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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Opfer des NS-Bücherraubes – 10 Fälle aus medizinischen Bibliotheken in Wien: Provenienzforschungsprojekt an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

Victims of book expropriation during nazi regime – 10 examples from medical libraries in Vienna: provenance research project at the university library at the Medical University Vienna

Fachbeitrag

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  • corresponding author Walter Mentzel - Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich Externer Link
  • author Bruno Bauer - Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich Externer Link

GMS Med Bibl Inf 2008;8(3):Doc25

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2009-8/mbi000122.shtml

Veröffentlicht: 3. März 2009

© 2009 Mentzel et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien betreibt seit 2007 ein Provenienzforschungsprojekt mit der Zielsetzung, systematisch die unrechtmäßigen Erwerbungen in ihrem Bestand zu erfassen und die Bücher, die zwischen 1938 und 1945 geraubt und in der Folge von den damals eigenständig agierenden medizinischen Instituts- und Klinikbibliotheken im Umfeld der Medizinischen Fakultät der Universität Wien erworben worden sind, vollständig zu dokumentieren und den rechtmäßigen Eigentümern oder deren Rechtsnachfolgern zu restituieren. Bis Ende November 2008 wurden zirka 80.000 Bände per Autopsie am Bibliotheksregal überprüft. Darunter befinden sich zirka 1800 bedenkliche Erwerbungen, mehr als 200 Bücher wurden als eindeutig geraubt identifiziert. Die vorliegende Arbeit beschreibt Ausgangslage, Methode und bisherige Ergebnisse des Provenienzforschungsprojektes und zeigt anhand von zehn Fallbeispielen aus dem Bestand der heutigen Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, wer Opfer des NS-Bücherraubes geworden ist. Die Fallbeispiele betreffen geraubte Bücher aus zwei Antiquariaten (Alois Fantl, Hans Peter Kraus), aus dem Besitz eines Universitätsprofessor der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Markus Hajek), aus dem Besitz von zwei Medizinern außerhalb der Medizinischen Fakultät (Adolf Kronfeld, Richard Löwi), aus dem Besitz von zwei Privatpersonen (Lily Fuchs, Raoul Fernand Jellinek-Mercedes) und Bücher aus öffentlichen oder privaten Bibliotheken (Akademischer Verein jüdischer Mediziner, Bibliothek Sassenbach, Ortskrankenkasse Dresden).

Schlüsselwörter: Provenienzforschung, Nationalsozialismus, Bibliotheken, Bücherraub, Restitution, Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, Medizinische Fakultät der Universität Wien 1938–1945, 10 Fallbeispiele

Abstract

Since 2007 the university library at the Medical University Vienna runs a provenance research project. Books, stolen between 1938 and 1945, were acquired by at that time discrete libraries at institutions and clinics of the former medical faculty at Vienna University. A systematic survey of the now centralised book collection should bring to light these misgotten book acquisitions. Aim of the project is to document such cases and to restitute books to their lawful owners or their legal successors. Until Novemver 2008 about 80,000 volumes were scrutinised directly at the shelves by so-called autopsy. So far about 200 definitely stolen books and approximately 1800 suspicious books were dedected. This paper describes the initial position, method and hitherto existing results of the provenance research project. Ten cases of such book theft, recorded in the now centralised collection of the university library of the Medical University Vienna (former medical faculty), should depict victims of book expropiation during nazi regime. These cases include second-hand bookshops (Alois Fantl, Hans Peter Kraus), an university professor from the former medical faculty at Vienna University (Markus Hajek), general practitioners not associated with the former medical faculty (Adolf Kronfeld, Richard Löwi), private persons (Lily Fuchs, Raoul Fernand Jellinek-Mercedes) and books from public and private libraries (Akademischer Verein jüdischer Mediziner, Bibliothek Sassenbach, Ortskrankenkasse Dresden).

Keywords: provenance research, National Socialism, medical libraries, book expropriation, restitution, University Library of the Medical University Vienna, Medical Faculty at the University of Vienna 1938–1945, 10 cases


Projekt Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

Während des nationalsozialistischen Regimes, besonders aber während der Zeit des Zweiten Weltkrieges, wurden Kulturgüter aller Art enteignet, geraubt, durch Zwang veräußert, verschleppt, umverteilt und damit unrechtmäßig angeeignet. Akteure und Profiteure dieses Raubes waren auch Bibliotheken. Von Raub und Enteignung besonders betroffen waren neben politischen Gegnern des nationalsozialistischen Regimes und regimefeindlichen Organisationen und Institutionen vor allem Jüdinnen und Juden sowie jüdische Organisationen. Mit dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland am 13. März 1938 begann die Ausschaltung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem wirtschaftlichen und sozialen Leben.

Im Mai 2007 startete die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, angeregt durch das bereits früher gestartete Provenienzforschungsprojekt der Universität Wien [1], [2], ein Projekt zur Auffindung, Dokumentation und Restitution von Büchern, die während des Nationalsozialismus geraubt und von den damals noch weitgehend eigenständig agierenden Instituts- und Klinikbibliotheken der ehemaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien erworben worden sind. Das Projekt folgt den Bestimmungen des Kunstrückgabegesetzes (BGBl. Nr. 181/I/1998) sowie den Richtlinien und Empfehlungen des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und der Kommission für Provenienzforschung.

Das Provenienzforschungsprojekt der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien hat die volle Unterstützung des Rektorates, das seit der Auseinandersetzung um den von Eduard Pernkopf (1888–1955) erstellten Anatomieatlas Ende der 1980er Jahre für die Thematik Medizin und Nationalsozialismus sehr stark sensibilisiert ist. Damals wurde von der Universität Wien – als Reaktion auf heftige Kritik ausländischer Wissenschaftler am Pernkopf-Anatomieatlas – ein Senatsprojekt in Auftrag gegeben, um die problematischen Umstände am Zustandekommen dieses Werkes zu untersuchen [3], [4].

Die hohe Sensibilität der 2004 errichteten Medizinischen Universität Wien für das Thema Medizin und Nationalsozialismus spiegelt sich darin, dass sie folgenden Passus in die Präambel ihrer Satzung aufgenommen hat: „Die Medizinische Universität Wien orientiert sich an den Zielen einer humanen Gesellschaft und bekennt sich zum Prinzip der Gerechtigkeit und der Gleichheit aller Menschen, ungeachtet ihres Geschlechts, ihrer Abstammung, ethnischen Zugehörigkeit und Religion, zur Internationalen Verankerung sowie zur gesellschaftlichen und historischen Mitverantwortung[5].

Am 13. März 2008 setzte die zwischenzeitlich zu einer eigenen Universität gewordene frühere Medizinische Fakultät ein Mahnmal zum Gedenken an ihre nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland im Jahr 1938 aus „rassischen“ oder politischen Gründen vertriebenen Professoren und Dozenten [6].

Initiiert wurde das Projekt zur Provenienzforschung von Bruno Bauer, dem Leiter der Universitätsbibliothek. Die wissenschaftliche Leitung des Projektes liegt bei Walter Mentzel. Mit Harald Albrecht ist ein weiterer Mitarbeiter mit Recherchen im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes befasst. Das Projektteam nahm 2008 an internationalen Konferenzen [7], [8], [9], [10] und Veranstaltungen [11] zum Themenkomplex des NS-Bücherraubes teil; bisher wurden drei Publikationen vorgelegt [12], [13], [14].


Der medizinhistorische Bibliotheksbestand an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien und medizinische Bibliotheken in Wien im Jahre 1938

Ein Charakteristikum des Provenienzforschungsprojektes an der Medizinischen Universität Wien liegt im heterogenen, nicht systematisch gewachsenen Bibliotheksbestand. In die im Jahre 2004 errichtete Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien bzw. ihre unmittelbaren Vorgängerinstitutionen, die Fakultätsbibliothek für Medizin an der Universität Wien (1986–1994) bzw. die Österreichische Zentralbibliothek für Medizin (1994–2003), wurden in rascher Abfolge diverse Bestände verschiedenster Provenienz eingebracht:

1.
medizinische Monografien und Zeitschriftenbände der Hauptbibliothek der Universitätsbibliothek der Universität Wien bzw. aus dezentralen Standorten der medizinischen Institute und Kliniken der Universität Wien;
2.
medizinische Bücher und Zeitschriften aus Bibliotheken sonstiger Rechtsträger, von medizinischen Fachgesellschaften, aus Bibliotheken und Vereinen sowie Nachlässe und Geschenke von Privaten.

Zum Zeitpunkt des „Anschlusses“ im März 1938 existierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und im Umfeld medizinisch-ärztlicher Standesvertretungen und Vereine eine reiche Bibliothekslandschaft, die auf die im 19. Jahrhundert sich ausdifferenzierenden medizinischen Fachrichtungen zurückging. Während die meisten dieser Bibliotheken bis in die 1930er Jahre die Bestandsgröße von nur einigen hundert Bänden erreichten [15], [16], kam drei Bibliotheken auf Grund ihrer Größe, vor allem aber wegen ihres internationalen Ansehens, eine herausragende Bedeutung zu:

  • der „Obersteiner-Bibliothek“ [17], benannt nach dem Gründer des weltweit ersten Neurologischen Institutes, Heinrich Obersteiner (1847–1922);
  • der 1837 gegründeten und zu den ältesten medizinischen Bibliotheken Österreichs zählenden Bibliothek der „Gesellschaft der Ärzte in Wien“, deren Bestand sich heute zum Großteil als Dauerleihgabe in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin (Monografien) bzw. der Hauptbibliothek der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien (Zeitschriften) befindet;
  • der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [18], die bis zur Neuorganisation der Bibliotheken im Universitätsorganisationsgesetz 1975 als Institutsbibliothek direkt dem Institut für Geschichte der Medizin unterstellt war. Eine besonders wertvolle Sondersammlung an letzterem Standort stellt die sogenannte „Josephinische Bibliothek“ dar, die auf Joseph II und das von ihm initiierte „Josephinum“, eine Ausbildungsstätte für Militärärzte an der medizinisch-chirurgischen Joseph-Akademie, zurückgeht. Wenig bekannt sind jene von den Nationalsozialisten geplanten bzw. nach 1938 aufgebauten medizinischen Bibliothekseinrichtungen, wie jenes vom Pharmakologischen Institut der Wiener Polizei, dessen Bibliotheksbestände sich heute ebenfalls, zumindest teilweise, an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien befinden.

