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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Umstellung der Immunsuppression von CNI auf Sirolimus nach Lebertransplantation führt zu einer Verbesserung der Nieren- und Transplantatfunktion

Meeting Abstract

  • corresponding author C. Schleicher - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • J. Brockmann - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • N. Senninger - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • C. Krieglstein - Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch4755

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch048.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Schleicher et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Sirolimus ist gekennzeichnet durch fehlende Nephrotoxizität und ein antiproliferatives Wirkungspotential. Erste Erfahrungen existieren auch im Rahmen der Abstoßungstherapie nach Nieren- und Lebertransplantation. Ziel der Studie war die Untersuchung der Nieren- und Transplantatfunktion nach Lebertransplantation (LTX) nach Umstellung von einer Calcineurininhibitor (CNI)-basierten Immunsuppression auf Sirolimus.

Material und Methoden: Von 02/01 bis 04/05 wurden n=12 Patienten im Alter von 57 ± 14 Jahren (16-72;m:w=9:3) nach LTX von einer initial CNI-basierten Immunsuppression auf Sirolimus umgestellt. Indikationen zur LTX waren HCC (n=5), Hepatitis B-Zirrhose (n=3), C2-Zirrhose (n=3), Klatskin-Tumor (n=1), M. Wilson (n=1) und Alpha1-Antitrypsin-Mangel (n=1). Zur Verfügung standen Organe von Spendern im Alter von 42 ± 14 Jahren, die kalte Ischämiezeit betrug 12 ± 2 Stunden. Die Indikationen zur Sirolimus-Gabe waren Verschlechterung der Nierenfunktion (n=5), anamnestisch bekannte (HCC n=3) oder neu augetretene Tumorerkrankung (HCC-Rezidiv n=1, Nebennierenrinden-CA n=1, Prostata-CA n=1, Bowen-CA n=1, Plattenepithel-CA der Haut n=1) und steroidrefraktäre Transplantatrejektion (n=2). Die Nachbeobachtungszeit nach Umstellung der Immunsuppression betrug 21,5 ± 13 Monate.

Ergebnisse: Das Intervall zwischen LTX und Umstellung auf Sirolimus betrug 45 ± 44 (4-175) Monate. Bei Patienten, die aufgrund einer Verschlechterung der Nierenfunktion auf Sirolimus umgestellt wurden, kam es zu einem deutlichen Abfall des Kreatinins von 2,4 ±0,4 mg/dl auf 1,8 ± 0,3 mg/dl. Unter Einsatz von Sirolimus zur Rejektionstherapie (n=2) sank das Bilirubin von 1,9 bzw. 7,9 mg/dl auf 0,5 bzw. 2,6 mg/dl. Auch im Gesamtkollektiv aller Patienten zeigte sich nach Umstellung auf Sirolimus eine Verbesserung der Bilirubin-Werte von 1,5 ± 2,0 mg/dl unter CNI-basierter Immunsuppression gegenüber 0,6 ± 0,6 mg/dl unter Sirolimus-Therapie. Nach Umstellung auf Sirolimus aufgrund einer Tumorerkrankung sind n=5 Patienten (HCC n=3, Plattenepithel-CA der Haut n=1, Bowen-CA n=1) tumorfrei nach 25 ± 17 Monaten. Drei Patienten (HCC-Rezidiv n=1, Nebennierenrinden-CA n=1, metastasiertes Prostata-CA n=1) verstarben 3, 19 bzw. 18 Monate nach Diagnosestellung und Umstellung der Immunsuppression. Neu aufgetretene Abstoßungsreaktionen wurden im Rahmen der Umstellung nicht beobachtet. Behandlungsbedürftige Infektionen traten bei zwei (Mucositis n=1, Sinusitis n=1) Patienten auf.

Schlussfolgerung: Die Umstellung auf eine CNI-freie Immunsuppression nach Lebertransplantation führte zu einer deutlichen Verbesserung der Nierenfunktion. Außerdem erscheint der Einsatz von Sirolimus bei chronischer Transplantatrejektion eine aussichtsreiche Therapieoption darzustellen. Die Umstellung auf Sirolimus führte bei Patienten nach Lebertransplantation auch ohne nachgewiesene Rejektion zu einer Verbesserung der Transplantatfunktion.