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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Die Organisation der Promovierendenvertretung (ProV) in der Tiermedizin

The organisation of internet-based representation for doctoral students (ProV) in veterinary medicine

Projekt/project Tiermedizin

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  • author Dirk Schaudien - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Institut für Pathologie, Hannover, Deutschland
  • corresponding author Alexandra Rauch - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für Rinder, Hannover, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2008;25(4):Doc100

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/journals/zma/2008-25/zma000585.shtml

Received: February 16, 2007
Revised: April 2, 2007
Accepted: May 29, 2007
Published: November 17, 2008

© 2008 Schaudien et al.
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Zusammenfassung

Die Promotionszeit stellt für viele Veterinärmediziner den so genannten dritten Teil der tiermedizinischen Ausbildung dar. Wie in anderen Fachbereichen auch, werden in dieser Phase Fähigkeiten zum vertieften selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten erworben. Deutschland- und europaweit sind bereits fachübergreifende Strukturen vorhanden, die Promovierende während dieser Zeit unterstützen und vernetzen sollen. Die Besonderheiten, die eine tiermedizinische Promotion mit sich bringt, werden dabei allerdings nicht berücksichtigt. An der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ist seit 2003 die Promovierendenvertretung ProV aktiv, die neben Informationsveranstaltungen über die Dissertation auch den Kontakt der Promovierenden untereinander fördert. Zudem wurden weitere Schritte unternommen, um ein gesamtdeutsches Netzwerk für Doktoranden im Fach Tiermedizin zu etablieren. Ein weiteres Ziel ist, den Aufbau von Doktorandenvertretungen an den einzelnen tierärztlichen Standorten zu unterstützen.

Die Organisation der Promovierenden und die Förderung des Informationsflusses innerhalb dieser Gruppe helfen letztendlich veterinärmedizinische Promotionen effektiver zu gestalten.

Schlüsselwörter: Doktorandenvertretung, Netzwerk, Promotionsstudium, Tiermedizin

Abstract

Doctoral studies in veterinary medicine represent the so-called “third part” of education in the field of veterinary medicine. During the preparation of a doctoral thesis, a graduate student should acquire skills for performing scientific work on an independent basis. Today, networks exist throughout Europe, including Germany, to support and connect doctoral students in most subject fields. However, specific support for performing a thesis in the field of veterinary medicine is not among these support networks. Therefore, specialized representation for doctoral students named ProV was founded at the University of Veterinary Medicine Hannover, in 2003. As a first step, this specialized representative network aimed to achieve a better flow of information and connection among doctoral students within the University of Veterinary Medicine Hannover. Moreover, additional steps to implement this network for use by other veterinary faculties throughout Germany have been undertaken. It is hoped that enhancing organization of doctoral students and easing the flow of information will ultimately contribute to improving the quality of doctoral theses in the field of veterinary medicine.

Keywords: doctoral students, network, thesis, veterinary medicine


Einleitung

Die Promotionszeit stellt einen Teil der tiermedizinischen Ausbildung dar, indem sie Fähigkeiten zum vertieften selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten vermittelt. Somit bildet sie zum einem die Grundlage für einen weiteren Werdegang in der Forschung, zum anderen stellt sie das Fundament für den forschungsorientiert arbeitenden Praktiker dar.

In der Tiermedizin erfolgt, im Gegensatz zur Humanmedizin [1], die Ausbildung zum wissenschaftlichen Arbeiten in Form einer Promotion erst nach dem Studium. Gebündelte Informationen über die allgemeinen Rahmenbedingungen sind im Allgemeinen weder den Tiermedizinern selbst, noch übergeordneten Instanzen zugänglich.

Europaweit bildeten sich bereits Strukturen, die den wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützen und Kontakte untereinander herstellen. So entstand die Plattform eurodoc (http://www.eurodoc.net), auf der inzwischen 26 nationale Verbände vereinigt sind. Jede einzelne hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Doktoranden fächerübergreifende Informationen über das Promovieren zur Verfügung zu stellen und Möglichkeiten zum Kommunizieren anzubieten.

Deutschlandweit operieren zwei Netzwerke. Dieses sind zum einen Thesis (http://www.thesis.de/), zum anderen die Promovierenden Initiative pi (http://www.promovierenden-initiative.de/). Diese Verbände haben gemeinsam, dass sie neben Promovierenden auch die Interessen der Jungakademiker in der Forschung vertreten.


