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Konsekutive Erfahrungen mit der winkelstabile Osteosynthese dislozierter proximaler Humerusfrakturen (PHILOS®)
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Fragestellung
Die optimale Versorgung dislozierter bzw. instabiler Frakturen des proximalen Humerus ist aufgrund oft unbefriedigender Resultate bisheriger Behandlungsverfahren immer noch nicht geklärt. Der Einsatz eines speziell für den proximalen Oberarm entwickelten winkelstabilen Osteosynthesesystems erscheint angesichts der häufigen osteoporotischen Frakturen vielversprechend. Unsere Studie sollte diese Erwartungen im klinischen Einsatz der PHILOS® (Proximal Humerus Interlocking Osteosynthesis; Fa. Synthes) überprüfen.
Methoden
Prospektiv-konsekutive Untersuchung aller in unserer Klinik seit April 2001 aufgrund einer instabilen/dislozierten proximalen Humerusfraktur mit PHILOS® (± Ticron®-Zuggurtung) operativ versorgten Patienten. Dokumentation von Komplikationen, Gelenk- und Alltagsfunktion (Constant- bzw. DASH- Score), subjektiver Zufriedenheit und radiologischem Verlauf.
Ergebnisse
Bis Januar 2004 wurden 141 Verletzte operiert, 96 Patienten besaßen bereits einen einjährigen postoperativen Verlauf. 83 Patienten (86.5%) konnten ein Jahr postoperativ nachuntersucht werden (m/w = 1:3.5, mittleres Alter 70.1J.); 7 Operierte waren verstorben, 6 Patienten brachen die Nachkontrollen ab. In je 30% fanden sich Zwei- bzw. Dreifragmentfrakturen und in 40% Vierfragmentfrakturen nach Neer. Perioperativ traten keine Komplikationen auf. Nach 1 Jahr zeigten sich in 18.2% der Patienten reoperationsbedürftige Komplikationen: 4x schmerzhafte Impingements (OP: Metallentfernung (ME) ± subakromiale Dekompression); 2x Schmerzen im Plattenlager (OP: ME); 3x Sinterungen im Frakturbereich und konsekutive Schraubenperforation nach intraartikulär (OP: ME), 1x Repositionsverlust (OP: Prothesenimplantation); 2x Bewegungseinschränkungen (OP: ME und Adhäsiolyse); 1x Tub. majus Dislokation (OP: Refixation) sowie 1 partielle Humeruskopfnekrose (OP: ME). Durch den Revisionseingriff konnten die Beschwerden in 57.1% der Fälle komplett, in 35.7% der Fälle teilweise beseitigt werden. In 5 Fällen (6.5%) traten Probleme auf, welche bei Zufriedenheit der Patienten keiner Revision bedurften: 1 partielle Humeruskopfnekrose, 1 Repositionsverlust, 1 intraartikuläre Schraubenlage, 2 Impingements bei Varusstellung. Der Constant-Score betrug auf der operierten Seite im Durchschnitt 63.4 Punkte (= 83,9% der Gegenseite). Die subjektive Zufriedenheit wurde auf der visuellen Analogskala (VAS 1-10) durchschnittlich mit 1,8 angegeben (1 = äusserst zufrieden, 10=völlig unzufrieden). Der DASH-Score (0-100; 0= keine Einschränkung) betrug im Durchschnitt 19 Punkte.
Schlussfolgerungen
Unsere Ergebnisse zeigen erfreulicherweise >90% beschwerdefreie Patienten, trotz hohem Durchschnittsalter und Prozentsatz komplexer Frakturen. Operationstechnische Erfahrungen (Lernkurve: Reposition, Plattenlage, Schraubenbesetzung) sollten die Reoperationsrate noch senken lassen können. Die winkelstabile Osteosynthese mit der PHILOS® erfüllt die an sie gestellten Anforderungen zur gelenkerhaltenden Operation auch von Problemfrakturen am proximalen Humerus.