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104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e. V. (DOG)

21. - 24.09.2006, Berlin

Neues zur konservativen Therapie der endokrinen Orbitopathie

Meeting Abstract

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  • G. J. Kahaly - I. Medizinische Klinik, Johannes-Gutenberg Universität, Mainz

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.. 104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Berlin, 21.-24.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dogSO.11.02

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dog2006/06dog487.shtml

Veröffentlicht: 18. September 2006

© 2006 Kahaly.
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Gliederung

Text

In den letzten Jahren sind neue Therapieansätze entwickelt worden, die sich noch in der Erprobung befinden. Eine neue Möglichkeit böte sich in der spezifischen medikamentösen Beeinflussung von Zytokinen, die bei der EO gebildet werden und die entzündlichen Gewebsreaktionen bewirken und dann letztlich zum klinischen Bild führen. So inhibieren lösliche Interleukin-1-Rezeptor-Antagonisten und der lösliche Interleukin-1-Rezeptor die Interleukin-1-induzierte Glykosaminoglykan-produktion in vitro. Auch das Pentoxifylline kann Zytokine inhibieren, die die retrobulbäre HLA-DR-Expression und Glykosaminoglykan-Produktion bewirken, und wurde deshalb erfolgreich bei Patienten mit EO eingesetzt. Forschungsarbeiten zeigen auch, dass freie Radikale und oxidative Prozesse den Immunprozess in den Augenhöhlen anheizen und für einen wesentlichen Teil der Schädigung verantwortlich sind. Sowohl Experimente an Zellkulturen und in Tiermodellen, aber auch klinische Untersuchungen bei Patienten mit aktiver EO konnten bereits konkrete Hinweise für den Nutzen dieses Konzeptes liefern. Zu den wichtigsten antioxidativen Substanzen zählen Vitamine (C, E, Betakarotin) und Selen. Eine Modulation der entzündlichen Aktivität und der autoaggressiven Mechanismen durch das Spurenelement Selen sind beobachtet worden. In einer randomisierten Untersuchung konnte ein protektiver, immunmodulatorischer Effekt von Selen auf die entzündlichen Veränderungen bei Immunthyreopathie belegt werden. Die Selen-abhängigen Enzyme GPx und Thioredoxin Reduktase antioxidative haben Effekte, die Bildung freier Radikale, Lipid wie Phospholipid Hydroperoxyde reduzieren. Angesichts der begrenzten Behandlungsalternativen, der geringen Nebenwirkungswahrscheinlichkeit und der problemlosen Verträglichkeit ist die antioxidative Therapie bei Patienten mit EO als unterstützende Therapiemaßnahme ein sinnvoller Behandlungsansatz.

Der Blutplättchen-Aggregationsinhibitor Ticlopidine scheint im Vergleich zur Glukokortikoidtherapie ähnlich erfolgreich zu sein. Die Behandlung mit Ciclosporin (3-4 mg/kg KG) in Kombination mit Glukokortikoiden ist in schweren Fällen weiterhin erfolgreich und einer Steroide-Monotherapie hinsichtlich Wirksamkeit und Rezidivprophylaxe überlegen, auch wenn auf Nebenwirkungen geachtet werden muss. Das Methotrexat scheint bei schweren aktiven Formen der EO Erfolge zu zeigen. Methotrexat hemmt unspezifisch das aktivierte Immunsystem und unterdrückt die Antikörperproduktion. Methotrexat wird zur Behandlung der EO in niedriger Dosierung angewandt. Regelmäßige Blutbildkontrollen sowie Kontrollen der Leber- und Nierenwerte sind erforderlich. Die Behandlung mit hochdosierten Immunglobulinen hat sich als wirksam erwiesen, wird jedoch aufgrund der hohen Behandlungskosten kaum angewendet. Der therapeutische Einsatz von Somatostatinanaloga erscheint Erfolg versprechender. Wie bei der Diagnostik macht man sich die vermehrte Expression von Somatostatinrezeptoren im orbitalen Immunprozess bei Patienten mit EO zunutze. Mit dem Somatostatinanalogon Octreotid lässt sich der bulbäre Entzündungsprozess eindämmen. Vor allem bei der systemischen Weichteilbeteiligung des M. Basedow (Dermopathie, Akropachie) scheint dieser Therapieansatz Erfolge zu bringen. Die lang wirkenden Somatostatinanaloga sind für die EO-Therapie außerhalb von Studien noch nicht zugelassen. Die Behandlungskosten sind hoch. Um den Erfolg der Somatostatinanaloga einschätzen zu können, müssen die Ergebnisse durchgeführter kontrollierter Studien abgewartet werden. Auch die Kostenübernahme durch die Krankenkassen wird davon abhängen.