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Thorakolumbale Wirbelfrakturen: ist die dorsale Spondylodese ausreichend?
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Die Art der operativen Versorgung thorakolumbaler Wirbelfrakturen wird weiterhin sehr kontrovers diskutiert, wobei von ausschließlicher dorsaler Spondylodese über kombinierte Verfahren bis hin zur ausschließlichen ventralen Stabilisierung sämtliche Methoden propagiert werden. Neben der radiologisch zu demonstrierenden kompletten Wiederherstellung der Anatomie sind noch weitere Faktoren, wie beispielsweise die Fähigkeit in den alten Beruf zurückzukehren oder die Minderung der Erwerbsfähigkeit von entscheidender Bedeutung für das Endergebnis.
Ist eine alleinige dorsale Spondylodese ausreichend, um unter diesem Aspekt gute Ergebnisse zu erzielen?
Methoden
Vom 1985 bis 2000 wurden 375 thorakolumbale Wirbelfrakturen mittels temporärer dorsaler Spondylodese mit einem multidirektional winkelstabilen Druckplattenfixateur interne operativ versorgt. Das Implantatdesign war über den gesamten Zeitraum unverändert, lediglich das Material wurde von Stahl auf Titan gewechselt. Die Schrauben haben im LWS- und unteren BWS-Bereich einen Kerndurchmesser von 4,2 mm und einen Gewindedurchmesser von 5,5 mm. Die Schraubenköpfe werden durch Aufbringen von Druckplatten in der Position, in der sie eingebracht wurden, verblockt und so die Winkelstabilität erreicht.
Bei den 375 Frakturen handelte es sich gemäß der Einteilung nach Wolter um 1 A-, 191 AB-, 123 ABC- und 60 ABCD-Frakturen. An postoperativen Komplikationen wurden 9 Fehllagen von Pedikelschrauben (6 mal mit radikulärer Symptomatik), 6 Infekte, 4 ungenügende Hinterkantenrepositionen und 1 Liquorfistel beobachtet. In keinem Fall musste während des stationären Aufenthaltes eine zusätzliche ventrale Stabilisierung erfolgen. Postoperativ wurde für 3 Monate ein Korsett verordnet, die Metallentfernung erfolgte nach 6 - 9 Monaten.
Ergebnisse
Von den 375 Frakturen ereigneten sich 133 im Rahmen von Arbeits- oder Wegeunfällen. Die Auswertung dieser 133 Patienten erfolgte retrospektiv durch Sichtung der Gutachten, die für die Berufsgenossenschaften erstellt wurden. Bisher konnten 75 von 133 Patientenausgewertet werden. Von ihnen kehrten 72% in den alten Beruf zurück. Die Minderung der Erwerbsfähigkeit lag in 45% der Fälle bei 10%, in 36% der Fälle bei 20%, in 11% bei 30% und in 8% bei über 30%, wobei es sich hier um polytraumatisierte Patienten handelte.
Schlussfolgerungen
Die bisher ausgewerteten Fälle zeigen, dass nach temporärer dorsaler Spondylodese von thorakolumbalen Wirbelfrakturen bei niedriger Komplikationsrate in ¾ der Fälle eine Rückkehr in den alten Beruf möglich war und dass nur in etwas mehr als der Hälfte der Fälle eine rentenberechtigende MdE resultierte. Diese Zahlen zeigen, dass in den meisten Fällen, die ausschließliche dorsale Spondylodese ausreichend ist.