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5th Annual Conference of the Scientific Association of Creative Arts Therapies e.V.

Scientific Association of Creative Arts Therapies e.V. (WFKT)

10.11. - 11.11.2022, Nürtingen-Geislingen

Erhebung der Wirkweise von Tanz- und Bewegungstherapie im klinischen Kontext – eine Befragung von Patient:innen nach dem Mixed-Methods Ansatz

Meeting Abstract

  • Sophia Estel - University of Marburg, Department of Psychology, Germany
  • Pia Blankenburg - University of Marburg, Department of Psychology, Germany
  • Reiner Leonhart - University of Marburg, Department of Psychology, Germany
  • Sabine C. Koch - Alanus University of Arts and Social Sciences, Alfter, Germany; Research Institute for Creative Arts Therapies, SRH University Heidelberg, School of Therapy Sciences, Germany

Wissenschaftliche Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien e.V.. 5. Jahrestagung der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft für Künstlerische Therapien (WFKT) 2022. Nürtingen-Geislingen, 10.-11.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc22wfkt05

doi: 10.3205/22wfkt05, urn:nbn:de:0183-22wfkt053

Published: November 19, 2024

© 2024 Estel et al.
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Text

Zunehmende Wirksamkeitsnachweise für die Tanz- und Bewegungstherapie (TBT) deuten auf einen breiten Wirkungsbereich hin. Wodurch die TBT wirkt, stellt sich als fortführende Forschungsfrage. Aufgrund der Schnittstellenposition der TBT zwischen Psychotherapie, Kunst und Bewegung werden in ihrer Wirkweise therapeutische Wirkfaktoren dieser drei Richtungen konzeptualisiert. Das Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es, die Wirksamkeit der TBT unter natürlichen Bedingungen zu evaluieren und ihre Wirkweise explorativ zu erheben.

In einer multizentrischen Effektivitätsstudie wurde eine klinische Stichprobe (EG von N = 82), die TBT im tagesklinischen, teilstationären oder stationären Kontext erhielt, zu Beginn und am Ende ihrer Behandlung befragt. Hypothetisiert wurden (1) ein positiver Effekt der TBT auf subjektiv erlebten Stress (VAS; 10-stufig), Selbstwirksamkeitserwartung (ASKU) und subjektives Wohlbefinden (HSI), (2) die Vorhersage der Veränderungen der drei Ergebnismaße über die Zeit der Behandlung durch allgemeine psychotherapeutische, künstlerisch-therapeutische sowie tanz- und bewegungstherapeutische Wirkfaktoren. Explorativ wurde der selbstkonstruierte Fragebogen namens DMT-SF Skala zur Erfassung tanz- und bewegungstherapeutischer Wirkfaktoren psychometrisch sowie faktorenanalytisch untersucht. Neben den quantitativen Methoden dienten qualitative Methoden der explorativen Erhebung der Wirkweise von TBT.

Die längsschnittlichen Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung aller Ergebnismaße mit großem Effekt (p < .0001; ηp2 = .49). Die Veränderungen von erlebtem Stress und SWB konnten statistisch bedeutsam durch die allgemeinen psychotherapeutischen Wirkfaktoren vorhergesagt werden. Für die DMT-SF Skala ergaben sich zufriedenstellende Gütekriterien (z.B. Cronbachs a von .95) sowie eine dreifaktorielle Lösung mit den Dimensionen „Embodiment“, „Konkretisierung“ und „Gespiegelt-werden“ (Varianzaufklärung von 61.28%). Das auf Basis der textuellen Daten erstellte Thematische Netzwerk bündelte unter den sechs Globalen Themen Kontakt mit sich selbst, Gruppe, Therapeut:in, Medium, Themen und Atmosphäre eine Vielzahl von potentiellen therapeutischen Wirkfaktoren, welche sich auf diverse theoretische Konstrukte und Konzepte der Arbeitsweise der TBT beziehen. Zwar ist der ermittelte Effekt mangels einer Kontrollgruppe nicht allein auf die TBT zurückzuführen, jedoch wurde diese von der Hälfte der Patient:innen als hilfreichste Therapieform im Behandlungsspektrum genannt.

Dadurch wird deutlich, dass die TBT einen bedeutsamen Beitrag als integrativ medizinisches Verfahren im klinischen Kontext leisten kann. Weiterhin weisen die Ergebnisse der DMT-SF Skala darauf hin, Embodiment als Generalfaktor von TBT und auch in Bezug auf Psychotherapie im Allgemeinen stärker zu gewichten und zu untersuchen.