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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Pränatal intrapulmonal instilliertes Perfluorocarbon induziert Lungenwachstum im Kaninchenmodell

Vortrag

  • presenting/speaker Oliver Muensterer - Kinderchirurgische Klinik, Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München, München, Deutschland
  • H. Till - Kinderchirurgische Klinik, Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München, München, Deutschland
  • F. Bergmann - Kinderchirurgische Klinik, Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München, München, Deutschland
  • A. Flemmer - Abteilung für Neonatologie, Kinderklinik der Universität München, München, Deutschland
  • R. Metzger - Kinderchirurgische Klinik, Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München, München, Deutschland
  • V. Klis - Kinderchirurgische Klinik, Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München, München, Deutschland
  • J. Deprest - Department of Obstetrics and Gynecology, University Hospital Gasthuiesberg, Leuven, Belgium
  • G. Simbruner - Abteilung für Neonatologie, Universitätskinderklinik der Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • D. von Schweinitz - Kinderchirurgische Klinik, Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0198

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch479.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Muensterer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Die pränatale Behandlung der Lungenhypoplasie im Rahmen einer Zwerchefellhernie durch tracheale Okklusion erfordert eine direkte Manipulation der fetalen Trachea, die Durchführung einer ex-utero-intrapartum-Technik (EXIT) während der Geburt, und hat in klinischen Studien noch keinen signifikanten Vorteil ergeben. Diese Studie untersucht, ob eine intrauterine Einbringung von Perfluoroocltylbromid (PFOB, einem Perfluorocarbon) in die Lunge von Kaninchenfeten zu Lungenwachstum führt und die Atemmechanik verbessert.

Material und Methoden

Zehn schwangere New Zealand White Kaninchen wurden am 27. Schwangerschaftstag laparotomiert. In einem Muttertier wurden jeweils 4 Feten in die folgenden Interventionsgruppen randomisiert: 1) endotracheale Intubation und intrapulmonale Instillation von 1 ml PFOB, 2) Intrapulmonale Instillation von 1 ml 0,9% NaCl-Lösung (NaCl), 3) tracheale Okklusion (TO), 4) Hysteroamniotomie ohne fetale Manipulation (Kontrolle). Die Verteilung des PFOB wurde postoperativ radiologisch dokumentiert. Die Feten wurden nach 48 h durch Kaiserschnitt geboren, gewogen und sakrifiziert. Das Verhältnis von fetalem Lungen-zu-Körpergewicht (FLKG) wurde bestimmt und zwischen den Gruppen verglichen. Die rechte Lunge wurde zur Ermittlung der Bestandteile destilliert. Die linke Lungen wurden kryofixiert und histomorphologisch ausgewertet. Bei 4 Feten bestimmten wir die Compliance, Resistance und Elastizität der Lungen.

Ergebnisse

Bereits makroskopisch waren die PFOB-gefüllten und die tracheal okkludierten Lungen deutlich größer als die Lungen der NaCl- oder Kontrollgruppe. Das mittlere FLKG war nach intrapulmonaler Instillation von PFOB (0.037+/-0.009) höher als nach Nach-Gabe (0.027+/-0.008) und bei Kontrollfeten (0.028+/-0.008). Das höchste FLKG erzielte die TO-Gruppe (0.049+/-0.008). Das Lungentrockengewicht war bei TO (0.064+/-0.029) und PFOB (0.062+/-0.016) viel höher als bei NaCl (0.054+/-0.017) und Kontrollfeten (0.043+/-0.012). Die mikroskopische alveolare Architektur ähnelte sich bei allen Gruppen, obwohl die Alveolarsepten nach PFOB-Behandlung und TO dicker und zellreicher imponierten. Die Compliance und Elastizität der Lungen verbesserte sich nach PFOB-Instillation im Vergleich zu den anderen Gruppen substantiell.

Schlussfolgerung

Die pränatale intrapulmonale Instillation von PFOB gegen Ende der Schwangerschaft führt im Kaninchenmodell zu vermehrtem Lungenwachstum. Die Zunahme des Lungentrockengewichts war vergleichbar mit der nach TO. Diese neue Technik könnte in Zukunft eine weniger invasive und weniger risikoreiche Behandlungsform für die kongenitalen Lungenhypoplasie im Rahmen einer Zwerchfellhernie darstellen.