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102. Jahrestagung der DOG

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e. V.

23. bis 26.09.2004, Berlin

Akut- und Frühversorgung der Augenverätzung: Was ist evidenzbasiert?

Meeting Abstract

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  • corresponding author N. Schrage - Kliniken der Stadt Köln, Augenklinik, Köln
  • H. G. Struck - Univ.-Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle

Evidenzbasierte Medizin - Anspruch und Wirklichkeit. 102. Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Berlin, 23.-26.09.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dogDO.07.02

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dog2004/04dog063.shtml

Veröffentlicht: 22. September 2004

© 2004 Schrage et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund

Die Augenverätzung stellt eine Erblindungsgefahr dar. Der Grad der Schädigung wird von physikalischen und chemischen Faktoren sowie von sekundären biologischen Wirkungen und der Entzündungsreaktion des Gewebes bestimmt. Erste Hilfe und Frühtherapie schließen die Augenspülung, unterstützende Maßnahmen sowie eine wirkungsvolle antientzündliche Therapie und antibiotischen Schutz des Gewebes ein.

Methode

Tierexperimentelle und klinische Untersuchungen zur Wirksamkeit unterschiedlicher Spüllösungen bei verschiedenen Ätzagensen werden vorgestellt. Am Modell einer standardisierten milden einseitigen Laugenverätzung an Kaninchen mit 0,5 n Natronlauge wird die Entzündungsreaktion von Hornhaut und Bindehaut und deren Beeinflussung durch verschiedene lokal applizierte Antiphlogistika demonstriert.

Ergebnisse

Derzeit besteht noch keine Klarheit welche Spülflüssigkeiten initial optimal sind. Es können sowohl hypo- als auch hyperosmolare Spüllösungen vorteilhaft sein. Sicher erscheint anhand von Penetrationskurven derzeit nur, dass isoosmolare Lösungen wie NaCl 0,9 %, isoosmolarer Phosphatpuffer zu einer ungünstigen Beeinflussung der Wasser- und Ionenströme und damit zu einer weiteren Zerstörung subletal geschädigten Gewebes führen können. Hyperosmolare Spüllösungen (z.B. amphoteres Diphoterin) sind den hypo und iso-osmolaren überlegen, da sie eine zusätzliche Gewebeschädigung durch Zytolyse verhindert.

Die frühzeitige lokale Therapie mit Antiphlogistika verringert im Tierexperiment den Leukozyteneinstrom in die Hornhaut bereits nach 48 Stunden signifikant und verbessert nachweislich die klinischen Ergebnisse. Die Versorgung mit Tenonplastik kann Augen erhalten und wieder zur Funktion führen.

Schlussfolgerungen

Eine optimierte Verätzungstherapie in der Initialphase wird den Anteil der schwersten nicht mehr heilbaren Verätzungen weiter zurückdrängen. Die Ausbildung von Augenärzten und deren Weitergabe an Rettungssanitäter und Notärzte stellt eine der vordringlichen klinischen Aufgaben zur Verhinderung dieser schweren Unfälle und Folgeschäden. Die Erarbeitung neuer Forschungsergebnisse hat inzwischen zur Innovation im Bereich der ersten Hilfe geführt, die hoffentlich bald vermehrt zum Einsatz kommt.