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104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft e. V. (DOG)

21. - 24.09.2006, Berlin

Kann eine Blaulichtfilter-IOL Wachheitsempfinden und kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen?

Can a blue-light filtering IOL influence the feeling of alertness and the cognitive performance?

Meeting Abstract

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  • K. Gerstmeyer - Augenklinik Minden, Minden
  • S. Lehrl - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
  • S. Bleich - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V.. 104. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Berlin, 21.-24.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dogSO.09.09

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dog2006/06dog481.shtml

Veröffentlicht: 18. September 2006

© 2006 Gerstmeyer et al.
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Gliederung

Text

Ziel

Charakteristisch für Blaulicht-Filter-IOL sind eine allgemeine Reduktion der Transmission sichtbaren Lichts und zusätzlich die spezifische starke Absorption von kurzwelligem Licht.. Ein neu gefundenes nonvisuelles Photorezeptionssystem für die Steuerung der circadianen Rhythmik reagiert sensibel auf Blaulicht. Erhöht Blaulicht den Wachheitsgrad? Das Aktivationsmodell von Yerkes & Dodson (1908) ließe dann bei entspanntem Ausgangszustand zunehmende kognitive Leistungen erwarten und bei hoher Anspannung abnehmende. Unterscheiden sich in den Ergebnissen Senioren von jüngeren Erwachsenen?

Methode

Offene longitudinale Studie an 44 Probanden im Alter von 17 bis79 Jahren (Md 63,5 Jahre), Bestimmung des Wachheitsgrades und der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, die die Grundlage für fluide Intelligenzleistungen bildet, unter Lichtexposition mit konventioneller Raumbeleuchtung, Blaulicht und Gelblicht.

Ergebnisse

Im Gegensatz zu gelbem Licht war die Wachheit der Probanden bei Blaulicht im für geistige Fitness optimalen Bereich. Unter Blaulicht gegenüber Gelblicht erhöhte sich signifikant das Wachheitsempfinden (Wilkoxon-Test, exakt, einseitig, P=0,023) und die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (p=0,020). Die Zunahme der Wachheit unter Blaulicht korrelierte signifikant mit dem Anstieg der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit (rho=0,34; p=0,016; 1-seitig). Je größer die Annäherung an den optimalen Wachheitsgrad war, desto weniger erhöhte sie sich (rho=-0,40; p=0,012; 2-seitig). Die monotonen und umgekehrt-u-förmigen Wachheit-Leistungs-Beziehungen nach dem Aktivationsmodell korrelierten nicht miteinander. Senioren und jüngere Erwachsene unterschieden sich in den Ergebnissen nicht.

Schlussfolgerungen

Das Ergebnis überrascht, weil wir bei der Prüfung der umgekehrt-u-förmigen Beziehung eine höhere positive Korrelation als bei dem nur monotonen Zusammenhang erwarten hatten. Wir vermuten, dass Wachheitsgrade sich schneller ändern als kognitive Leistungen. Deshalb wirken sich starke Wachheitsverschiebungen im beobachteten Zeitbereich noch nicht voll aus. Für einen längeren Zeitbereich als 20 Sekunden, der vermutlich eine Minute unterschreitet, nehmen wir folgendes an: Selbst unter schwachem Blaulicht erhöht sich gegenüber Gelblicht für Erwachsene jeden Alters innerhalb weniger Sekunden die Wachheit. Wenn sie unterhalb des Distress-Bereiches bleibt, steigt die geistige Leistungsfähigkeit. Es ist zu befürchten, dass Blaulicht-Filter-IOL Wachheitsempfinden und geistige Fitness beeiflussen.