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Der Base Excess des schwerverletzten Kindes als Indikator für die anatomische- und physiologische Verletzungsschwere: eine Analyse mit Hilfe des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Beim schwerverletzten Erwachsenen spielt der Base Excess als frühzeitig verfügbarer, metabolischer Indikator der posttraumatischen Gewebehypoxie im klinischen Verlauf eine wichtige Rolle. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es beim schwerverletzten Kind den Zusammenhang zwischen dem Base Excess und dem Grad der anatomischen- und physiologischen Verletzungsschwere ebenfalls aufzuweisen.
Methoden
Die Analyse erfolgte auf der Grundlage der multizentrischen, prospektiven, standardisierten und anonymisierten Dokumentation schwerverletzter Patienten im Traumaregister der DGU (1993-2002; n=14.110). Analysiert wurden alle primär versorgten schwerverletzten Kinder (bis 16 Jahre) mit Angaben zum Base Excess bei Krankenhaus- und Intensivaufnahme. Die Kinder wurden in 5 Kategorien abnehmender Base Excess Werte (BE) unterteilt:
Kategorie I: BE>2, Kategorie II: 2>BE>-2, Kategorie III: -2>BE>-6, Kategorie IV: -6>BE>-10, Kategorie V: BE<-10.
Es folgte eine Analyse der anatomischen Verletzungsschwere, der posttraumatischen Hämodynamik, des Volumen- und Transfusionsbedarfs, der Metabolik, der Koagulation, sowie der Letalität.
Ergebnisse
342 schwerverletzte Kinder (Altersdurchschnitt 11,2 Jahre, 62,2% männlich, ISS im Mittel 23,8 Punkte, Letalität 14,3%) konnten eingeschlossen werden. Mit zunehmender Base Excess Kategorie fand sich ein signifikanter Abfall des systolischen Blutdrucks (von 117 mmHg auf 81 mmHg) und Anstieg der Pulsfrequenz. Der Volumen- und Transfusionsbedarf bis zur Intensivaufnahme stieg ebenfalls (von 1,7 auf 15 EKs) mit zunehmender Base Excess Kategorie als Ausdruck der hämodynamischen Instabilität signifikant an. Während sich mit zunehmender Base Excess Kategorie ein signifikanter Anstieg des Laktatspiegels (von 3,1 auf 20,8 mmol/L) zeigte, kam es zu einem entsprechenden Abfall des Quickwertes (von 78% auf 37%). Die Letalität nahm mit zunehmender Base Excess Kategorie signifikant zu (von 4,7% auf 57,1%). Im klinischen Verlauf zeigten die Kinder mit einem Base Excess >-6 bei Klinikaufnahme ("gute Prognose") und weiterhin fortbestehendem Base Excess > -6 bei Verlegung auf die Intensivstation die geringste Letalitätsrate (7,8%), während Patienten mit einem Base Excess <-6 ("schlechte Prognose") bei Klinikaufnahme und weiterhin fortbestehendem Base Excess < -6 bei Verlegung auf die Intensivstation die höchste Letalitätsrate aufwiesen (47,6%; p<0,01).
Schlussfolgerungen
Diese Daten bestätigen an einer großen Datenbank, dass der Base Excess auch für das schwerverletzte Kind ein frühzeitig verfügbarer, potentiell wichtiger Indikator zur Identifizierung von Traumapatienten mit hämodynamischer Instabilität, hohem Volumen- und Transfusionsbedarf, Dekompensation der Metabolik und Gerinnung und hoher Letalität ist. Mit Hilfe des Base Excess kann möglicherweise die frühzeitige, aggressive Therapie der traumainduzierten Gewebehypoxie besser gesteuert werden.