An der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, mit zirka 170.000 Bänden der größte dezentrale Standort der Universitätsbibliothek der Universität Wien, befindet sich heute der Großteil der Bestände der ehemals selbständigen dezentralen Klinik- und Institutsbibliotheken. Den Grundstein dazu legte Max Neuburger (1868–1955), der Gründer des Instituts für Geschichte der Medizin. Er hat die Bibliothek zwischen 1914 und 1938 aus eigenen Beständen, aus Schenkungen und Nachlässen aufgebaut. Neuburger, der zu seiner Zeit als ein international renommierten Medizinhistoriker galt, gründete das Institut im Jahre 1914, nachdem er schon 1906 die Errichtung eines medizinhistorischen Institutes angeregt hatte. Das Institut für Geschichte der Medizin war nach Leipzig (1905) die zweitälteste universitäre medizinhistorische Einrichtung im deutschsprachigen Raum. Verschiedene Quellen geben die Größe der Bibliothek in den 1930er Jahren mit zirka 10.000 Bucheinheiten sowie jene der „Josephinischen Bibliothek“ mit einigen tausend Büchern an.

Daneben existierte eine Reihe kleinerer Bibliotheken, wie jene des „Doktoren-Kollegiums“ oder des „Ärztlichen Lesezimmers im Allgemeinen Krankenhaus“, deren Bestände heute ebenfalls in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin zusammengeführt sind.

Der „Anschluss“ im März 1938 hatte auf die Medizinische Fakultät der Universität Wien massive Auswirkungen, deren unmittelbarste Folgen die Vertreibungen und Berufsverbote von Studenten und Studentinnen, Professoren und Professorinnen und Hochschulangehörigen waren, die so gravierende Veränderungen in der Personalstruktur nach sich zogen wie an keiner anderen Fakultät in Österreich [19], [20]. Konkrete personelle Auswirkungen auf Bibliotheken medizinischer Einrichtungen lassen sich bei der Gesellschaft der Ärzte in Wien und am Institut für Geschichte der Medizin feststellen. Beide hier wirkenden Bibliothekare, Isidor Fischer (1868–1943) [21], Medizinhistoriker, Privatdozent und Bibliothekar der Gesellschaft der Ärzte, sowie Max Neuburger (1868–1955) [22], bis 1934 Institutsleiter und Bibliothekar in Personalunion am Institut für Geschichte der Medizin, emigrierten 1938/39 wegen der nationalsozialistischen „Rassengesetzgebung“. Beiden Bibliotheken wurde von den Nationalsozialisten große Bedeutung zugemessen. Max Neuburger kehrte, nach seiner 1938 erzwungenen Emigration nach England, wo er am Londoner „Wellcome Historical Medical Museum“ eine neue Betätigungsstätte gefunden hatte, 1952 nach Wien zurück.

Während die Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte von den Nationalsozialisten als eine Bibliothek mit „unschätzbaren Wert“ und größte medizinische Bibliothek im deutschsprachigen Raum bezeichnet und seit März 1938 dem früheren Vermögensverwalter der Gesellschaft der Ärzte und NSDAP-Mitglied Adolf Irtl (1867–1947) übertragen wurde [23], [24], kam mit dem prononcierten und in die nationalsozialistische Medizinbürokratie integrierten Medizinhistoriker Prof. Fritz Lejeune (1892–1966) eine neue Leitung an das Institut für Geschichte der Medizin. Dieses konnte auf Grund der bisherigen Ergebnisse des aktuellen Provenienzforschungsprojektes als Profiteur des nationalsozialistischen Bücherraubes identifiziert werden.


Vorgangsweise und bisherige Ergebnisse der Provenienzforschung

Zur Erfassung der Daten, die die Grundlage für weitere Recherchen zur Provenienz der als geraubt oder als bedenkliche Erwerbungen klassifizierten Bücher bilden, wurde eine Datenbank entwickelt, in der neben den bibliografischen Abgaben die historischen und aktuellen Bibliotheksstandorte, Erwerbsformen, Vorbesitzer, Zwischenhändler vermerkt werden. Die Autopsie der Bücher erfolgt nach dem Grundsatz, dass jedes vor 1945 erschienene Buch nach Hinweisen und Merkmalen untersucht wird, die auf deren ursprüngliche Besitzer und den jeweiligen Erwerbungsvorgang Rückschlüsse geben können. Dazu zählen handschriftliche Hinweise des Vorbesitzers, Exlibris, Hinweise auf Erwerbungen aus Bibliotheken, Antiquariaten oder Buchhandlungen, sowie bibliotheksinterne Hilfsmittel zur Feststellung des Zeitpunktes der Erwerbungen, der Provenienz. Inventarbehelfe konnten bisher lediglich vom Institut für Geschichte der Medizin zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus wurden aufgrund von Recherchen zu den Raubprozessen und den dabei involvierten Institutionen und Unternehmungen einige Bücher, die keine Hinweise auf ihren Vorbesitzer enthielten, als Raubgut identifiziert. So konnten unter anderem aus den überlieferten Katalogen des 1938 „arisierten“ Wiener Antiquariates H.P. Kraus weitere Bücher an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin als eindeutig geraubt festgestellt werden.

Das Konzept des Provenienzforschungsprojektes umfasst drei Bereiche:

1.
Die vollständige Durchsicht der Bibliotheksbestände der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, um die während des Nationalsozialismus an die Klinik- und Institutsbibliotheken der vormaligen Medizinischen Fakultät der Universität gelangten Raubgüter zu ermitteln. Nach der Identifizierung der ursprünglichen Eigentümer erfolgt ergänzend zu den dafür notwendigen Arbeiten an den konkreten Bibliotheksbeständen die Rechtnachfolge- bzw. Erbenforschung in den einschlägigen Archiven.
2.
Parallel dazu wurde mit der historischen Analyse und Rekonstruktion des Raubprozesses, der darin involvierten Institutionen, Unternehmungen, Personen, insbesondere jene der medizinischen Organisationseinheiten und Personen der ehemaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien, begonnen.
3.
Für 2009 ist geplant, auch mit der Autopsie der am Josephinum vorhandenen medizinhistorischen Sammlungen (Bildarchiv, Handschriftensammlung, Instrumentensammlung) zu beginnen, die den Kernbestand des kulturellen Erbes der Medizinischen Universität Wien darstellen [25].

Erste quantitative Ergebnisse der Autopsie

Insgesamt wurden im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes bisher zirka 80.000 Bucheinheiten an drei Standorten der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien autopsiert. Davon konnten bisher zirka 1800 (Stand November 2008) als bedenkliche Erwerbungen klassifiziert, mehr als 200 Bücher bereits als eindeutig geraubt identifiziert werden. Diese verteilen sich auf folgende Teilsammlungen.

a) Von den zirka 170.000 Bücher der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin konnten bisher 45.000 am Regal – Band für Band – gesichtet werden.

  • Aus dem Bestand der ehemaligen Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin, der sich u.a. aus Büchern der 1938 existierenden ehemals selbständigen Klinik- und Institutsbibliotheken der Medizinischen Fakultät der Universität Wien zusammensetzt, wurden 1323 Bücher mit bedenklichen Erwerbungsvorgängen klassifiziert, davon konnten 109 als geraubt identifiziert werden.
  • 201 Bücher mit bedenklichen Erwerbungsvorgängen sind der Josephinischen Bibliothek zuzuordnen; davon konnten 10 als geraubt identifiziert werden.
  • Aus der historischen Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien stammen bisher 51 Bücher mit bedenklichem Erwerbungsvorgängen, davon wurden acht als geraubt identifiziert.

b) Aus der zirka 10.000 Bände umfassenden ehemaligen Bibliothek der “Klinik-Deutsch“ konnten bisher 5000 Bücher gesichtet werden; 158 Bücher sind als bedenkliche Erwerbungsfälle zu klassifizieren, davon wurden 87 als geraubt identifiziert.

c) Die historischen Bestände am Hauptstandort der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien, die in den 1990er Jahren aus den früher dislozierten Klinik- und Institutsbibliotheken zusammengeführt worden sind, wurden bereits vollständig autopsiert. Von diesem zirka 30.000 Bände umfassenden Bestand wurden 17 Bücher identifiziert, die aus bedenklichen Erwerbungen stammen.



Aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse (Stand November 2008) lassen sich die als geraubt identifizierten Bücher nach ihrer Provenienz in fünf Gruppen gliedern:

I. Bücher aus den Beständen „arisierter“ oder „liquidierter“ Wiener Antiquariate;

II. Bücher vertriebener oder ermordeter Ärzte aus Einrichtungen und Organisationseinheiten der ehemaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien und dem Allgemeinen Krankenhaus in Wien. (Eine Sonderrolle stellen die Bücher von Vertriebenen oder ermordeten Ärzten dar, die nach ihrer Flucht oder Ermordung im Handapparat der jeweiligen Arbeitsorte an den betreffenden Instituten und Kliniken verblieben. Diese Buchbestände wurden von den Instituten/Kliniken in deren Bibliotheksbestand einverleibt.);

III. Bücher von vertriebenen und ermordeten Ärzten außerhalb der Einrichtungen der Medizinischen Fakultät der Universität Wien;

IV. Bücher aus Privatbibliotheksbeständen von Personen, die vertrieben oder deportiert und ermordet wurden (Einzelne Provenienzen geraubter Bücher finden sich auch von Privatpersonen aus dem Ausland.);

V. Bücher aus öffentlichen oder privaten Bibliotheken aus dem In- und Ausland.

I. Bücher aus den Beständen „arisierter“ oder „liquidierter“ Wiener Antiquariate

Bereits unmittelbar nach dem „Anschluss“ kamen zahlreiche Bücher aus den Lagerbeständen „arisierter“ und liquidierter Antiquariate und Buchhandlungen auf den „Markt“ [26]. Auf diesem Weg gelangten auch die ersten geraubten Bücher an das Institut für Geschichte der Medizin, darunter unter anderem aus den „arisierten“ oder liquidierten Wiener Antiquariaten und Buchhandlungen Hans Amon, Alois Fantl, Halm & Goldmann, Rudolf Heger, Hans Peter Kraus, Josef Šafár, Richard Steckler und Brüder Suschitzky.

