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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Retrograde O2 Persufflation von Lebern –erste klinische Anwendung

Meeting Abstract

  • A. Paul - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen
  • corresponding author J. Treckmann - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen
  • T. Minor - Sektion Chirurgische Forschung, Medizinische Fakultät der Universität Bonn
  • M. Nagelschmidt - Biochemische und experimentelle Abteilung, Medizinische Fakultät der Universität zu Köln
  • M. Malagó - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen
  • C.E. Broelsch - Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5535

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2006/06dgch307.shtml

Published: May 2, 2006

© 2006 Paul et al.
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Einleitung: Ex– und in- situ Experimente haben gezeigt, dass die retrograde O2 Persufflation bei vorgeschädigten Organen in der Lage ist, die Organfunktion zu verbessern. Nach eigenen experimentellen Vorarbeiten mit dieser Technik wurde erstmalig dieses Verfahren beim Menschen im Rahmen der Lebertransplantation angewandt

Material und Methoden: Die retrograde Sauerstoffpersufflation wird mittels eines in die V. cava eingelegten Katheters durchgeführt. Der Sauerstoff entweicht über mittels einer Akupunkturnadel an der Leberoberfläche gleichmäßig erzeugte Öffnungen bei einem Druck von 18 mm Hg. Von 10/2003 bis 7/05 wurde insgesamt sieben mal im Rahmen einer Lebertransplantation bei marginalen Spendern dieses Verfahren angewandt in der Hoffnung auf einen positiven Effekt mit dem Augenmerk auf potentielle negative Ereignisse wie z. Bsp. Blutung aus den Einstichstellen. Die Dauer der Persufflation betrug 60 -90 Minuten. Vor und nach Persufflation sowie nach Reperfusion wurden Biopsien entnommen und eine ATP Bestimmung im Gewebe durchgeführt. Zu betonen ist, dass die Akzeptanz der Organe unabhängig von der Persufflationsmöglichkeit und –durchführung erfolgte und die Persufflation lediglich additiv bei marginalen Organen durchgeführt wurde.

Ergebnisse: Bei 5 der 7 Organspender war im unmittelbaren Verlauf vor Organspende eine Reanimation notwendig geworden mit zu postulierender Ischämiephase. In einem Fall handelte es sich um eine Leber mit einer Steatosis von 30- 50 % bei 78 jährigem Spender. Bei den Organen mit Z. n. Ischämie ergab sich eine auffallend stabile bis exzellente Primärfunktion nach Transplantation. Die Leber mit vorbestehender Steatosis hatte eine primäre Dysfunktion mit nachfolgender Retransplantation. Der Empfänger verstarb an einer intracerebralen Blutung. Die technische Durchführung der retrograden Persufflation war problemlos. Komplikationen durch die Persufflation ergaben sich nicht. Blutungen aus den Einstichstellen an der Leberoberfläche fanden sich nur bei einem Patienten, die nach Verbesserung der entgleisten Gerinnungssituation spontan sistierten. Die Bestimmung des ATP- Gehaltes im Gewebe zeigte eine Steigerung im Mittel um 70 %nach retrograder Persufflation.

Schlussfolgerung: Die retrograde Sauerstoffpersufflation ist auch in der klinischen Lebertransplantation durchführbar ohne Blutungskomplikationen. In 6 von 7 Fällen ergab sich eine möglicherweise verbesserte Primärfunktion. Ob die ausgeprägte Steatosis hepatis in ihrer Funktion nach Transplantation durch weitergehende Präservationsverfahren wirksam zu beeinflussen ist, ist fraglich. Eine Anwendung der retrograden Sauerstoffpersufflation in einer randomisierten Untersuchung ist nach den experimentellen Daten und bei in diesen Fällen demonstrierter klinischer Anwendbarkeit dringend erforderlich und in Vorbereitung.