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Die frühe post-traumatische Gerinnungsstörung beim Schwerstverletzten: Eine Untersuchung an 8.724 Patienten des DGU-Traumaregisters
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Es mehren sich Hinweise, daß das Gerinnungssystem bereits zum Zeitpunkt des Traumas pathologisch aktiviert wird. Genaue Zahlen zu Existenz, Ausmaß und Relevanz der akuten post-traumatischen Gerinnungsstörung fehlen jedoch. Anhand des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), das mittlerweile Datensätze von 17.200 Unfallopfern beinhaltet, erfolgte eine retrospektive Untersuchung zur Häufigkeit der akuten post-traumatischen Gerinnungsstörung zum Zeitpunkt der Aufnahme in den Schockraum. Zusätzlich wurde untersucht, in wie weit Existenz und Ausmaß der akuten Gerinnungsstörung zu diesem Zeitpunkt einerseits mit dem Schweregrad des erlittenen Traumas andererseits mit negativem Outcome assoziiert sind. Insgesamt wurden 8.724 Patienten mit kompletten Datensätzen gescreent. 34.2% (n=2.989) Patienten hatten bereits zum Zeitpunkt der Schockraumaufnahme eine manifeste Gerinnungsstörung. Männer waren häufiger betroffen als Frauen (72.5% vs. 27.5%) und in 96% war der Traumamechanismus stumpf. Der mittlere ISS-Wert in der Koagulopathiegruppe lag bei 30 ± 15, bei Patienten ohne Koagulopathie bei 21 ± 12 (p<0.001). 29% der Patienten mit Koagulopathie entwickelten ein Multiorganversagen (p<0.001). 13% der Patienten in der Koagulopathiegruppe verstarben innerhalb der ersten 24h nach Einlieferung in das Krankenhaus (p<0.001), die Gesamtmortalität in dieser Gruppe betrug 28% (p<0.001). Zusammenfassend liegt bei ca. 1/3 aller Traumapatienten bereits zum Zeitpunkt der Schockraumaufnahme eine manifeste Gerinnungsstörung vor. Die Frequenz ihres Auftretens ist einerseits assoziiert mit dem Schweregrad des erlittenen Traumas, andererseits mit schlechterem Verlauf und Outcome.