Hans Amon, Buchhandlung Wien I, Herrengasse 6-8

Hans Amon (14. November 1904 in Wien – †?) lebte 1938 in Wien I, Bauernmarkt 1. Er besaß eine auf Kunst und Kultur spezialisierte Buchhandlung, die in einem 1932 eröffneten Hochhaus in Wien I., Herrengasse 6, untergebracht war. Trotz Verfolgung und Denunziation beim Denkmalamt gelang es ihm, seine Sammlungen außer Landes zu bringen.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 51 – Amon Hans.
Alois Fantl, Buchhandlung, Antiquariat, Leihbibliothek und Verlag, Wien IX, Lichtensteinstraße 23
[Fallbeispiel 1] → Die Fallbeispiele befinden sich gesammelt am Ende des Artikels.
Halm & Goldmann Kunsthandlung und Kunstverlag, Wien I, Opernring 11

Im März 1938 kam es zur „Arisierung“ bzw. Neuübernahme der Firma Halm & Goldmann. Seit 1. April 1938 wurde sie als „Offene Handelsgesellschaft“ geführt. Der Name der neuen Firma, die erst am 20. Jänner 1939 ins Handelsregister eingetragen wurde, lautete „Edhoffer & Kasimir“. „Käufer“ waren der Zeichner und Radierer Luigi Kasimir (18. April 1881 – 5. August 1962) und der Kunstverleger Ernst Edhoffer (8. September 1886 – 12. Juni 1960). Die Firma wurde erst am 4. März 1969 aus dem Wiener Handelsregister gelöscht.

Der früheren Inhaberin des Unternehmens Elsa Gall gelang 1939 die Flucht in die USA.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A. 17.425, Halm-Goldmann.
Neues Österreich, 14. November 1945:3; Wiener Zeitung, 14. November 1945:2.
Buchhandlung und Antiquariat Rudolf Heger, Wien I. Wollzeile 2
Quellen und Literatur:
Hupfer G. Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien, phil. Dipl. Wien 2003:184.
Hans Peter Kraus, Antiquariat, Wien II, Praterstraße 17
[Fallbeispiel 2]
Antiquariat Josef Šafár, Inhaber: Josef und Otto Šafár

Buchhandlung und Antiqiariat Antiquariat Josef Šafár waren mit mehreren Filialen in Wien vertreten, darunter der Spezialbuchhandlung für Medizin in Wien VIII., Schlösselgasse 22, und mit einer Filiale in Wien IX., Lazarettgasse 19.

Quellen und Literatur:
Hupfer G. Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien, phil. Dipl. Wien 2003:145.
Richard Steckler, Buchhandlung, Antiquariat, Kunst- und Musikalienhandlung, Leihbibliothek, Wien VIII, Josefstädterstraße 34

Richard Steckler (1882–1942) lebte 1938 in Wien II, Rustenschacher Allee 6/1a. Er wurde am 27. August 1942 von Wien nach Theresienstadt deportiert. Sein Unternehmen wurde vom Inhaber des Antiquariates Eckart „arisiert“. Die „Abwicklung“ der „Arisierung“ erfolgte durch Dr. Siegmund Wisloschil unter der Aufsicht des Laconia-Instituts.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 18.601 – Steckler Richard.
Brüder Suschitzky, (Anzengruber Verlag), Buchhandlung, Antiquariat und Leihbibliothek, Wien X, Favoritenstraße 57

Philipp Suschitzky (14. Dezember 1875 – 11. September 1942) war Buchhändler und lebte 1938 in Wien X., Erlacherstraße 95/10. Zunächst gelang ihm die Flucht nach Frankreich; 1942 wurde er aus Drancy deportiert und am 11. September 1942 in Auschwitz ermordet.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 3.866 – Suschitzky Philipp.
Ebenda: VVSTA., Handel Zl. 2.195.

II. Bücher vertriebener oder ermordeter Ärzte aus Einrichtungen und Organisationseinheiten der ehemaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien und dem Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Unter den Begriff „Vertriebene“ werden auch jene Personen subsumiert, die aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik 1938 ihre beruflichen Arbeitsmöglichkeiten verloren haben, auch wenn sie das Land nicht verlassen haben. Auch von „vertriebenen“ Medizinern, die bis 1938 im Personalstand der Medizinischen Fakultät der Universität Wien geführt worden waren, konnten geraubte, auf der Flucht oder aufgrund des Arbeitsverbots zurückgelassene Bücher eruiert werden. Bei den bisherigen Recherchen an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin konnten Bücher von den Universitätsprofessoren Leopold Freund, Otto Fürth, Markus Hajek, Wolfgang Pauli und Maximilian Weinberger ermittelt werden.

Leopold Freund

Prof. Dr. Leopold Freund (5. April 1868 – 1943) war Radiologe; er wohnte 1938 in Wien I, Graben 12. Er starb nach seiner Emigration (1938) 1943 in Belgien. In seiner Vermögensanmeldung vom 15. Juli 1938 gab er eine Privatbibliothek an.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 16.202 – Freund Leopold.
Isidor Fischer (Hg.). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Berlin u.a. 1932:447.
Kürschners Deutscher Gelehrten Kalender. Berlin u.a. 1935:353.
Bauer-Merinsky J. Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biografien entlassener Professoren und Dozenten. Universität Wien, phil. Diss. 1980:59-61b. http://ub.meduniwien.ac.at/edocmed/?f_ac=AC06638085&f_file=1
Mühlberger K. Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und menschlicher Potenz an der Universität Wien von 1938 bis 1945. 2. verb. u. verm. Aufl. Wien 1993:20.
Leopold FREUND (1868–1943) / Vertrieben 1938 [30]. Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien. Nr. 620 [22. April 2008]. http://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=620
Otto Fürth

Prof. Dr. Otto Fürth (1867–1938) war Leiter der Chemischen Abteilung im Physiologischen Institut; seit 1929 war er Inhaber des Lehrstuhls für chemische Medizin an der Universität Wien. Er verstarb am 7. Juni 1938 in Wien.

Quellen und Literatur:
Isidor Fischer (Hg.). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Berlin u.a. 1932:465.
Bauer-Merinsky J. Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biografien entlassener Professoren und Dozenten. Universität Wien, phil. Diss. 1980:69-70. http://ub.meduniwien.ac.at/edocmed/?f_ac=AC06638109&f_file=1
Mühlberger K. Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und menschlicher Potenz an der Universität Wien von 1938 bis 1945. 2. verb. u. verm. Aufl. Wien 1993:22.
Otto FÜRTH (1867–1938) / Vertrieben 1938 [35]. Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien. Nr. 624 [28. April 2008]. http://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=620
Markus Hajek
[Fallbeispiel 3]
Wolfgang Pauli

Prof. Dr. Wolfgang Pauli (11. September 1869–1955) war Professor für Innere Medizin. Er lebte 1938 in Wien IX, Wasagasse 13.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 25.741 – Pauli Wolfgang.
Isidor Fischer (Hg.). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Berlin u.a. 1932:1182.
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Berlin u.a. 1935:1010-1011.
Bauer-Merinsky J. Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biografien entlassener Professoren und Dozenten. Universität Wien, phil. Diss. 1980:187-188. http://ub.meduniwien.ac.at/edocmed/?f_ac=AC06638450&f_file=1
Mühlberger K. Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und menschlicher Potenz an der Universität Wien von 1938 bis 1945. 2. verb. u. verm. Aufl. Wien 1993:28.
Wolfgang PAULI (1869–1955) / Vertrieben 1938 [90]. Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien. Nr. 679 [14. Juli 2008]. http://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=679
Maximilian Weinberger

Prof. Dr. Maximilian Weinberger (4. Juni 1875–1954) war Facharzt für Lungen- und Herzkrankheiten, Interne Diagnostik und Therapie. Er war Primararzt und Vorstand der III. Med. Abt. der Krankenanstalt Rudolfstiftung. 1938 wohnte Weinberger in Wien IV, Brucknerstraße 4. Er emigriert am 26. Mai 1941 in die USA.

Die Schätzung seiner Privatbibliothek erfolgte durch das Wiener Antiquariat Minerva. Zwei Bücher aus dieser Privatbibliothek wurden 1941 durch das Institut für Geschichte der Medizin vom Wiener Antiquariat A. Wolf angekauft.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 29.927 – Weinberger Maximilian.
Isidor Fischer (Hg.). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Berlin u.a. 1932:1683.
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Berlin u.a. 1935:1507.
Bauer-Merinsky J. Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biografien entlassener Professoren und Dozenten. Universität Wien, phil. Diss. 1980:281-283. http://ub.meduniwien.ac.at/edocmed/?f_ac=AC06638720&f_file=1
Mühlberger K. Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938. Der Verlust geistiger und menschlicher Potenz an der Universität Wien von 1938 bis 1945. 2. verb. u. verm. Aufl. Wien 1993:36.
Maximilian WEINBERGER (1875–1954) / Vertrieben 1938 [137]. Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien. Nr. 726 [18. September 2008]. http://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=726

III. Bücher von vertriebenen und ermordeten Ärzten außerhalb der Einrichtungen der Medizinischen Fakultät der Universität Wien

Auch Bücher vertriebener, ermordeter bzw. verstorbener Ärzte außerhalb des Personalstandes der Medizinischen Fakultät der Universität Wien gelangten als Raubgut in den Bestand der historischen Bibliotheken der Vorläuferinstitutionen der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Als Opfer des Bücherraubs wurden im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes bisher Heinrich Adler, Julius Drey, Erwin Feldmesser, Julius Flesch, Siegmund Kreuzfuchs, Adolf Kronfeld, Richard Löwi und Wilhelm Stekel ermittelt.

