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Einfluß von Somatostatin auf die Magenentleerung nach pylorus-erhaltender Whipple-Operation: eine placebo-kontrollierte Doppelblindstudie
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Published: | June 15, 2005 |
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Einleitung
Die Inzidenz der verzögerten Magenentleerung nach Whipple-Operation wird in der Literatur mehrheitlich mit 30-50% angegeben. Octreotid® ist ein lang wirksames Somatostatin-Analogon und wird in der Pankreaschirurgie häufig zur Prophylaxe einer Pankreasfistel eingesetzt. Bei gesunden Probanden hemmt Somatostatin die Magenantrummotilität und bewirkt eine Verlängerung der Mund-Zökum-Transit-Zeit. Ziel der hier vorgestellten Studie ist die Überprüfung des Einflusses der periopera-tiven Verwendung von Somatostatin auf die Magenentleerung bei Patienten mit pylorus-erhaltender Whipple-Operation.
Material und Methoden
56 Patienten, welche konsekutiv aufgrund einer benigen oder malignen Erkrankung eine pylorus-erhaltende Whipple-Operation erhielten, konnten in die prospektive-randomisierte / placebo-kontrollierte Doppelblindstudie eingeschlossen werden. Nach Feststellung der Resektabilität wurden die Patienten randomisiert und erhielten verblindet 3x täglich entweder 100 μg Octreotid (Somatostatin) oder NaCL (Kontrolle) postoperativ über 7 Tage. Am 6. postoperativen Tag (POD) wurde ein H2-Atemtest nach Einnahme einer laktulosehaltigen Testmahlzeit zur Bestimmung der Mund-Zökum-Transit-Zeit sowie am 7. POD eine Magenszintigraphie zur Erhebung der Magenentleerungszeit durchgeführt. Mittelwert ± SEM; Gruppenvergleich mittels t-Test oder Mann-Whitney-U Test.
Ergebnisse
Beide Gruppen (Kontrolle; Somatostatin) waren gleichen Alters (64,2 ± 2,2 Jahre; 58,4 ± 2,2 Jahre) und Geschlechts (11/26 weiblich; 11/30 weiblich). Die Operationen wurden innerhalb einer gleichen Zeitspanne (313,7 ± 16,6 Minuten; 339,2 ± 20,0) mit der Notwendigkeit zur intraoperativen Substitution von Blutkonserven nur in Einzelfällen (0,55 ± 0,24 EK`s; 0,58 ± 0,32 EK`s) bei vergleichbarem Blutverlust (825 ± 111 ml; 775 ± 113 ml) durchgeführt. Der postoperative stationäre Gesamtaufenthalt war in beiden Gruppen gleich lang (17,3 ± 1,9 Tage; 18,2 ± 1,4 Tage). Die Mund-Zökum-Transit-Zeit war in beiden Gruppen leicht beschleunigt (66,7 ± 6,6 min; 63,3 ± 6,5 min), während die Magenentleerung am 7. postoperativen Tag eine Verzögerung in beiden Gruppen (98,6 ± 25,9 min; 68,6 ± 15,2 min) zeigte. Der Kostaufbau ab dem 5. POD konnte in beiden Patientengruppen zeitge-recht durchgeführt werden (10,6 ± 0,7 Tage; 10,7 ± 0,9 Tage), wobei es zu Verzögerungen im Kostaufbau aufgrund von Magenentleerungsstörungen in 11,5% (Kontrolle) respektive 20% (Somato-statin) der Patienten kam. Beide Patientengruppen zeigten im Vergleich zu präoperativ innerhalb der ersten 12 Wochen postoperativ einen Gewichtsverlust von 77,9 ± 2,9 kg auf 68,5 ± 2,0 kg (Kontrolle) respektive 75,8 ± 2,3 kg auf 69,2 ± 2,6 kg (Somatostatin).
Schlussfolgerung
Anhand dieser placebo-kontrollierten Studie konnte gezeigt werden, daß die Verwendung von Somatostatin als perioperative Prophylaxe bei der pylorus-erhaltenden Whipple-Operation keinen negativen Einfluß auf postoperativ auftretende Magenentleerungsstörungen hat. Die niedrige Rate an Magenentleerungsstörungen führen wir auf die Rekonstruktionstechnik mittels orthotopem Hochzug des Jejunum-Anschlußsegments zurück.