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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Evaluation der routinemäßigen perioperativen Antibiotikaprophylaxe in der Hernienchirurgie – Ergebnisse nach konventioneller und minimal-invasiver Mesh-Implantation

Meeting Abstract

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  • corresponding author J.P. Ritz - Chirurgische Klinik I, Charite Campus Benjamin Franklin
  • J.C. Lauscher - Chirurgische Klinik I, Charite Campus Benjamin Franklin
  • H.J. Buhr - Chirurgische Klinik I, Charite Campus Benjamin Franklin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch4635

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2006/06dgch230.shtml

Published: May 2, 2006

© 2006 Ritz et al.
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Einleitung: Die Verwendung von alloplastischem Material in der Leistenhernienchirurgie hat in den vergangenen Jahren eine immer größere Verbreitung gefunden. Den vielen Vorteilen der Versorgung von Leistenhernien mit Kunststoffnetzen steht das Risiko einer komplikationsreichen Infektion des Fremdmaterials gegenüber. Um dieses Risiko zu senken wird in vielen Kliniken routinemäßig eine perioperative Antibiotikaprophylaxe bei der Implantation alloplastischen Materials angewendet. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der perioperatven Single-Shot-Prophylaxe auf die postoperative Wundinfektionsrate zu evaluieren, um die Notwendigkeit dieser Massnahme bei Patienten mit Inguinalhernien und elektiver Mesh-Versorgung zu überprüfen.

Material und Methoden: In die Studie aufgenommen wurden Patienten, bei denen von 01/97 bis 06/05 eine Leistenhernie durch ein konventionelles (Lichtenstein) oder minimal-invasives (TEP/TAPP) Reparationsverfahren versorgt wurde. Ausschlusskriterien waren inkarzerierte Hernien und Notfalleingriffe. Von 01/97 bis 12/99 erfolgte keine perioperative Antibiotikaprophylaxe, seit 01/00 wurde eine perioperative Single-Shot-Antibiotika-Prophylaxe mit Cefotiam (2 g) intravenös durchgeführt. Der peri- und postoperative Verlauf und die Komplikationen wurden durch ein EDV-gestütztes Online-Dokumentationssystem erfasst. Als Hämatom/Serom wurden nicht-infizierte, flächenhafte Flüssigkeitsansammlungen in der Leiste definiert, welche mindestens bis zur Entlassung persistierten.

Ergebnisse: Zwischen 1/97 und 06/05 wurden 900 Patienten im Alter von 17-97 Jahren (Mittel 55,2 Jahre) mit 1049 Leistenhernien [davon 172 (16,4%) Rezidivhernien] in die Studie eingeschlossen. In 492 Fällen (132 mal beidseitig) wurde die OP als TEP, in 51 (7) Fällen als TAPP und in 357 (10) Fällen nach Lichtenstein durchgeführt (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).Die Rate an Bauchdeckeninfekten konnte in der Lichtenstein-Gruppe nach Einführung der Antibiotika-Prophylaxe signifikant verringert werden (p=0,003). Dagegen blieb die Anzahl der Bauchdeckeninfekte in der TEP/TAPP-Gruppe nach Einführung der perioperativen Antibiose unverändert (p=0,88). Die Rate an Hämatomen/Seromen lag in der Lichtenstein-Gruppe unabhängig von der Antibiose signifikant höher als in der TEP/TAPP-Gruppe.

Schlussfolgerung: 1) Die konventionelle Leistenhernienversorgung mit Implantation alloplastischen Materials ist mit einem höheren Risiko an Wundinfekten behaftet als die minimal-invasive Technik. 2) Die Durchführung einer perioperativen Antibiotikaprophylaxe führt zu einer Reduktion der Wundinfektionsrate nach konventioneller Leistenhernienoperation. 3) Das Risiko für Wundinfektionen bei minimal-invasiven Leistenhernienoperation wird durch die Antibiotikagabe nicht beeinflusst. 4) Eine perioperative Antibiotikaprophylaxe sollte zur Senkung des perioperativen Infektionsrisikos bei konventioneller Leistenhernienoperation durchgeführt werden.