Heinrich Adler

Dr. Heinrich Adler (1872–1939) lebte während des Krieges in Wien II, Schreigasse 8/12. Am 27. Oktober 1939 wurde er nach Nisko deportiert und ermordet.

Quellen und Literatur:
Feikes R. Emigration jüdischer Wiener Ärzte ab 1938 in die USA, speziell nach New York, 2. Bde. Wien phil. Diss. 1999.
Julius Drey

Dr. Julius Drey (1. Mai 1858 – 3. Mai 1939) studierte Medizin in Wien, wo er im Jahre 1882 promovierte. Seit 1894 war er Mitglied der Ärztekammer. Drey wohnte in Wien I, Wipplingerstr. 13. Am 15. Juli 1938 erfolgte seine Praxisabmeldung. Julius Drey verstarb am 3. Mai 1939 im Alter von 81 Jahren in Wien.

Laut Inventarverzeichnis des Instituts für Geschichte der Medizin wurde ein Buch von Drey am 25. Mai 1949 vom Antiquariat A. Wolf um 14.- Schilling erworben.

Quellen und Literatur:
Feikes R. Emigration jüdischer Wiener Ärzte ab 1938 in die USA, speziell nach New York, 2. Bde. Wien phil. Diss. 1999.
Erwin Feldmesser

Dr. Ernst Erwin Feldmesser (1898–?) war praktischer Arzt, wohnhaft in Wien VI, Esterhazygasse 12/15. Feldmesser war mit Brenn Feldmesser, geborene Zierler, verheiratet. Er besaß, nach Auskunft der Vermögensanmeldung vom 12. Juli 1938, eine Praxis in Wien 2, Schüttaustraße 1-39, Stiege 39/12, die er am 1. Juli 1938 abmeldete. Die letzte Vermögenserklärung stammt vom 9. Jänner 1939 und wurde von seiner Frau Brenn Feldmesser unterzeichnet.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 46.921 – Feldmesser Ernst Erwin.
Julius Flesch

Dr. Julius Flesch, (1. Dezember 1871–1942) war Arzt. Er lebte 1938 in Wien II, Untere Augratenstraße 13. Nach seiner Deportation wurde er am 11. Mai 1942 in Maly Trostinec ermordet.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 29.889 – Flesch Julius.
Siegmund Kreuzfuchs

Prof. Dr. Siegmund Kreuzfuchs (1. Februar 1878–1942) war Primarius; er lebte in Wien IX, Nussdorferstraße 10. Kreuzfuchs wurde nach seiner Deportation in das KZ Dachau am 14. April 1942 ermordet.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 30.464 – Kreuzfuchs Siegmund.
Adolf Kronfeld
[Fallbeispiel 4]
Richard Löwi
[Fallbeispiel 5]
Wilhelm Stekel

Prof. Dr. Stekel Wilhelm (18. März 1868 – 5. Juni 1940, London) war Arzt und Psychoanalytiker. Stekel, verheiratet mit Hilde Stekel (*1891), wurde spätestens 1938 geschieden. Er promovierte am 10. Juni 1893 an der Universität Wien. Seit 1902 stand er in Kontakt mit Siegmund Freud. Zusammen mit Alfred Adler war er Mitbegründer des „Zentralblatt für Psychoanalyse“. Schon vor dem 1. Weltkrieg war er Vorsitzender der Wiener Zweigstelle des „Wissenschaftlich humanitären Komitees“ von Magnus Hirschfeld in Berlin. 1931 gründete er die Zeitschrift „Psychoanalytische Praxis“, die in Deutschland von der „Allgemeinen ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie“ und deren damaligen Vorsitzenden Ernst Kretschmer herausgegeben und unter anderem von Arthur Kronfeld als Schriftleiter redigiert worden ist. Nach seiner Vermögensanmeldung lebte er 1938 in Wien 19, Krottenbachstraße 7. Er emigrierte Ende 1938 nach England, wo er 1939 in London, Pembridge Court Hotel 34 Pembridge Garden wohnhaft war. Seine Vermögensanmeldung vom 27. Juni 1938 beinhaltet die Information, dass er 1939 in London „von Unterstützungen“ seiner „Familie und Schüler und von Vorträgen“ lebte. Stekel verstarb am 5. Juni 1940 in London.

Aufgrund der Tatsache, dass zwei der sechs Bücher in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, die der Provenienz Stekels zuzuordnen sind, 1948 vom Antiquariat A. Wolf erworben worden sind, muss zumindest angenommen werden, dass die Bücher unter Druck veräußert worden sind. Anderenfalls wurden sie von Stekel in Wien zurückgelassen und kamen so in die „Verwertung“ jüdischen „Umzugsgutes“ oder durch eine Wohnungsräumung in den Buchhandel.

Quellen und Literatur:
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 41.329 – Wilhelm Stekel.

IV. Bücher aus Privatbibliotheksbeständen von Personen, die vertrieben oder deportiert und ermordet wurden

Auch aus Privatbibliotheken gelangten einzelne Bücher in die ehemalige Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin. Diese stammten zumeist aus der Provenienz von Jüdinnen und Juden, und wurden bei den Wohnungsräumungen im Zuge der systematischen Deportationen der Wiener jüdischen Bevölkerung in den Jahren 1940 bis 1945 geraubt. Darunter befinden sich Bücher von Stefan Auspitz, Lily Fuchs, Ernst Moritz Kronfeld, Raoul Fernand Jellinek-Mercedes, Heinrich Rosenberg und Albert Moll.

Stefan Auspitz

Stefan Auspitz (1869–1945) überlebte das Ghetto Theresienstadt.

In seiner Vermögensanmeldung führte er den Besitz einer Privatbibliothek im Wert von 7000 RM an. Als Gutachter des Besitzes wird Franz Weigang genannt. Die Bibliothek von Stefan Auspitz dürfte ursprünglich mehr als 4580 Bände umfasst haben, da es schon vor der Übergabe eines Bestandes in dieser Größenordnung an die Österreichische Nationalbibliothek, die durch die Möbelverkehrstelle erfolgt ist, zu Verkäufen an das Antiquariat A. Wolf gekommen sein muss.

Quellen und Literatur:
ÖSTA, AdR, BMF, VVSTA., V.A. Zl. 11.686 – Auspitz Stefan.
Michael W. Der Raum der Bibliothek von Stefan Auspitz. In: Geraubte Bücher. Die Österreichische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit. [Ausstellungskatalog]. Hg. von Hall MG u.a. Wien, ÖNB 2004:159-168.
Murray MG, Köstner C. „… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern ...“. Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien u.a.: 2006:217-219.
Lily Fuchs
[Fallbeispiel 6]
Ernst Moriz Kronfeld

Ernst Moriz Kronfeld (1865–1942), Bruder von Dr. Adolf Kronfeld, war Botaniker und Journalist. Er arbeitete als Redakteur bei Wiener Tageszeitungen; er fungierte als Vorstandsmitglied des Wiener Journalisten- und Schriftstellervereines „Concordia“. Kronfeld starb am 16. März 1942 in Wien.

Quellen und Literatur:
Siebenter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 29. April 1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek.
Raoul Fernand Jellinek-Mercedes
[Fallbeispiel 7]
Heinrich Rosenberg

Heinrich Rosenberg (1871–1941) lebte 1938 in Wien 9, Währingerstraße 3. Er war mit Paula Rosenberg, geborene Gewitsch, verheiratet. Aus seiner Vermögensanmeldung, die er am 15. Juli 1938 tätigte, geht nur seine Teilhaberschaft an einigen Firmen hervor, unter anderen der Firma Bernfeld & Rosenberg in Wien. Persönliches „anmeldungspflichtiges Vermögen“ wurde von ihm in Abrede gestellt. Wenige Tage später am 29. Juli 1938 wurde er in das KZ Buchenwald deportiert. Gemeinsam mit seiner Frau Paula Rosenberg wurde er am 15. Februar 1941 nach Opole deportiert und ermordet.

Ein Buch aus der Bibliothek Rosenberg wurde im Februar/März 1943 vom Institut für Geschichte der Medizin erworben. Verkäufer war das Wiener Antiquariat Karl Stark.

Quellen und Literatur:
ÖSTA, AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 50.236 – Rosenberg Heinrich, The Central Database of Shoah Victims’ Names ( http://www.yadvashem.org/ )
Albert Moll

Neben anderen als geraubt identifizierten Büchern von Personen aus dem Ausland findet sich auch ein Buch des 1939 verstorbenen Berliner Psychiaters und Sexualwissenschafters Albert Moll (1862–1939), der am 29. März 1939 in Berlin gestorben ist.

Aus seiner Bibliothek stammt ein Buch, das am 29. Jänner 1941 vom Institut für Geschichte der Medizin durch das Antiquariat Wolf angekauft wurde.

V. Bücher aus öffentlichen oder privaten Bibliotheken aus dem In- und Ausland

Einzelne Bücher im Bestand der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien stammen, wie im Rahmen des Provenienzforschungsprojektes ermittelt wurde, aus den Beständen öffentlicher und privater Bibliotheken. Darunter befinden sich beispielsweise Bücher aus der Bibliothek des Akademischen Vereins jüdischer Mediziner, aus der Bibliothek Sassenbach und aus der Bibliothek der Ortskrankenkasse Dresden.

