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Stabilisierung der Halswirbelsäule mit expandierbaren Cages: Biomechanischer in vitro Testung am Korporektomiemodel.
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Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Expandierbare Cages finden als Wirbelkörperersatz nach traumatischer, infektiöser oder tumoröser Destruktion von Wirbelkörpern zunehmende Verbreitung. Unklar ist derzeit die biomechanische Wertigkeit dieser Implantate speziell im Bereich der Halswirbelsäule. Ziel dieser Untersuchung war es demzufolge expandierbare Cages biomechanisch in vitro mit einem nicht expandierbaren Cages in einem zervikalen Korporektomiemodel zu vergleichen.
Methoden
40 humane zervikale Wirbelsäulenpräparate (C2-C6) wurden in Flexion, Extension, Rotation und Seitwärtsneigung mittels nicht-destruktiver Steifigkeitsmessung getestet. Nach Evaluation der intakten Präparate (n=40) wurde eine Korporektomie C4 vorgenommen. Der Wirbelkörperersatz wurde mit folgenden Implantaten durchgeführt: (1) trikortikaler Beckenkammspan (n=8) (2) Harmscage (DePuy Acromed, n=8); (3) Synex-C-Titan (Synthes, n=8) (4) Synex-C-PEAK (Synthes, n=8) (5) ADD (Ulrich, n=8). Anschließend wurde eine additive anteriore Stabilisierung (CSLP, Synthes) und anterior-posteriore Stabilisierung (CSLP, Synthes + Cervifix, Synthes) getestet. Die Steifigkeit, der Bewegungsumfang, sowie die neutrale und elastische Zone der Stabilisierungsverfahren wurden anhand von Last-Dislokationskurven ermittelt.
Ergebnis
Im Vergleich zum intakten Bewegungssegment zeigten alle "stand alone" Implantate eine signifikant größere Steifigkeit in Flexion und lateralen Neigung, jedoch eine verringerte Steifigkeit in Extension. Dabei konnte keine biomechanischen Unterschiede zwischen den nicht-expandierbaren und den expandierbaren Cages nachgewießen werden. Nur beide Synex-C Implantate zeigten in der Bewegungsrichtung Rotation eine signifikant höhere Steifigkeit als der Beckenkammspan, sonst konnte kein biomechanischer Unterschied zwischen dem trikortikalen Beckenkammspan und den verschiedenen Cages evaluiert werden. Beim Einsatz einer zusätzlichen anterioren Platte war die biomechanische Steifigkeit in allen Bewegungsrichtungen, besonders jedoch in Extension, signifikant erhöht. Im Vergleich zur alleinigen anterioren Platte erhöhte die anterior-posteriore Stabilisierung die Steifigkeit speziell in Roatation um bis zu 102%.
Schlussfolgerung
Im Vergleich zum tricortikalen Beckenkammspan und dem nicht-expandierbaren Cage, weisen expandierbare Cages keine biomechanischen Vorteile auf. Aufgrund der geringen Steifigkeit in der Extension und axialen Rotation, kann keines der Implantate als "stand-alone" Stabilisierungtechnik empfohlen werden. Eine zusätzliche anteriore Platte führt zu einer adäquaten Erhöhung der biomechanischen Stabilität. Besonders bei hochgradiger Rotationsinstabilitäten sollte eine zusätzliche posteriore Stabilisierung der Halswirbelsäule erwogen werden.