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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Ergebnisse der percutanen und offenen multipolaren Radiofrequenztherapie – ein innovatives Konzept zur effektiven und sicheren lokalen Therapie von Lebertumoren

Meeting Abstract

  • corresponding author K.S. Lehmann - Chirurgische Klinik I, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • B.B. Frericks - Klinik und Poliklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • T. Albrecht - Klinik und Poliklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • U. Zurbuchen - Chirurgische Klinik I, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • A. Roggan - Institut für Biomedizinische Technik und Physik, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • H.J. Buhr - Chirurgische Klinik I, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • J.P. Ritz - Chirurgische Klinik I, Charité - Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5802

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2006/06dgch672.shtml

Published: May 2, 2006

© 2006 Lehmann et al.
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Einleitung: Die Radiofrequenztherapie (RFA) ist ein mittlerweile weit verbreitetes Verfahren zur lokalen thermischen Ablation von Lebertumoren. Der klinische Einsatz der bislang zur Verfügung stehenden monopolaren Applikationssysteme ist durch die Gefahr unkalkulierbarer Energieflüsse, raschen Impedanzanstiegs, limitierter Läsionsgrößen und teilweise hoher Rezidivraten eingeschränkt. In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe wurde ein neues multipolares RF-Applikationssystem auf Basis eines bipolaren Funktionsprinzips entwickelt. Ziel der Studie war es, dieses System erstmals bei Patienten mit hepatischen Tumoren einzusetzen und seine Effektivität im Hinblick auf das induzierbare Läsionsvolumen und die Komplikationsrate zu bestimmen.

Material und Methoden: Verwendung fand ein bipolarer RF-Applikator (intern gekühlt, Durchmesser 1,8 mm, aktive Länge 40 mm, 2 Elektroden mit dazwischenliegendem Isolator). Im multipolaren Modus wurden bis zu 3 Applikatoren synchron eingesetzt und der Energiefluss so gesteuert, dass der Strom zu einem neuen Elektrodenpaar wechselte sobald es zu einem Impedanzanstieg kam. Eingeschlossen wurden Pat. mit irresektablen hepatischen Tumoren. Ausschlusskriterien waren: > 5 Metastasen, Durchmesser > 5cm, extrahepatische Tumormanifestation. Die Therapie erfolgte percutan oder im Rahmen einer Laparotomie unter CT-gesteuerter oder sonographischer Punktionskontrolle mit max. 3 Applikatoren. 24-48 h postinterventionell erhielten die Pat. eine KM-gestützte MR-Untersuchung zur Therapiekontrolle und Ermittlung des thermischen Läsionsvolumens.

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum von 01/2003 bis 08/2004 wurden 22 Patienten (16m, 6w, 69±9 J.) mit 35 Lebertumoren (31 CRC, 4 HCC) durch eine multipolare RFA behandelt. Es erfolgten 44 Ablationen (38 percutan, 6 offen). Die Therapie wurde als 3-fach Applikation (n=30), 2-fach-Applikation (n=6) oder 1-fach-Applikation (n=7) durchgeführt [Applikationsdauer: 32±14 Min (5-68); applizierte Energie: 90±61 kJ (8-251)]. Das thermische Läsionsvolumen betrug 47±23 ml (percutane RFA) und 63±32 ml (offene RFA, p<0,05) und korrelierte mit der applizierten Energie und Anzahl der Applikatoren. Nach offener RFA konnte ein max. Läsionsdurchmesser von 59±22 mm und nach percutaner RFA von 47±21 mm vermessen werden (p<0.05). Post-RF traten 1 Majorkompl. nach percut. RF (thermische Darmnekrose) und 17 Minorkompl. (Hämatom: 3, Pleuraerguss: 14) auf. Nach percut. Ablationen zeigte sich im postinterventionellen MRT bei 7 Läsionen residuales Tumorgewebe, das durch Re-Ablation behandelt wurde. Im Follow-up (1-19 Mon.) traten 8 extraläsionäre und 3 extrahepatische Rezidive auf.

Schlussfolgerung: 1. Das multipolare gekühlte RF-Applikationssystem erlaubt die sichere Zufuhr großer Energiemengen ohne vorzeitigen Impedanzabbruch mit der Induktion thermischer Läsionen bis zu einem Durchmesser von 6 cm. 2. Durch das bipolare Funktionsprinzip wird das Risiko abberrierender Energieflüsse und damit die Ausbildung von Kollateralschäden minimiert. 3. Bei geringer Komplikationsrate steht damit ein sicheres und effektives Radiofrequenzverfahren zur befundadaptierten Ablation von hepatischen Metastasen zur Verfügung.