Akademischer Verein jüdischer Mediziner
[Fallbeispiel 8]
Bibliothek Sassenbach
[Fallbeispiel 9]
Bibliothek der Ortskrankenkasse Dresden
[Fallbeispiel 10]

Zwischenresümee und Ausblick

In den bisherigen eineinhalb Jahren des Provenienzforschungsprojektes an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien ist es dem Projektteam gelungen, im Rahmen der bereits weit fortgeschrittenen Autopsie der vor 1945 erschienenen Bestände, zahlreiche Bücher zu identifizieren, die aufgrund unrechtmäßiger Erwerbungsvorgänge an die verschiedenen Vorgängerinstitutionen der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien gelangt sind. Dank handschriftlicher Hinweise der Vorbesitzer, Exlibris, Hinweisen auf Erwerbungen aus Bibliotheken, Antiquariaten oder Buchhandlungen in einzelnen Büchern, aber auch durch Recherchen zu den Raubprozessen und den dabei involvierten Institutionen und Unternehmungen im Österreichischen Staatsarchiv, im Niederösterreichischen Landesarchiv, im Archiv der Wirtschaftskammer Österreich und im Archiv der Universität Wien konnten zirka 1800 Bücher aus dem Bestand der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien als bedenkliche Erwerbungen klassifiziert werden. Davon konnten zirka 200 Bände als eindeutig geraubt identifiziert werden.

Ein zentrales Ziel von Provenienzforschungsprojekten ist die Restitution der als geraubt identifizierten Bücher an die Opfer bzw. der Erben. Zur Klärung der rechtlichen und administrativen Fragen wurde im Spätherbst 2008 im Rahmen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare eine Arbeitsgruppe Provenienzforschung gegründet; in dieser sind neben der Medizinischen Universität Wien auch die Universitäten Wien, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Salzburg vertreten. Erste Restituierungen werden noch 2009 durchgeführt werden.

Mit der Restituierung soll das Thema „Bücherraub“ für die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien aber nicht abgeschlossen sein. Damit das von den Opfern erlittene Unrecht während der NS-Zeit nicht der Vergessenheit anheim fällt, ist geplant, bei den Katalogisaten der geraubten (und dann restituierten) Bücher entsprechende Anmerkungen anzubringen; beispielhaft für diese Vorgangsweise ist etwa die Provenienzverzeichnung der Staatsbibliothek zu Berlin zu nennen [27].

Ein weiteres Anliegen des Provenienzforschungsprojektes an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien ist es, dass vom Projektteam am Ende der wissenschaftlichen Aufarbeitung des NS-Bücherraubes nicht nur ein umfangreicher Endbericht vorgelegt wird (voraussichtlicher Erscheinungstermin: 2010), der überwiegend nur für einige Expertinnen und Experten von Interesse ist, sondern dass die Angehörigen der Medizinischen Universität Wien sowie die Öffentlichkeit über den Verlauf des Projektes laufend informiert werden. Als wichtige Akzente in dieser Hinsicht sind Berichte, die im Newsletter der Medizinischen Universität Wien für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter [28] bzw. in einer großen österreichischen Tageszeitung [29] erschienen sind, sowie ein Hörfunkbericht [30] zu nennen.

Eine zentrale Rolle der Informationsstrategie der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien über die Ergebnisse des Provenienzforschungsprojektes kommt den Falldossiers zu, die neben der vollständigen Dokumentation der bedenklichen Erwerbungen auch Hintergrundinformationen zu den einzelnen Fällen des NS-Bücherraubs enthalten werden. Ab 2009 werden in derartigen Falldossiers die konkreten Fälle von Bücherraub im Van Swieten Blog, dem Weblog der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien [31], [32], laufend vorgestellt werden.

Mit der Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ wurde bereits ein sensibles historisches Thema im Van Swieten Blog erfolgreich thematisiert. Im Rahmen dieses Web 2.0-Projektes wurde zwischen 11. März und 13. November 2008 täglich eine der Biographien von insgesamt 176 vertriebenen Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vorgestellt. Die Beiträge der Sonderblog-Serie werden laufend erweitert, Hinweise und Kommentare von Nutzerinnen und Nutzern eingearbeitet [33], [34], [35].

Die Publikation der Falldosssiers im Van Swieten Blog verfolgt das Ziel, die Ergebnisse des Provenienzforschungsprojektes der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien möglichst transparent nach außen darzustellen und – aufgrund der großen Streuung der Information im Internet – eventuell auch wertvolle Hinweise zu einzelnen Fällen zu bekommen.


Fallbeispiele

Fallbeispiel 1: Alois Fantl

Alois Fantl wurde am 27. April 1873 in Wittingau (Trebon)/Böhmen geboren. Er war seit 1. September 1919 Buchhändler und Antiquar in Wien IX., Liechtensteinstraße 23. Am 25. April 1931 erhielt Fantl auch die Konzession zum Betrieb einer Leihbibliothek. Sein letzter bekannter Wohnort war in Wien I, Stoss im Himmel 3/7. In seinem Vermögensverzeichnis vom 14. Juli 1938 gab er unter Punkt Betriebsvermögen „Buchhandel, Antiquariat und Leihbücherei“ einen Gesamtwert von RM 4662,– RM an. Am 30. September 1938 musste er im Auftrag der Reichsschriftenkammer sein Geschäft schließen. Am 14. Dezember 1938 ergänzte er seine Angaben gegenüber der Vermögensverkehrsstelle dahin gehend, "dass sich meine Vermögenslage seit dem Anmelden des Vermögens bis zum 12. November vollständig geändert hat“. Weiter schrieb er: „Ich hatte am 12. November etwa ein Drittel des seinerzeit angemeldeten Vermögens, da ich in meinem Geschäfte den besten Teil des Lagers in den letzten Tagen des September für etwa RM 1200.– an Buchhändler ausverkauft habe, wovon auch die Umsatzsteuer gezahlt wurde.“ Die Buchhandlung wurde schließlich vom Abwickler der Vermögensverkehrsstelle, Dr. Gottfried Linsmayer, liquidiert. Fantl wurde am 29. Juli 1942 nach Theresienstadt und von dort am 15. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Seine Gattin Sofie Fantl, geborene Pollak (17. Oktober 1879 in Babitz) wurde ebenfalls in Auschwitz ermordet. Die Bücher aus dem Buchhandelsbestand wurden entweder von Fantl selbst aus seiner finanziellen Notlage heraus verkauft, oder aber er hatte auf die im Dezember 1938 erwähnten Restbestände überhaupt keinen Zugriff mehr (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Insgesamt konnten bisher drei Bücher aus der Provenienz Alois Fantl eruiert werden. Alle drei wurden durch das NS-Antiquariat Karl Stark im Februar/März 1943 an das Institut für Geschichte der Medizin verkauft.

Exemplum für Restitutionsfall Alois Fantl:
Meser August, Ethik und Religionsphilosophie, o.J.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 17.127/1; 2)
Literatur und Quellen:
ÖSTA, AdR, BMF, VVSTA. V.A., Zl. 24.531. Alois Fantl
ÖSTA, AdR, BMF VVSTA. Handel, Zl. 5105 LG Wien, Firmenakte Alois Fantl. Fantl.
Hupfer G. Zur Geschichte des antiquarischen Buchhandels in Wien, phil. Dipl. Wien 2003:249

Fallbeispiel 2: Hans Peter Kraus

Hans Peter Kraus wurde am 12. Oktober 1907 in Wien als Sohn von Emil Kraus, einem Mitglied der Medizinischen Universität Wien, geboren. Er absolvierte seine Lehre in der Universitätsbuchhandlung R. Lechner in Wien. Nach seinem erfolgreichen Lehrabschluss war er für den Berliner Verlag Wasmuth als Vertreter in Rumänien und Polen und seit 1929 als Mitarbeiter der Leipziger Buchhandlung Karl W. Hiersemann, die eine große und bedeutende antiquarische Abteilung besaß, tätig. Im Jahre 1932 machte er sich selbständig und eröffnete in Wien II, Praterstraße, eine Antiquariatsbuchhandlung, die er 1934 von der Praterstraße 16 nach 17 verlegte (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Unmittelbar nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er von seinem seit 1932 im Antiquariat beschäftigten Mitarbeiter Alfred Wolf bei der Gestapo denunziert, verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau und später nach Buchenwald deportiert. In der Zwischenzeit wurden die Bestände aus seinem Antiquariat von A. Wolf geraubt und später an das Institut für Geschichte der Medizin veräußert. Nach seiner Freilassung unter der Auflage das Land innerhalb von zwei Monaten zu verlassen, konnte Kraus wenige Tage vor Kriegsausbruch nach Schweden emigrieren, von wo er im Oktober 1939 in die USA ausreiste. Kraus dürfte laut seinem Vermögensakt einer jener Personen gewesen sein, die über die „Aktion Gildemeester“ emigrieren konnten. Nach seiner Ankunft in New York eröffnete er eine Antiquariatsbuchhandlung. In den 1960er Jahren avancierte er zu einem der renommiertesten Antiquare in den USA. Nach seinem Tode im Jahre 1988 führte seine Ehefrau Hanni Zucker die Geschäfte des Antiquariates noch 15 Jahre weiter. Nach ihrem Tod 2003 beschlossen die Erben das Antiquariat in der 16 East 46th Street in New York zu verkaufen und boten es dem Auktionshaus Sotheby’s an.

Bücher der Tetschner Bibliothek, die ursprünglich mehrere tausend Bände umfasst hatte, wurden 1934 von H. P. Kraus in Prag angekauft. Diese Bibliothek war 1933 vom tschechoslowakischen Militär im Zuge der Beschlagnahmung und Einrichtung des Schlosses als Militärquartier nach Prag transferiert und dort dem Antiquariatshandel angeboten worden (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Exemplum für Restitutionsfall H. P. Kraus:
Squirrell R. An essay on indigestion and its consequences, or advice to persons afflicted with debility of the digestive organs, nervous and bilious disorders, the gout, etc. With the method of curing the above comlaints; wherein are observations on animal and ..., 1799,
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Josephina, Sign. JB 2.361)
Quellen und Literatur:
Kraus Hans Peter. Die Saga von den kostbaren Büchern, Zürich 1978.
AdR, BMF, VVSTA., V.A., Zl. 50.601 – Kraus Hans Peter.
Venus T, Wenck A-E. Die Entziehung jüdischen Vermögens im Rahmen der Aktion Gildemeester. Eine empirische Studie über Organisation, Form und Wandel von „Arisierung” und jüdische Auswanderung in Österreich 1938–1941, Wien-München 2004.

