BSP), wie zum Beispiel die Charité-Prothese (CP), von den gekoppelten BSP unterscheidet. Jedoch basieren diese Postulate für die CP auf der Behauptung, dass es sich bei der Gleitpaarung der CP um ein Gleitkern handelt. Aufgrund dieser postulierten Unterschiede wird der CP, im Vergleich zu gekoppelten Prothesen, eine bessere Beweglichkeit, eine geringere Facettenbelastung und ein variables Drehzentrum zugesprochen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, diese Postulate zu überprüfen.
Methodik: Vergleich von zwei verschiedenen ungekoppelten Gleitpaarungen (Gleitkern versus Rotationskern) in Bezug auf 1) eine mögliche freie Translationsfähigkeit und 2) die Möglichkeit das Drehzentrum zu variieren.
Ergebnisse: Im Rahmen der Analyse konnte gezeigt werden, dass es sich bei der Gleitpaarung der CP nicht um Gleitkern, sondern um ein Rotationskern handelt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das PE-Inlay der CP mit der oberen bzw. unteren Platte ein ultrakongruentes Gelenk bildet, welches nur rotatorische Bewegungen des konvexen PE-Inlays im konkaven Gelenkpartner erlaubt. Diese entscheidende und bis zum heutigen Zeitpunkt irrtümlich postulierte Eigenschaft wiederum ist beweisend für die Tatsache, dass die Fähigkeit der CP eine freie Translation durchzuführen mit zunehmender Flexion bzw. Extension abnimmt. Die Feststellung, dass die CP keine freie Translationsfähigkeit besitz wird insbesondere bei Betrachtung einer Maximalbewegung evident, bei der die Translation fest vorgegeben ist und funktionell einer gekoppelten Prothese entspricht. Weiterhin ist im Vergleich zu einer gekoppelten Prothese, bei einer maximalen Extension der CP, eine unphysiologische, anteriore Translation möglich, welche ein Impingement im Bereich der Facettengelenke sehr wahrscheinlich erscheinen lässt. Zusätzlich konnte festgestellt werden, dass bei einem Rotationskern, wie bei der CP, das Drehzentrums nicht über den gesamten Bewegungsausmaß der Prothese variabel ist. Mit zunehmender Bewegung wird das Areal an möglichen Drehzentren kleiner und befindet sich bei einer Maximalbewegung in der Mitte des Inlays, was anatomisch der Mitte des Zwischenwirbelraumes entspricht. Unter Berücksichtigung der Literatur entspricht dies nicht dem physiologischen Drehzentrum eines gesunden Bewegungssegmentes.
Schlussfolgerung: Bei der CP handelt es sich faktisch um ein Rotationskern mit den dazugehörigen biomechanischen Konsequenzen für das Bewegungssegment. Nur eine ungekoppelte Prothese mit einem Gleitkern kann eine freie Translation durchführen und besitzt eine variables Drehzentrum, auch bei einer maximal möglichen Bewegung der Prothese.