Projektbeschreibung

Im Januar 2003 gründeten sieben DoktorandInnen und PhD-StudentInnen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) die Promovierendenvertretung ProV [2]. Damit wurde erstmals eine unabhängige Initiative geschaffen, mit dem Ziel, einen verbesserten Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Promovierenden der verschiedenen Studiengänge an der TiHo zu etablieren.

Um den Studierenden der höheren Semester das Thema Doktorarbeit näher zu bringen, bietet die ProV in Zusammenarbeit mit Professoren der TiHo einmal jährlich einen Informationsabend an. Die Referenten kommen aus verschiedenen Instituten und Kliniken der TiHo, aber auch aus der Wirtschaft und Industrie. In den vergangenen vier Jahren nahmen jeweils zwischen 120 und 180 Studierende teil, was einem Anteil von ungefähr 40 bis 70 % eines Semesters entspricht.

Die Homepage der ProV (http://www.tihodocs.de/) bietet neben ortsübergreifenden Dissertationsangeboten einen Überblick über den Ablauf einer Promotion und hilft besonders zukünftigen Doktoranden beim Einstieg. Unterstützt wird der zukünftige Doktorand dabei durch einen sogenannten „Laufzettel“, der Gedankenanstöße gibt und Fragen aufwirft, die bei der Auswahl des Doktorvaters, des Themas und der Durchführbarkeit der Dissertation helfen können. Daneben werden detailliert Möglichkeiten zur Finanzierung, Versicherung, Literaturrecherche und zum Druck angeführt. Eine Linksammlung zu diesen Themen gibt weitere Anregungen.

Die Analyse der Zugriffe auf die Homepage zeigt, dass 85% der Besucher aus Deutschland kommen, 4,6% aus den U.S.A., 1,3% aus dem United Kingdom. Zudem waren einzelne Zugriffe aus Österreich, Frankreich, der Schweiz und Finnland zu vermerken (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Somit haben nicht nur Doktoranden an der TiHo, sondern auch externe Doktoranden und Doktoranden anderer Hochschulen Zugriff auf wichtige Informationen über die tierärztliche Promotion.

Daneben fördert ein von der ProV eingerichteter Email-Verteiler mit zurzeit 243 Nutzern den direkten Erfahrungsaustausch der Promovierenden an der TiHo.

Während der Promotionszeit trägt die ProV durch speziell auf die Bedürfnisse von Promovierenden zugeschnittene Lehrveranstaltungen zur Verbesserung der Qualität der Doktorarbeit bei. Jährlich finden aus diesem Grund Textverarbeitungskurse in Word und Informationsveranstaltungen zur Literaturverwaltung statt. Diese wurden als offizielle Kurse im PhD-Studiengang „Veterinary Research and Animal Biology“ anerkannt.

Spezielle Fragen und weiterführende Diskussionen werden in einem von der ProV moderierten Forum erörtert. Dieses Unterforum „Promovieren“ ist im tiermedizinischen Forum Foren4Vet (http://www.foren4vet.de/phpBB2/) eingegliedert. Konkrete Belange der Doktoranden an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover können im Unterforum „TiHoDocs“ zur Sprache gebracht werden.

Gezielte Hilfe bei der Erstellung der Dissertation bietet die ProV ausländischen DoktorandInnen an. Neben einer sprachlichen und formalen Korrektur von Auszügen aus Dissertationen wird ausländischen DoktorandInnen in Zusammenarbeit mit der St.A.F.F (Students Aid For Foreigners) [3] und dem Akademischen Auslandsamt der TiHo bei kulturell bedingten Problemen geholfen und damit letztlich die Integration gefördert.

Am 4. Juli 2005 wurde die Promovierendenvertretung für ihre ehrenamtliche Arbeit mit dem Studentenwerkspreis für soziales Engagement des Studentenwerks Hannover ausgezeichnet.