Fallbeispiel 3: Prof. Markus Hajek

Prof. Markus Hajek, geboren 1861 in Ungarn, studierte in Wien Medizin und wurde 1912 zum a.o. und 1919 zum ordentlichen Professor berufen. 1933 trat er von seinem Amt als Direktor der HNO-Klinik zurück. Er galt zu seiner Zeit als internationale Autorität auf dem Gebiet der Laryngologie, sein zweibändiges Werk über Nebenhöhlenerkrankungen war weltweit ein Standardwerk. Markus Hajek emigrierte 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft unter Mithilfe seiner Schüler aus England, Kanada und den USA aus Österreich unter Zurücklassung seines gesamten Besitzes nach Großbritannien. 1941 starb er im Alter von 79 Jahren im Exil. Markus Hajek war mit Gisela Schnitzler, der Tochter seines Lehrers Johann Schnitzler und der Schwester von Arthur Schnitzler, verheiratet. Zu seinen prominentesten Patienten in Wien zählten Franz Kafka und Sigmund Freud. Markus Hajek war seit 1932 Ehrenbürger der Stadt Wien. Er hatte mit seinen zahlreichen Operationsverfahren den Grundstein für die endonasale Chirurgie gelegt, und der operativen Behandlung des Larynxkarzinoms neue Wege gewiesen.

Von seiner wissenschaftlichen Bibliothek befinden sich einige Bücher in den Beständen der ehemaligen Bibliothek der I. chirurgischen Klinik („Klinik-Deutsch“). Zahlreiche Bücher tragen Widmungen von Kollegen, die eine persönliche Schenkung bezeugen.

Exemplum für Restitutionsfall Markus Hajek:
Hecht Adolf Fr. Die akute Mittelorhentzündung als Kinderkrankheiten, 1928.
(Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, Bibliothek Klinik Deutsch, Sign. 482)
Quellen und Literatur:
Isidor Fischer (Hg.). Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Berlin u.a. 1932:566
Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Berlin u.a. 1935:472.
Feikes R. Emigration jüdischer Wiener Ärzte ab 1938 in die USA, speziell nach New York, 2. Bde. Wien phil. Diss. 1999.

Fallbeispiel 4: Adolf Kronfeld

Der am 3. Juni 1861 in Lemberg geborene Adolf Kronfeld war der Bruder von Ernst Moritz Kronfeld. Beide wurden von den Nationalsozialisten verfolgt. Seine Witwe Emma Kronfeld lebte laut ihrer Vermögensanmeldung in Wien IX., Porzellangasse 22. Kronfeld verstarb am 14. Juni 1938 in Wien (Abbildung 4 [Abb. 4]).

Exemplum für Restitutionsfall Adolf Kronfeld:
Proksch JK. Beiträge zur Geschichte der Syphilis, 1904.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 12.320/b)
Quellen und Literatur:
Siebenter Bericht des amtsführenden Stadtrates für Kultur und Wissenschaft über die gemäß dem Gemeinderatsbeschluss vom 29.4.1999 erfolgte Übereignung von Kunst- und Kulturgegenständen aus den Sammlungen der Museen der Stadt Wien sowie der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 2006.

Fallbeispiel 5: Dr. Richard Löwi

Richard Löwi, geboren am 10. Februar 1880, lebte in Wien und ging dem Beruf eines praktischen Arztes nach. Er war mit Sophi Löwi, geborene Heller (* 23. Februar 1899), verheiratet. Beide wohnten während des Krieges in Wien II, Novaragasse 20, wo auch seine Arztpraxis war. Löwi promovierte im Jahre 1905 zum Doktor der Medizin und war seit 1920 Mitglied der Wiener Ärztekammer. Im Juli 1938 wurde er von der Abteilung „Vermögensanmeldung“ der Vermögensverkehrsstelle im Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, entsprechend der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 18. Mai 1938 (GBl. für Österreich Nr. 139/1938)“ aufgefordert seine Vermögensverhältnisse bekannt zu geben. In seiner am 15. Juli 1938 abgegebenen Vermögensanmeldung gab er neben der Teilhaberschaft an Liegenschaften in Wien unter anderem eine goldene Taschenuhr, einen Ehering, eine Krawattennadel sowie eine Privatbibliothek mit dem Wert von 100 RM an. Bewertet wurde das medizinische Inventar seiner Arztpraxis durch die „Erzeugerfirma“ F. Reiner & Co. Richard Löwi wurde gemeinsam mit seiner Frau Sophie am 15. Februar 1941 von Wien nach Opole (Generalgouvernement, Distrikt Lublin) deportiert, wo seit 1940 ein jüdisches Ghetto bestand. Richard als auch Sophie Löwi wurden hier ermordet.

Von Richard Löwi wurden am Institut für Geschichte der Medizin ein geraubtes Buch identifiziert (Buchtitel: Runge Max, Lehrbuch der Geburtshülfe, 1901). Das Buch wurde am 3. Februar 1942 durch das Institut für Geschichte der Medizin vom Antiquariat A. Wolf erworben. Es trägt den handschriftlichen Vermerk „Richard Löwi“ (Abbildung 5 [Abb. 5]).

Laut Inventarbuch des Instituts für Geschichte der Medizin und der handschriftlichen Eintragung wurde das Buch am 3. Februar 1942 vom Antiquariat A. Wolf zum Preis von 3 RM angekauft (Abbildung 6 [Abb. 6]).

Exemplum für Restitutionsfall Richard Löwi:
Runge Max. Lehrbuch der Geburtshülfe, 1901.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 14.490)
Quellen und Literatur:
ÖSTA, AdR, BMF, VVSTA., V.A. Zl. 39.440 – Löwi Richard.
Yad Vashem: The Central Database of Shoah Victims' Names: Löwi Richard, Löwi Sophie.
DÖW: Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien.
Feikes R. Emigration jüdischer Wiener Ärzte ab 1938 in die USA, speziell nach New York, 2. Bde. Wien phil. Diss. 1999, Bd 2:78.

Fallbeispiel 6: Lily Fuchs

Lily Fuchs, geborene Ambor, wurde am 25. Mai 1905 geboren. Sie war mit Karl Fuchs, geboren am 19. Mai 1897, verheiratet. Beide waren mosaischen Glaubens. Beide wohnten in Wien XIX., Arbesbachgasse 23. Im Juni 1938 wurde sie von der Abteilung „Vermögensanmeldung“ der Vermögensverkehrsstelle im Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, entsprechend der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 18. Mai 1938 (GBl. für Österreich Nr. 139/1938)“ aufgefordert ihre Vermögensverhältnisse bekannt zu geben.

In ihrer am 29. Juni 1938 abgegebenen Vermögensanmeldung gab Lily Fuchs in einer umfangreichen Liste das private Wohnungsinventar und persönliche Wertgegenstände an: darunter eine Privatbibliothek.

Lily Fuchs gelang mit ihrem Ehemann 1938 zunächst die Flucht in die Tschechoslowakei, wo sie jedoch nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht festgenommen wurden. Ihr Aufenthaltsort in der Tschechoslowakei war bis zur deren Deportation Prag/Hlani. Lily und Karl Fuchs wurden während des Krieges nach Warschau/Polen deportiert und 1945 in Auschwitz ermordet. Über deren Kinder konnte bisher nichts eruiert werden.

Aus dem Besitz von Lily Fuchs konnte am Institut für Geschichte der Medizin ein Buch gefunden werden. (Buchtitel: Cerny Ad., Der Arzt des Kindes, 1908.) Das Buch trägt den handschriftlichen Vermerk „Lily Fuchs“. Laut Inventarbuch des Instituts wurde das Buch vom Institut am 21. September 1948 vom Antiquariat A. Wolf angekauft:

Exemplum für Restitutionsfall Liliy Fuchs:
Cerny Ad, Der Arzt des Kindes, 1908.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 18.089)
Quellen und Literatur:
ÖSTA, AdR, BMF, VVSTA., V.A. Zl. 998 – Fuchs Lili.
Yad Vashem: The Central Database of Shoah Victims' Names: Löwi Richard, Löwi Sophie.
DÖW: Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien.
Lodz – Names, List of the Ghetto Inhabitants 1940–1944, hrsg von Yad Vashem und dem Verband ehemaliger Einwohner von Lodsch in Israel, Jerusalem 1994.

Fallbeispiel 7: Raoul Fernand Jellinek-Mercedes

Raoul Fernand Jellinek-Mercedes wurde am 18. Juni 1888 in Algier geboren und war laut seiner Angabe bei der Vermögensverkehrsstelle Schriftsteller. Jellinek-Mercedes lebte in Baden bei Wien/Niederösterreich, Wienerstraße 41. Er war mit Leopoldine Jellinek, geb. Weiss verheiratet. Sein Vater Emil Jellinek war Sohn des jüdischen Gelehrten Adolf Jellinek und seiner Frau Rosalie geborene Bettelheim.

Emil Jellinek war Geschäftsmann und Berater der Daimler-Motorengesellschaft, nach dessen Tochter Adrienne Manuela Ramona Jellinek (Mercedes), das gleichnamige Automobil benannt wurde. 1907 wurde Jellinek österreichisch-ungarischer Generalkonsul und kurze Zeit später Konsul von Mexiko. Seit 1909 fungierte er als Leiter des österreichisch-ungarischen Konsulats in Monaco.

