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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Relevanz der Morbus Crohn-Aktivitätsindizes für die chirurgische Therapie : Rolle des CDAI und der Vienna Klassifikation

Poster

  • presenting/speaker Markus Rentsch - Chirurgische Klinik und Poliklinik der Ludwig Maximilians-Universität München, Klinikum Grosshadern
  • S. Farkas - Klinik und Poliklinik der Universität Regensburg
  • D. Heinrich - Klinik und Poliklinik der Universität Regensburg
  • A. Fürst - Klinik und Poliklinik der Universität Regensburg
  • K.W. Jauch - Chirurgische Klinik und Poliklinik der Ludwig Maximilians-Universität München, Klinikum Grosshadern

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0687

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch347.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Rentsch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Chirurgische Eingriffe sind bei Morbus Crohn Patienten (MC) mit gesteigerter Inzidenz perioperativer Komplikationen und hohem Risiko für ein operationspflichtiges Rezidiv assoziiert. Risikofaktoren für Rezidiv und perioperative Morbidität (z.B. junges Alter bei Erkrankungsbeginn, Jejunumbeteiligung, fistulierender Crohn-Typ) sind bereits identifiziert worden. Als we-sentlicher Risikofaktor gilt die Erkrankungs-Aktivität, mitunter reflektiert durch Anzahl und Lokalisation der operationspflichtigen MC-Manifestationen. Für die Aktivitäts- und Verlaufseinschätzung bei konservativer Therapie stehen der Crohn Disease Aktivitätsindex (CDAI) und die Vienna Klassifikation (VK) zur Verfügung. Vorliegende Arbeit untersucht die Relevanz dieser Klassifikationen für die Einschätzung der Art und Ausdehnung des chirurgischen Eingriffs bei Patienten mit MC.

Material und Methoden

Im Zeitraum von 06/1992 bis 07/2000, wurden 199 Pat. (92m, 107w) mit MC chirurgisch behandelt. Der Zusammenhang von CDAI und VK mit Art des chirurgischen Eingriffs (Resektion vs. Strikturoplastik), Anzahl und Lokalisation der Eingriffe wurde retrospektiv analysiert.

Ergebnisse

179 der 199 Pat. wurden operativ versorgt. Vor Aufnahme in unserer Klinik waren 104 Pat. auswärts voroperiert. Bei 103 Patienten lag ein multilokuläres Befallsmuster (2-6 Lokalisationen) vor. 139 Pat. wiesen einen stenosierenden, 95 Pat. einen penetrierenden Erkrankungs-Typ auf. Darmresektionen wurden bei 138 Pat. durchgeführt, gegenüber 14 Strikturoplastiken. Der CDAI wies weder zwischen Pat. mit unterschiedlicher Befallslokalisation (oberer GI-Trakt (OGI), Jejunoileum, Ileozökalregion, Kolon/Rektum), noch zwischen Patienten mit unterschiedlicher Anzahl befalenner Regionen signifikante Unterschiede auf (CDAI-Variation: 166 ± 30 to 264 ± 85 für 1-6 Lokalisationen). Einzig der komplexe Fistelbefall war mit einem signifikant erhöhten CDAI assoziiert (463 ± 21, p<0,05). Wie erwartet wurden bei der VK Crohnbeteiligung des OGI (vs. anderen Darmabschnitten) und stenosierendem Crohn-Typ , signifikant (p<0,05) gehäuft Strikturoplastiken durchgeführt. Generelle Zurückhaltung gegenüber Laparotomie bestand bei OGI Beteiligung. Bei nicht-stenosierendem/nicht penetrierendem Typ entspr. VK wurde keine Resektion am OGI und Fistel/Abszessbehandlung durchgeführt, jedoch war die Anzahl der Ileozökalresektionen erhöht. Bei stenosierendem Erkrankungstyp war die Frequenz an Kolonresektionen erhöht, bei penetrierendem Typ hingegen die Fistel/Abszessbehandlungen.

Schlussfolgerung

Obwohl die Analyse der Klassifikationsfaktoren der VK signifikant mit der jeweiligen Art und Lokalisation der chirurgisch Behandelung korreliert, kann die chirurgische Konsequenz im Einzelfall ohne spezielle Klassifikation abgeleitet werden (z.B. penetierender Typ - Fistel/Abszessbehandlung, stenosierender Typ - mehr Strikturoplastiken). Der CDAI liefert für das Ausmaß und Art des chirurgischen Vorgehens keine Hinweise. Die Aktivitätsscores stellen eine effektive Methode zur Überwachung der Crohn-Aktivität bei konservativer Therapie dar, bieten aber für die strategische Planung des chirurgischen Eingriffs wenig Aussagekraft.