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Ergebnisse der minimal-invasiven Behandlung massiv dislozierter kindlicher Radiushalsfrakturen durch perkutane Joystick-Reposition und Prévot-Nagelung
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Veröffentlicht: | 19. Oktober 2004 |
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Gliederung
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Fragestellung
Stark dislozierte kindliche Radiushalsfrakturen (Judet III-IV) stellen vor allem nach dem 10. Lebensjahr eine klare Indikation zur Reposition dar. Die geschlossene Reposition und Retention mittels intramedullär eingebrachtem Prévot-Nagel ist eine 1993 erstmals von Metaizeau beschriebene Technik, die in modifizierter Form seit 1998 in unserer Klinik Therapie der Wahl ist. Da die geschlossene Reposition des Radiusköpchens oft nicht vollständig gelingt, sehen wir in der bereits veröffentlichten 'Joystick'-Technik eine minimalinvasive Alternative, die bereits primär zu guten Repositions- und Heilungsergebnissen führt. Um zu überprüfen, ob diese Manipulation am Radiusköpfchen zu dauerhaften Schäden durch eine - wie in der Literatur diskutiert - mögliche Beeinträchtigung der Durchblutung am Radiushals führen kann, wurde diese retrospektive Studie angelegt. Zusätzlich sollte die Frage beantwortet werden, ob eine Beteiligung der Wachstumsfuge die Prognose dieser Verletzungen beeinflusst.
Methoden
Seit 1998 wurde diese Technik an 10 Patienten mit isolierten oder in Kombination mit komplexen Ellenbogengelenksfrakturen vorkommenden stark dislozierten Radiushalsfrakturen angewandt. Wir führten eine retrospektive Untersuchung der von uns in den Jahren von 1998 bis 2003 in dieser Technik operierten Kinder durch und sicherten den klinischen und radiologischen Heilungsverlauf.
Ergebnisse
Das Alter der Patienten lag zwischen 7 und 16 Jahren (Durchschnittsalter 10,3; m:w = 6:4). 7 Patienten wiesen isolierte grob dislozierte Radiushalsfrakturen auf, in 3 Fällen lagen kombinierte Ellenbogengelenksfrakturen vor. In 5 Fällen lag eine Beteiligung der Wachstumsfuge (Aitken I) vor. In allen 10 dokumentierten Fällen wurde der dislozierte Radiuskopf minimalinvasiv mittels Kirschnerdraht reponiert und intramedullär durch einen von distal eingebrachten Prévot-Nagel stabilisiert. Mit Ausnahme von einem Kind mit Komplexverletzung bei Beteiligung der Epiphysenfuge, die eine Valgusfehlstellung von 30° im Ellenbogengelenk aufwies, konnte in einem durchschnittlichen postoperativen Beobachtungszeitraum von 19,7 Monaten bei allen Patienten ein unauffälliges Wachstum mit freien Bewegungsausmassen im Ellenbogengelenk dokumentiert werden. In keinem der Fälle trat eine Schädigung des N. radialis auf.
Schlussfolgerungen
Die perkutane Reposition des Radiuskopfes mittels Kirschnerdraht in der 'Joystick'-Technik und anschliessender Schienung mittels Prévot-Nagel stellt eine minimalinvasive Methode dar, die mit der Möglichkeit der vollständigen Aufrichtung des Radiusköpchens und der frühfunktionellen Nachbehandlung zu guten Ergebnissen führt. Die in der Literatur postulierte Durchblutungsstörung durch Manipulation des Radiusköpfchens mit anschließendem Fehlwachstum sahen wir bei unseren Patienten nicht. Wir halten daher das halbgeschlossene Vorgehen vor allem bei Kindern jenseits des 10. Lebensjahres mit geringerem Korrekturpotential zur primären Wiederherstellung anatomischer Verhältnisse für das Verfahren der Wahl.