Diskussion

Dissertationen an tiermedizinischen Fakultäten unterscheiden sich, neben denen an medizinischen Fakultäten, deutlich von Promotionen anderer Fachbereiche. Es gibt zum einen erhebliche Unterschiede in der Dauer, im Umfang und auch in der Finanzierung einer Dissertation. Zum anderen ist die Anzahl der Promovierenden in Relation zu den Studierenden sehr hoch. Das Verhältnis der Promotionsstudenten, die ihre Promotion abschließen und der Studenten, die ihr Studium beenden, liegt bei über 80 Prozent. Somit kann davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der Tiermedizinstudenten eine Promotion anfertigen. An der TiHo beläuft sich momentan die Gesamtzahl der eingeschriebenen Promotionsstudenten einschließlich der beiden PhD-Studiengänge auf ungefähr 700, wobei die Gesamtzahl der Promovierenden allein circa 600 beträgt. Dabei hat sich in den letzten Jahren die Anzahl der Promotionsstudenten, die ihre Promotion beendeten nicht wesentlich geändert (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]). Die Anzahl der Promovendi lag im Mittel bei 164, und setzte sich durchschnittlich aus 129 weiblichen und 35 männlichen Absolventen zusammen. Bei einer durchschnittlichen Gesamtzahl der Promotionsstudenten von 600 und einer mittleren Anzahl der Promovendi von 164 ergäbe sich eine durchschnittliche Promotionszeit von ungefähr 3,5 Jahren an der TiHo.

Eine ähnliche Situation ist an medizinischen Hochschulen zu finden, an der ungefähr 70% aller Studierenden promovieren. Der größte Unterschied zur tiermedizinischen Promotion liegt aber im Zeitpunkt der Promotion. An der Medizinischen Hochschule Hannover ist es möglich die Dissertation während des Studiums anzufertigen und abzugeben. Die Humanmediziner verwenden dabei im Mittel 2066 Stunden auf ihre Doktorarbeit und fertigen diese innerhalb von durchschnittlich 2 Jahren an [1]. Für strukturierte Doktorarbeiten im Rahmen des StrucMed unterbrechen einige Studenten der MHH ihr Studium für 9 Monate [4].

Die Kommunikation der Doktoranden verschiedener Fachbereiche, Institutionen und der unterschiedlichen Promotionsprogramme untereinander gestaltet sich aber weitgehend als schwierig, da kaum Möglichkeiten zum Austausch bestehen. Aus diesem Grund ist ein Netzwerk innerhalb einer Hochschule sinnvoll, was letztendlich die Zugriffe auf die Homepage der ProV von 7218 seit dem 13. November 2005 bestätigen.

Die Entstehung von Promovierendennetzwerken deutschland- und europaweit zeigt auf, dass ein Bedarf an derartigen Strukturen besteht. In Hannover ist mit der ProV im tiermedizinischen Bereich ein großer Schritt in diese Richtung getan und bildet somit eine solide Grundlage für die angestrebte deutschlandweite Informationsplattform.


Schlussfolgerungen

Ein weiterer Schritt zur bundesweiten Vernetzung der Promovierenden im Fach Tiermedizin wäre neben der ProV in Hannover die Förderung von vergleichbaren Strukturen an den jeweiligen tiermedizinischen Standorten Berlin, München, Leipzig und Gießen mit Aufbau einer regen Zusammenarbeit. Ein erster Schritt ist bereits durch die Einrichtung eines deutschlandweiten Forums für Promovierende bei foren4vet getan.

Derartige Plattformen zur Verständigung von TiermedizinerInnen helfen die eigene Arbeitsweise mit Anderen zu vergleichen, neue Anregungen zu erhalten und so die Promotion effektiver zu gestalten.


Literatur

1.
Weihrauch M, Strate J, Pabst R. Die medizinische Dissertation - kein Auslaufmodell. Dtsch Med Wochenschr. 2003;128(49):2583-2587.
2.
v Brethorst S. Promovierendenvertretung. Tiho-Anzeiger. 2003;4. Zugänglich unter: http://www.tiho-hannover.de/service/presse/anzeiger/anzeiger2003/2003_04.pdf. External link
3.
v Brethorst S. Studentenwerkspreis für St.A.F.F. Tiho-Anzeiger. 2003;4. Zugänglich unter: http://www.tiho-hannover.de/service/presse/anzeiger/anzeiger2003/2003_04.pdf. External link
4.
Kruse S. StrucMed: Promovieren leicht gemacht… Curare. 2006;85:12. Zugänglich unter: http://www.mh-hannover.de/fileadmin/mhh/bilder/international/hbrs_mdphd/Press/CurareStrucMed.pdf. External link