Artikel
Effekt einer Gentamycin-haltigen Poly (D,L-Laktid) Beschichtung von Titanimplantaten zur lokalen Osteomyelitisprophylaxe im Vergleich zur systemischen Applikation. Untersuchungen am Tiermodell der Ratte.
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 11. November 2003 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung
Prothesen und Implantate können die Ausbildung von Infektionen im Knochen fördern. Ziel dieser Arbeit war es, die Wirksamkeit einer Gentamycin-haltigen Poly(D,L-Laktid) Beschichtung (PDLLA) von Implantaten im Vergleich mit der systemischen Applikation von Gentamycin am Infektmodell der Ratte zu untersuchen.
Methoden
60 Ratten wurde der proximale Tibia-Markraum eröffnet, 10µl einer standardisierten Bakteriensuspension injiziert (Staph. aureus ATCC 49230, 100 koloniebildende Einheiten/10µl) und verschieden beschichtete Titan-Drähte (O:0,8mm) intramedullär eingebracht. 30 Tiere erhielten präoperativ eine systemische, gewichtsadaptierte Gentamycingabe (intraperitoneal, 3 mg/kg).
Untersuchte Gruppen (n=10/Gruppen):
Ohne syst. Applikation
IUnbeschichtet
IIPDLLA
IIIPDLLA+Gentamycin 10%
Mit syst. Applikation
IVUnbeschichtet
VPDLLA
VIPDLLA+Gentamycin 10%
Der Beobachtungszeitraum betrug 6 Wochen. Postop., nach 2, 4 und 6 Wochen erfolgten Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen. Diese wurden blind von vier unabhängigen Untersuchern nach einem Score hinsichtlich Infektzeichen beurteilt (0-47 Punkte). Nach 6 Wochen erfolgte die Tötung, die Tibiae wurden entnommen und die Implantate mikrobiologisch untersucht (Abroll- u. Immersionskulturen). Randomisiert wurden 5 Tibiae jeder Gruppe histologisch untersucht. Die histologische Auswertung wurde blind von vier unabhängigen Untersuchern nach einem Score (0-24 Punkte) durchgeführt. Statistik: Anova & Bonferoni Posthoc Test
Ergebnisse
Nach 6 Wochen ließ sich von allen Implantaten der Gruppen I u. II Staph. aureus anzüchten. Dagegen waren 9 Implantate der Gruppe mit lokaler Applikation (III) u. 8 Implantate der Gruppe mit kombiniert lokal/systemischer Applikation (VI) steril. Radiologisch u. histologisch wiesen diese Gruppen eine signifikant geringere Infektausprägung im Vergleich zu allen anderen Gruppen auf (Tab.). Tiere, die eine alleinige systemische Applikation (Gruppen IV u. V) erhielten wiesen gegenüber Tieren mit lokaler Applikation eine signifikant höhere Rate u. Ausprägung an Infekten auf. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen III u. VI konnte radiologisch u. histologisch nicht beobachtet werden.
Schlussfolgerungen
Durch die Gentamycin-haltige biodegradierbare PDLLA-Beschichtung von Titanimplantaten konnte die Infektrate am Tiermodell der Ratte signifikant reduziert werden. Die zusätzliche systemische Applikation von Gentamycin erbrachte keinen weiteren Effekt. Die lokale Applikation von beschichteten Implantaten ergab eine signifikante Reduktion der Infektrate im Vergleich zur systemischen Applikation von Gentamycin. Die Antibiotisch wirksame Beschichtung von Implantaten könnte einen Beitrag in der periop. Infektprophylaxe leisten.