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Objektive und subjektive Jahresergebnisse nach Tibia-(Kompressions-)Marknagelung bei distalen Grenzindikationen.
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Published: | November 11, 2003 |
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Fragestellung
Ist die Tibia-(Kompressions-)Marknagelung auch für komplexe und gelenknahe Frakturen einsetzbar? Welche objektiven und subjektiven Ausheilungsergebnisse liegen 1 Jahr nach (Kompressions-)Marknagelung distaler Tibiafrakturen vor?
Methodik
Von 03/01 bis 12/02 wurden 51 Tibiafrakturen (16 Frauen, 35 Männer von 16-89 Jahre) mittels Marknagelung operativ stabilisiert, 62% wurden bisher prospektiv klinisch-funktionell standardisiert nachuntersucht. Kriterium für die Einbestellung war ein postoperativer Zeitraum von mindestens 6 Monaten. Operiert wurden Monoverletzungen als auch polytraumatisierte Patienten mit 20 Typ A-, 16 Typ B-, 10 Typ C-Frakturen sowie 2 Gelenkfrakturen des Typs A. Von 24 offenen Frakturen waren 11 erstgradig, 11 zweitgradig und 2 drittgradig offen. 4 Pseudarthrosen sowie 8 korrigierende Eingriffe wurden mittels Kompressionsnagelung behandelt. 45,1% der Frakturen lagen in den beiden distalen Schaftfünfteln, 15,7% waren Mehretagenfrakturen. Implantiert wurden 47 (T2-) Kompressionsmarknägel und 4 UTN.
Zur Evaluation wurde eine klinisch-funktionelle sowie radiologische Nachuntersuchung nach durchschnittlich 13,7 Monaten durchgeführt. Die Bewertung der Alltagsfunktion erfolgte mittels der Lower Extremity Functional Scale (LEFS) und anhand der Kriterien von Neer. Zudem wurde eine isometrische und isokinetische Drehmomentmessung der OS-Muskulatur im Beinvergleich durchgeführt (Multi-Joint System 3 Pro, Fa. Biodex).
Ergebnisse
Unter Berücksichtigung relevanter Begleitverletzungen und limitierender Grunderkrankungen bei 23,1% der Pat. zeigte sich ein durchweg gutes postoperatives Ergebnis. Beobachtet wurden je ein subcutaner Infekt am proximalen Bolzen- und am Nageleintritt. 7,7% der Patienten wiesen eine Achsabweichung von 10° auf. Es wurden keine Pseudarthrosen oder Implantatversagen beobachtet. Die Zufriedenheit der Patienten wurde mit 79% auf einer visuellen Analogskala angegeben. Beim LEFS wurde mit im Mittel 84% ein gutes und mit 88,7 Punkten beim Neer-Score ein exzellentes Ergebnis erreicht. Objektiv gemessen wiesen bei der isometrischen Maximalkraftmessung jedoch 83,3% der Patienten im Beinvergleich auf der verletzten Beinseite bei Extension eine maximale Drehmomentminderung von 21,5% auf, bei der isokinetischen Messung war sogar bei 94,4% eine Drehmomentminderung von 31,4% bei Extension und von 22,1% bei Flexion im Kniegelenk feststellbar.
Schlußfolgerungen
Die Tibia-(Kompressions-)Marknagelung ist ein geeignetes Verfahren zur Therapie komplexer und offener Tibiafrakturen, mit der auch weit distale und OSG-beteiligende Frakturen versorgt werden können. Dies wird durch die Möglichkeit einer sehr weit distalen Verriegelung des T2-Nagels ermöglicht. Nach US-Frakturen ist nach im Mittel 14 Monaten noch eine Kraftminderung der OS-Streck- und -beugemuskulatur nachweisbar, obgleich das Behandlungsergebnis von den Patienten als sehr gut eingestuft wird und die Kraftminderung im Alltag nicht bemerkt wird.