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Zuverläßigkeit der Triage-Versorgung nach der Feuerkatastrophe in Volendam
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Published: | October 19, 2004 |
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Fragestellung
Korrekte Triage ist entscheidend sowohl für eine adequate Notfallbehandlung als auch für die Prioritätensetzung beim Transport der Patienten, die in ein großes Unfallgeschehen verwickelt sind. Das Ziel dieser Studie war es, die Triage-Versorgung, die bei der Feuerkatastophe von Volendam, Niederlande, Neujahr 2001, angewandt wurde, in Hinblick auf den Schweregrad der Brandverletzung, das Vorhandensein von Verletzungen des respiratorischen Trakts und ihrer Auswirkungen auf die unmittelbare medizinische Versorgung und die Prioritätensetzung beim Transport der Verletzten zu untersuchen.
Methoden
Triage-Daten der Notfälle der Feuerkatastrophe, bestehend aus Vor-Ort- und Notfallaufnahme-Einschätzungen bezüglich der Brandwundengröße, in Prozent der Gesamtkörperoberfläche (TBSA) ausgedrückt, und dem Vorhandensein von Verletzungen des respiratorische Trakts, wurden retrospektiv ausgewertet. Sie wurden mit der endgültigen Einschätzung der Verletzungen nach erfolgter Krankenhausaufnahme verglichen. Sowohl die Übereinstimmungen der TBSA-Ergebnisse als auch die der diagnostischen Parameter zur Einschätzung respiratorischer Verletzungen wurden berechnet. Der Effekt von Vor-Ort-Intubationen und des Zeitpunkt des Eintreffens von Schwer- und Leicht(er)verletzten im Krankenhauses wurden ausgewertet.
Ergebnisse
Von den 245 Verletzten waren 162 Männer und 83 Frauen. Das Durchschnittsalter betrug 17,3 Jahre (SD ± 2,5, Range von 13 bis 27 Jahren). Der endgültige TBSA-Median lag bei 12 % (Range 0-95 %). Bei 87 Personen kam es zu Verletzungen des respiratorischen Trakts (36 %). Die Übereinstimmungen zwischen der Vor-Ort- (n=46) und endgültigen TBSA-Einschätzung waren eher enttäuschend (PCC=0.77; R2 =0.60). Die TBSA-Einschätzungen in der Notfallaufnahme (n= 78) waren genauer (PCC =0.96; R2 =0.93). Die Diagnose von Atemwegsverletzungen, sowohl noch am Unfallort (n=79, sens. 100%, spec. 24%, PPV 74%, NPV 100%), als auch in der Notfallaufnahme durchgeführt (n=198, sens. 99%, spec. 36%, PPV 47%, NPV 98%), stellte sich als sensitiv nicht aber spezifisch heraus. 8 Patienten wurden am Unfallort intubiert. Ihre Verletzungs- und Traumaparameter unterschieden sich nicht von denen der 73 Patienten, die erst später im Krankenhaus intubiert wurden. Es gab keinen Unterschied zwischen dem Zeitpunkt der Aufnahme von Schwer- und Leichtverletzten im Krankenhaus (p=0.55).
Schlussfolgerungen
Entsprechend dieses schweren Brandunglücks war die Einschätzung der Brandverletzung unter präklinischen Bedingungen ungenau. Die Diagnose von Atemwegsverletzungen war zwar genau, resultierte aber aus ‚Überversorgung’, sowohl noch am Unfallort als auch in der Notfallaufnahme. Triage führte nicht zu einem schnelleren Abtransport der am schwersten Verletzten. Die genaue Einschätzung von Brandverletzungen ist praktisch nur in einer klinischen Umgebung sinnvoll durchzuführen. Deshalb hat der schnelle Transport von Verletzten ins Krankenhaus die höchste Priorität, geht es um große Unfallgeschehen mit Brandverletzten.