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Polychondritis recidivans der Ohrmuschel – eine seltene Differentialdiagnose des Erysipels
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Veröffentlicht: | 24. April 2007 |
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Einleitung: Bei entzündlichen Erkrankungen der Ohrmuschel müssen neben infektiösen Ursachen auch autoimmune Erkrankungen bedacht werden. Die Polychondritis rezidivans ist eine seltene, entzündlich-rezidivierende Systemerkrankung, die mit Chondrolyse, Dystrophie und Atrophie des artikulären und extraartikulären Knorpelgewebes einhergeht. Die Ätiologie der Erkrankung ist unbekannt, vermutlich liegt eine Autoimmunerkrankung mit Autosensibilisierung gegen Kollagen Typ 2 vor.
Kasuistik: Wir berichten über eine 53-jährige Patientin, die mit einer ausgeprägten Rötung und Schwellung der Ohrmuschel und der Wangenweichteile unter der Verdachtsdiagnose Erysipel ohne Besserung der Beschwerden behandelt wurde. Bei stationärer Aufnahme klagte die Patientin zusätzlich über Gelenkbeschwerden. Es wurde ein Gehörgangsabstrich abgenommen, der eine Superinfektion mit Pseudomonas aeruginosa ergab. Zur weiteren Abklärung wurde eine Probebiopsie des Ohrmuschelknorpels vorgenommen. Das histologische Ergebnis ergab die Diagnose einer beginnenden „relapsing polychondritis“. Unter einer pseudomonaswirksamen, antibiotischen und immunsupressiven Therapie besserten sich die Beschwerden der Patientin zunehmend.
Schlussfolgerungen: Bei rezidivierender Rötung und Schwellung der Ohrmuschel, sowie ausbleibender Besserung unter antibiotischer Therapie sollte differentialdiagnostisch eine rezidivierende Polychondritis in Erwägung gezogen werden. Die Prognose der Erkrankung ist variabel und ist von der jeweiligen Organmanifestation und dem Ansprechen der Krankheit auf die immunsupressive Therapie abhängig.