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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Markt- und Wettbewerbs-Dynamik chirurgischer Kliniken in Deutschland : Versuch einer „Industrie-Analyse

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  • presenting/speaker Thomas Kraus - Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg
  • M.W. Büchler - Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch1117

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch160.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Kraus et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Chirurgische Kliniken sind in Deutschland in den letzten Jahren einem ausgeprägtem Veränderungsdruck ausgesetzt. Durch die Einführung der DRG-basierten Vergütung wird sich die Situation vermutlich noch weiter verschärfen und kann in manchen Fällen den Fortbestand der Klinik / Abteilung sogar bedrohen. Um in der Klinikführung zielgerichtet handeln zu können, müssen als erster Schritt alle wichtigen Einflussfaktoren auf diese Entwicklung exakt definiert und in ihrer Wirkungsrichtung klar erkannt werden.

Material und Methoden

Unter Anwendung ausgewählter, in der freien, profit-orientierten Ertragswirtschaft schon länger etablierter und bewährter Bewertungs-Instrumentarien („Industry-Framework Analyse „5-Forces Model“ von Porter sowie „Value-Net-Concept“ von Brandenberger und Nalebuff) wird eine „Industrie-Analyse“ im „Markt“ deutscher chirurgischer Kliniken versucht. Die Analyse soll helfen das für die Chirurgie zu erwartende Szenario valide zu skizzieren und hieraus frühzeitige Entwicklungstendenzen und vor allem strategische Verhaltens-Optionen für das zukünftige Klinik-Management aufzuzeigen.

Ergebnisse

Die Porter-Analyse fasst alle ökonomischen Faktoren, welche den Wettbewerbsgrad und die vertikalen Beziehungsketten innerhalb von Märkten beeinflussen in Hauptkräfte zusammen. Nach einer, auf die jeweilige Situation exakt angepassten Definition und marktspezifischen Bewertung dieser Kräfte, erlaubt das Modell dann eine systematische Charakterisierung der Beziehungen, der zu erwartenden Organisations-Profitabilität sowie der resultierenden Wettbewerbs-Dynamik. Die für die Chirurgie jeweils zu quantifizierdenden Einzelfaktoren sind: A) Markteintritts-Möglichkeiten (Entry), B) Käufer-Macht (Buyer-Power), C) Macht der Leistungserbringer (Supplier-Power) sowie D) Substitute und komplementäre Produkte. Integriert wird hieraus der Faktor E) abgeleitet: Interne Markt-Rivalität. Alle diese Faktoren wirken Konkurrenz-steigernd („Competition“). Die jüngere Value-Net-Analyse ergänzt das auf diese Weise definierte Beziehungsgefüge um die Frage, inwieweit durch bestimmte Netzwerkbildungen und Kooperationen Bestandssicherheit und Profitabilität ggf. auch positiv beeinflusst, also gesteigert werden können („Coopetition“). Im Vortrag werden Bewertungen für den Chirurgie-Markt für den Zeitraum 1980, 2000 und prospektiv vorgenommen. Es lassen sich im Zeitverlauf deutliche Trends der Rahmenbedingungen für chirurgische Kliniken nachweisen und beispielhaft beschreiben: Entry-Risiko: +; Substitute: +; Leistungs-Erbringer-Macht: +/- ; Käufer-Macht: +; Rivalität: +.

Schlussfolgerung

Die Stärke der angewendeten Analytik liegt in der Systematik der Bewertungs-Konzeption begründet. Fast alle Einfluss-Faktoren deuten inzwischen auf erhöhte Markt-Rivalität und damit erschwerte Existenz-Bedingungen für chirurgische Kliniken in Zukunft hin. Aktive Beeinflussungs-Möglichkeiten der Leistungserbringer manifestieren sich gegenwärtig ganz überwiegend in Differenzierungs-Strategien, z.B. „Centers of Excellence“. Zudem ist (besonders international gesehen) eine deutliche Tendenz zur vertikalen Integration innerhalb von Versorgungsketten als strategischer Ansatz zur Bestandssicherung erkennbar.