Raoul Fernand Jellinek-Mercedes lebte im Jahr 1938 in Baden bei Wien. Neben einer reichen Musikaliensammlung besaß er eine Gemäldesammlung und eine reichhaltige Bibliothek. Seine wertvollen Mobilien sowie Kunst- und Buchbestände weckten die Begierden der Nationalsozialisten. Im Juli 1938 wurde er aufgefordert seine Vermögensverhältnisse der Abteilung „Vermögensanmeldung“ der Vermögensverkehrsstelle im Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, entsprechend der „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden vom 18. Mai 1938 (GBl. für Österreich Nr. 139/1938)“ bekannt zu geben. Jellinek-Mercedes unternahm darauf umfangreiche Nachforschungen, um Dokumente über seine „jüdische Abstammung zweiten Grades“ zu erbringen. Diese scheiterten jedoch aufgrund seiner Geburt in Algier im Jahr 1883, da die dort ausgestellten französischen Dokumente keine Eintragungen zum Religionsbekenntnis enthielten. Nachdem er mehrmals auf diesen Umstand aufmerksam machte, wurde ihm weiterhin beschieden, dass, solange er nicht seine nichtjüdische „Abstammung“ nachweisen könne, er und sein Vermögen weiter „als jüdisch“ gelten würden. Monatelang war Jellinek-Mercedes gezwungen sein Privatvermögen durch Notverkäufe – unter anderem seine Bibliothek an Buchhändler und Antiquare – zu veräußern. Zuletzt belehnte er sein Haus bei der Stadt Baden bei Wien. Am 10. Februar 1939 beging Jellinek-Mercedes aufgrund des Druckes durch die Gestapo und der Vermögensverkehrsstelle in Baden bei Wien Selbstmord.

Seine Musikaliensammlung wie seine Bibliothek gelangten 1940 in die Musikbibliothek in Essen/Deutschland, wo deren ursprüngliche Besitzverhältnisse 2001 durch ein Provenienzforschungsprojekt rekonstruiert und mit der in Wien lebenden Tochter von Jellinek-Mercedes, Andrée Jellinek-Mercedes, eine Entschädigung abgeschlossen werden konnte. Andrée Jellinek-Mercedes verstarb 2003.

Aus der Bibliothek Raoul Fernand Jellinek-Mercedes konnten am Institut für Geschichte der Medizin fünf als geraubt identifizierte Bücher gefunden werden. Alle fünf Bücher enthalten das Exlibris: „Dem Fernand Jellinek-Mercedes sein Buch“, sowie den handschriftlichen Vermerk bezüglich der Erwerbung durch das Institut für Geschichte der Medizin/Wien vom Leipziger Antiquariat Hiersemann: „5. III. 41“ inklusive Preisangabe in Reichsmark und „Hiersemann“ (Abbildung 7 [Abb. 7]).

Alle fünf Bücher wurden am 5. März 1941 vom Institut für Geschichte der Medizin vom Leipziger Antiquariat Hiersemann gekauft. Dieses Antiquariat könnte schon vor dem Selbstmord von Jellinek-Mercedes „Ankäufer“ der Privatbibliothek und einer der von Jellinek-Mercedes in seiner Vermögenserklärung erwähnten „Buchhändler und Antiquare“ gewesen sein.

Exemplum für Restitutionsfall Raoul Fernand Jellinek-Mercedes:
Helmholtz Hermann von. Vorträge und Reden, 2 Bände, 1903.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 11.334/1-2)
Quellen und Literatur:
Niederösterreichisches Landesarchiv – Arisierungsakt. Jellinek-Mercedes Raoul Fernand Dr.
Brenner R. Die Sammlung Jellinek-Mercedes in der Stadtbibliothek Essen, in: Jüdischer Buchbesitz als Raubgut, (= Zweites Hannoversches Symposium, hrsg. von Dehnel R.), Frankfurt am Main 2006:379 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderhefte).
Mentzel W, Albrecht H, Mundschütz R, Bauer B. Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2008;61(1):7-14. http://www.univie.ac.at/voeb/php/plaintext/downloads/vm6120081.pdf

Fallbeispiel 8: Akademischer Verein jüdischer Mediziner

Der „Akademische Verein jüdischer Mediziner“ hatte bis 1938 seinen Sitz in Wien IX, Alserstraße 26 und war ein Zweigverein der Medizinischen Sektion des „Gesamtverbandes jüdischer Hochschüler Judäa“. Der Verein vertrat laut Vereinsstatuten die „Fach- und Standesinteressen aller jüdischer Mediziner und Medizinerinnen der Wiener Universität“ und unterhielt eine Vereinsbibliothek, die angeblich zirka 1000 Bücher umfasste.

Mit der Zwangsauflösung jüdischer Vereine durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 und dem Novemberpogrom wurden tausende Bücher beschlagnahmt, verbrannt und unter anderem nach Deutschland verschleppt, wo sich häufig deren Spuren verlieren. Über das weitere Schicksal der Bibliothek des „Akademischen Vereins jüdischer Mediziner“ nach 1938 ist nur wenig bekannt. Teilbestände der Bibliothek fanden sich auch in dem ehemaligen Bestand der Sammlung „Stürmer-Bibliothek“ von Julius Streicher in der Stadtbibliothek Nürnberg.

Schon unmittelbar nach dem „Anschluss“ und noch vor den Vereinsauflösungen und Vermögensentziehungen kam es zu Zerstörungen, Verwüstungen und der Brandlegung von Vereinslokalen und deren Inventar, sowie von Bibliotheken und zu deren willkürlichen Schließungen unter Raub der Geschäftsbücher und des Inventars, insbesondere durch nationalsozialistische Organisationen aber auch durch Einzelpersonen. Neben dem Vermögen der Studentenvereine wurden hier in großem Ausmaße und nahezu bei jedem Verein Vereinslokale, Inventar und vor allem wertvolle Bibliotheksbestände beschlagnahmt.

Im Fall des „Gesamtverbandes jüdischer Hochschüler Judäa“ in Wien 9., Alserstraße 26, dessen Sitz ident mit jenem des „Akademischen Vereins jüdischer Mediziner“ ist, bedienten sich gleich mehrere NS-Organisationen (NSDAP, Deutsche Arbeitsfront, SA, NS-Volkswohlfahrt, NS-Frauenschaft) an den Inventargegenständen.

Vom Akademischen Verein jüdischer Mediziner wurden drei als geraubt identifizierte Bücher gefunden. Alle drei Bücher tragen den Stempel des Vereins „Akademischer Verein jüdischer Mediziner“ (Abbildung 8 [Abb. 8]).

Exemplum für Restitutionsfall Akademischer Verein jüdischer Mediziner:
Schaffer Josef. Vorlesungen über Histologie und Histogenese nebst Bemerkungen über Histotechnik und das Mikroskop, 1920.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 9.539)
Quellen und Literatur:
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ÖSTA, AdR, ZNsZ, Stiko, Ac 31, Karton 567, Mappe M 14.
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Duizend-Jensen S. Jüdische Gemeinden, Vereine und Fonds. „Arisierung“ und Restitution (= Veröffentlichung der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich; Bd. 21/2), Wien-München 2004.
Tobias JG. Die „Stürmer-Bibliothek“ – Ein historischer Exkurs. In: Dehnel R (Hg.). Jüdischer Buchbesitz als Raubgut. Zweites Hannoversches Symposium, Frankfurt am Main 2006:73ff (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderhefte).
Mentzel W, Albrecht H, Mundschütz R, Bauer B. Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2008;61(1):7-14. http://www.univie.ac.at/voeb/php/plaintext/downloads/vm6120081.pdf

Fallbeispiel 9: „Bibliothek Sassenbach“

Johannes Sassenbach (1866–1940) war ab 1891 Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Sattlervereins, später war er Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands, seit 1922 dessen Sekretär und ab 1927 Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Er war Verleger und Publizist und der erste Bibliograph gewerkschaftlichen Schriftgutes. Sassenbach besaß eine „der größten und übersichtlichsten Privatbüchereien“ Berlins, die er 1927 dem Berliner Ortsausschuss des ADGB (Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes) als Studienbibliothek überließ. Gewerkschaftsbibliotheken wurden zu dieser Zeit teilweise von den Gewerkschaftszusammenschlüssen vor Ort („Gewerkschaftskartelle“) getragen, teilweise fungierten sie als Träger der Gewerkschaftskartelle mit den lokalen sozialdemokratischen Wahl- und Ortsvereinen („Arbeiterbibliotheken“). Darüber hinaus entwickelten sich schon sehr früh bei den Verbandsvorständen Bibliotheken, die den Mitarbeitern der Gewerkschaftsvorstände zur Verfügung standen. Sassenbach engagierte sich für das gewerkschaftliche Bildungswesen und war einer der Mitbegründer des gewerkschaftlichen Verlags- und Bibliothekswesens.

Am 10. Mai 1933, dem Tag der Bücherverbrennungen, wurde das Vermögen der SPD von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Schon wenige Tage zuvor, am 2. Mai 1933, hatten die Nationalsozialisten sich des Vermögens der Gewerkschaften bemächtigt, die nunmehr das Verfügungsrecht über ihre zahlreichen Einrichtungen, Büros, Immobilien aber auch über ihre Archive und Bibliotheken verloren.

Beschlagnahmungen von Büchern, Archiv- und Schriftgut fanden bei nahezu allen Besetzungen von Gewerkschaftshäusern in Deutschland statt. Dabei gerieten die beschlagnahmten Gewerkschaftsbibliotheken in den Interessenkonflikt konkurrierender NS-Einrichtungen sowie diverser staatlicher Stellen. Im konkreten Fall waren das die Deutsche Arbeitsfront (DAF) und die NSDAP. In dem von der Deutschen Arbeitsfront besetztem Haus des freigewerkschaftlichen Dachverbandes Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund (ADGB) entstand im Januar 1934 das Parteiarchiv der NSDAP und jenes der DAF. Darin wurden auch die Archive, Kataloge und Bibliotheken der verbotenen Arbeiterorganisationen integriert.

