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Navigierte Osteosynthese des hinteren Beckenrings. Experimentelle und klinische Erfahrungen
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Published: | October 9, 2007 |
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Fragestellung: Im Rahmen einer experimentellen Untersuchung wurde evaluiert, welches Navigationsverfahren bei der perkutanen Iliosakralverschraubung in Rückenlage die besten Ergebnisse aufweist und anschließend zunächst die 2D-fluoroskopische Navigation in die klinische Routine implementiert.
Material und Methoden: Der experimentelle Teil der Studie wurde an 20 fixierten Humankadavern vorgenommen. Zur Durchführung der navigierten Prozedur wurde ein aktives optoelektronisches System verwendet. Vier Behandlungsgruppen (konventionell, 2D- und 3D fluoroskopisch navigiert, CT-Navigation, pro Gruppe n=20 Schrauben) wurden hinsichtlich Praktikabilität, Präzision und Strahlenexposition miteinander verglichen. Im klinischen Teil der Studie wurden bislang 35 Patienten mit überwiegend nicht oder gering verschobenen Frakturen nach perkutaner Verschraubung in Rückenlage prospektiv untersucht. Die postoperative Schraubenlage wurde in beiden Studienarmen mittels CT kontrolliert.
Ergebnisse: Die Daten der experimentellen Untersuchung zeigten pro Schraube eine Eingriffsverlängerung durch den Einsatz der navigierten Verfahren im Vergleich zur konventionellen Technik (2D: p<0,001, 3D: p>0,05, CT: p<0,001). Nach Abflachen der jeweiligen Lernkurve verblieb bei den bildwandlergesteuerten Navigationsverfahren allerdings nur noch ein geringer zeitlicher Mehraufwand. Die intraoperative Durchleuchtungszeit wurde bei Anwendung aller navigierten Verfahren gegenüber der konventionellen Verschraubung signifikant gesenkt (p jeweils <0,001). Die Fehlplatzierungsrate betrug bei der konventionellen und der 2D-fluoroskopisch navigierten Verschraubung jeweils 20% während die 3D-fluoroskopisch gesteuerte Navigation ohne Implantatfehllagen blieb (p>0,05). In Analogie zu den Erfahrungen aus den Kadaverversuchen resultierte beim klinischen Einsatz der 2D-Navigation gegenüber konventionell verschraubten Patienten (n=13) eine Verlängerung der OP-Zeit, eine signifikante Reduktion der intraoperativen Röntgenzeit und eine geringere Fehlplazierungsrate (8% vs 17%, p>0,05).
Schlussfolgerungen: Unsere Versuche zeigen, dass bildwandlergestützte Navigationsverfahren aufgrund ihrer hohen Praktikabilität zur perkutanen Verschraubung von Verletzungen des hinteren Beckenrings bestens geeignet sind, wobei die experimentellen Vorversuche wesentlichen zum störungsfreien Einsatz der Navigation in der klinischen Routine beitrugen. Während beide fluoroskopisch gestützten Verfahren die intraoperative Röntgenexposition reduzieren, vermag nur die 3D-fluoroskopische Navigation die Präzision der Schraubenplazierung gegenüber der konventionellen Technik entscheidend zu verbessern. Das 3D-fluoroskopische Verfahren ermöglicht ausserdem die intraoperative Schnittbildgebung, sodass Repositionsqualität und Schraubenlage potentiell noch während der OP kontrolliert und ggf. korrigiert werden können.