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Konservative Behandlung von Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule: Ergebnisse einer retrospektiven Studie
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Sind die frühfunktionelle oder klassisch konservative Therapie bei thorakolumbalen Verletzungen noch zeitgemäß und gegenüber operativen Techniken konkurrenzfähig?
Methoden
In den Jahren 1990 bis 1993 wurden 40 Patienten mit 62 Frakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule frühfunktionell oder klassisch konservativ nach Magnus in der Klinik für Unfallchirurgie der Martin-Luther-Universität Halle behandelt. 34 der Verletzten konnten nach einem Intervall von durchschnittlich 3,75 Jahren nachuntersucht werden. Die konservative Therapie wurde frühfunktionell, klassisch nach Magnus und in einigen Fällen nach Böhler durchgeführt. Nach der AO-Klassifikation handelte es sich im wesentlichen um A-Frakturen, nur dreimal kamen B-Verletzungen zur konservativen Behandlung.
Ergebnisse
Mehrsegmentverletzungen der Brustwirbelsäule entwickelten bei konservativem Vorgehen klinisch und radiologisch eine erhebliche Kyphose, im Einzelfall bis zu 24°. Gleichzeitig lagen aber nur geringe belastungsabhängige Beschwerden vor, sekundäre neurologischen Beeinträchtigungen entwickelten sich nicht. In der funktionell behandelten Gruppe betrug die Nachsinterung im Schnitt 1° (0 bis 8°). In der klassisch konservativen Gruppe wurde durchschnittlich eine kyphotische Nachsinterung von 2° beobachtet, bei A-3-Frakturen bis zu 12°. Der Repositionsgewinn der nach Böhler behandelten Frakturen ging nach Korsettabnahme bei allen Patienten vollständig verloren. Die subjektive Einschätzung des Behandlungsergebnisses wurde in der funktionellen Gruppe zu 60 % mit gut, in der klassisch konservativ behandelten Gruppe zu 50 % mit gut eingeschätzt. Die AU-Dauer in der klassisch behandelten Gruppe war mit 6 Monaten durchschnittlich doppelt so hoch wie in der funktionellen Gruppe. Die B-Verletzungen wiesen jeweils das schlechteste Behandlungsergebnis hinsichtlich Schmerzen, anhaltenden neurologischen Beeinträchtigungen und unbefriedigender beruflicher Rehabilitation auf.
Schlussfolgerungen
Die funktionell konservative Behandlung von stabilen Wirbelbrüchen stellt eine komplikationsarme Methode mit guten Ergebnissen dar. Auch temporär instabile Frakturen sind mit gutem Outcome, jedoch eher über klassisch konservatives Vorgehen behandelbar.
Das Korsett kann ein Nachsintern und somit den völligen Repositionsverlust nicht verhindern. Mehrsegmentfrakturen der Brustwirbelsäule neigen zu erheblicher Kyphosenbildung. B-Verletzungen sollten vorwiegend operativ stabilisiert werden.