Zunächst hatte sich als erstes das „Reichsarchiv“ die Bibliothek des Bundesvorstands des ADGB und der Sassenbach-Bibliothek einverleibt. Die DAF unterlag in einem internen Machtkampf und musste auf Veranlassung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess ihre Archivbestände mit der Sassenbach-Bibliothek im Oktober 1934 nach München abgeben. In München wurden die geraubten Bücher seit 1934 im „Hauptstaatsarchiv der NSDAP“ verwahrt. Große Teile dieses Bestandes blieben erhalten und gelangten nach dem Krieg in das Offenbach Archival Depot.

Alleinige Hinweise, dass es sich bei diesem Buch um Raubgut handelt, stellen der Stempel des „N.S.D.A.P. Parteiarchiv“ und das Exlibris des ursprünglichen Eigentümers, die Bibliothek „Sassenbach“ dar. Wie das Werk in den Bestand des Instituts für Geschichte der Medizin gelangte, konnte im einzelnen nicht rekonstruiert werden.

Aus der Bibliothek Sassenbach – Ortsausschuss Berlin des A.D.G.B. konnte bisher am Institut für Geschichte der Medizin ein geraubtes Buch identifiziert werden (Titel: Magnus-Levy Adolf, Sterbefälle und Sterblichkeitsziffer in Berlin während des Krieges, 1916) (Abbildung 9 [Abb. 9], Abbildung 10 [Abb. 10]).

Exemplum für Restitutionsfall Bibliothek Sassenbach:
Magnus-Levy Adolf. Sterbefälle und Sterblichkeitsziffer in Berlin während des Krieges, (Sonderabdruck aus der Berliner klinischen Wochenschrift, Nr. 41), 1916.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 21.344)
Quellen und Literatur:
Sassenbach Johann, Verzeichnis der in deutscher Sprache vorhandenen gewerkschaftlichen Literatur, 4. Ausgabe, Berlin 1910.
Sassenbach J. Erinnerungen. Faksimile, hrsg. von der Johannes-Sassenbach-Gesellschaft, Berlin 1999, sowie den darin enthaltenen Aufsatz von Münkel D. Johannes Sassenbach. Ein vergessener Gewerkschaftsführer:11-39.
Zur Bestandsgeschichte der von den Nationalsozialisten geraubten Gewerkschaftsbibliotheken nach 1933: Roth KH, Linne K. Searching for Lost Archives. New documentation on the pillage of trade union archives and librarys by the Deutsche Arbeitsfront (1938 – 1941) and on the fate of trade union documents in the postwar era, in: International Review of Social History 993;38:163-207.
Poste LI. The development of United States protection of libraries and archives in Europe during Word War II, Diss. Chicago 1959.
Berichte über Sichtung und Verteilung der aus den USA zurückgegebenen Bibliotheksbestände, 1949–1951, in: AdsD, NL Richard Seidel.

Fallbeispiel 10: Ortskrankenkasse Dresden

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) wurden im Jahr 1884 im Zuge der von Reichskanzler Bismarck eingeführten gesetzlichen Krankenversicherung gegründet. Unversicherte Arbeiterinnen und Arbeiter wurden den anfangs über 8000 Ortskrankenkassen zugewiesen. Ab 1892 konnten auch Angestellte und Heimarbeiterinnen und Heimarbeiter neben gewerblichen Arbeiterinnen und Arbeitern Mitglied werden. Die Novellierung des Krankenversicherungsgesetzes im Jahre 1892, die den bisher bestehenden Hilfskassen untersagte den Versicherten ein höheres Krankengeld als die gesetzlichen Pflichtkassen auszuzahlen und sie auf die Standards ärztlicher Behandlungsleistungen verpflichtete, führten zum Ende der freien Hilfskassen und zur Abwanderung zahlreicher Versicherter und oft politisch aktiven Arbeiterinnen und Arbeiter, zu den größten Krankenversicherungsträgern: den Ortskrankenkassen. Die Möglichkeiten der gesetzlich festgelegten Selbstverwaltung, die eine Zusammensetzung von Kassenvorständen, dem Beitragsverhältnis entsprechend, aus einem Drittel Arbeitgeber und zwei Dritteln Arbeitnehmer vorsah, bot der Sozialdemokratie und den Freien Gewerkschaften die Möglichkeit die Mehrheit in den Organen der Kassenverwaltung zu erlangen, was sie bereits um 1900 in den größeren Städten, vor allem in den Industrieregionen, durch Wahlen erreichten.

Im Umfeld dieser Einrichtungen entstanden Bibliotheken und Handapparate, ähnlich jenen in den sozialdemokratischen oder frei gewerkschaftlichen Fach- und Regionalorganisationen.

Mit der 1929 einsetzenden Finanz- und Wirtschaftskrise kam das sozialstaatliche Modell in die Krise und wurde zunehmend von jenen politischen Kräften – insbesondere durch die NSDAP –, die sich gegen den Ausbau des Sozialstaates und gegen die demokratische Staatsordnung wendeten, angefeindet. Deren Zielobjekt waren unter anderem, die unter Selbstverwaltung stehenden Ortskrankenkassen. Die eskalierende Arbeitslosigkeit und der massenhafte Verlust versicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse nahmen den Krankenkassen zusehends ihre finanzielle Basis und führten auch zur Erosion des Vertrauens unter den Versicherten.

Die schon vor 1933 durch Verordnungen implementierte Stärkung der staatlichen Aufsichtsrechte geschah auf Drängen führender Ärzte- und Unternehmerverbände, die das gesamte Krankenkassensystem als eine sozialdemokratische Fehlentwicklung desavouierten und deren Vorschläge zu deren Zerschlagung von der Regierung Brüning in das sozialstaatliche Konzept aufgenommen wurde. Schon die Notverordnung vom 5. Juni 1931 nahm einen empfindlichen Einschnitt in die Selbstverwaltung der Krankenversicherungsträger vor, indem sie deren Finanzhoheit beseitigte. Mit der Machtübernahme der Regierungsgewalt durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurden die Anfeindungen gegen die Arbeitnehmerorganisationen fortgeführt und intensiviert. Dieser Ausnahmezustand, gesetzlich durch die Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 geregelt, galt auch für führende Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in den Organen der Krankenversicherung. Die Ausschaltung der Selbstverwaltung erfolgte schließlich auf Grundlage zweier Verordnungen vom 1. und 17. März 1933, die eine faktisch uneingeschränkte Ausweitung der staatlichen Aufsicht über die Krankenkassen ermöglichte. Die endgültige Zerschlagung der Selbstverwaltung erfolgte mit dem Gesetz über Ehrenämter in der sozialen Versicherung und der Reichsversicherung vom 18. Mai 1933.

Da das Gesetz außerdem die Nachfolgeorganisation der Freien Gewerkschaften, die Deutsche Arbeitsfront und die NS-Arbeiterorganisation in den Betrieben, die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO), zur Ernennung der Versichertenvertreter in den Ausschüssen ermächtigte, wurden in der Folge etwa drei Viertel der zuvor gewählten Vertreter ausgeschlossen und durch Nationalsozialisten ersetzt, was de facto einer Säuberung der Selbstverwaltungsgremien von Orts- und Betriebskrankenkassen durch gewählte Vertreter der Arbeitnehmerorganisationen gleichkam. Mit den Bestimmungen des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933, dass auch auf die Krankenversicherungsträger angewendet wurde, mussten auch Mitglieder der SPD und Juden in Ausschüssen und Vorständen zurücktreten.

Es konnten bisher ein geraubtes Buch am Institut für Geschichte der Medizin aus der Provenienz der Ortskrankenkasse Dresden gefunden werden (Titel: Plaut Theodor, Der Gewerkschaftskampf der deutschen Ärzte, 1913). Das Buch wurde am 25. März 1941 durch das Institut für Geschichte der Medizin in Wien vom Dresdner Antiquariat Zahn & Jaensch erworben. Das Buch dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit nach dem März/Mai 1933 aus den Bibliotheksbestand der Dresdner Ortskrankenkasse ausgeschieden worden sein (Abbildung 11 [Abb. 11]).

Über das weitere Schicksal der Bibliothek selbst konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Neben der im Jahre 1933 vollzogenen Übernahme der Verwaltung und der damit erfolgten Besitznahme der Bibliothek durch die Nationalsozialisten sprechen vor allem die politische Herkunft des Autors, antisemitische Motive und der politische Inhalt des Buches für ein gezieltes Ausscheiden dieses Buches aus dem Bibliotheksbestand.

Der Autor Dr. Theodor Plaut, geb. 1874 in Karlsbad/Böhmen, mosaischen Glaubens, war Arzt und von 1928 bis 1933 Stadtverordneter der SPD in Frankfurt am Main. Plaut beging am 15. November 1938 Selbstmord. Plauts 1913 erschienenes Buch „Der Gewerkschaftskampf der deutschen Ärzte“ thematisiert die gewerkschaftlichen Auseinandersetzungen der deutschen Ärzteschaft aus sozialdemokratischer Sicht.

Exemplum für Restitutionsfall Ortskrankenkasse Dresden:
Plaut Theodor. Der Gewerkschaftskampf der deutschen Ärzte (=Volkswirtschaftliche Abhandlungen der badischen Hochschulen. N.F. H14), 1913.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 11.423)
Quellen und Literatur:
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Miquel M. Ortskrankenkassen im „Dritten Reich“, in: Mitteilungsblatt des Instituts für soziale Bewegungen 38; 2007:61-76.
Ritter GA. Sozialversicherung in Deutschland und England, München 1983:50.
Stollberg G. Die gewerkschaftsnahen zentralisierten Hilfskassen im Deutschen Kaiserreich, in: Zeitschrift für Sozialreform 1983;29:339–369.
Tennstedt F. Soziale Selbstverwaltung. Geschichte der Selbstverwaltung in der Krankenversicherung, Bd. 2, Bonn 1977:26 ff.
Zu Theodor Plaut:
Arnsberg P. Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. (2: Handbuch.) Hrsg. vom Kuratorium f. Jüdische Geschichte, Frankfurt am Main. Bearb. u. vollendet durch Schembs H-O. Bd 1-3, Darmstadt 1983.
Datenbank Yad Vashem – Theodor Plaut.

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