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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2025

07.03. - 08.03.2025, Solingen

„Liquid-Biopsy“-Detektion eines asymptomatischen p16-positiven Oropharynxkarzinoms und dessen minimal-invasive Behandlung mittels transoraler Roboterchirurgie: Ein Fallbericht

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Cornelius Kürten - University Hospital Essen, Department of Otorhinolaryngology, Essen, Deutschland
  • Jamie Kwon - University of British Columbia, Division of Otolaryngology-Head & Neck Surgery, Vancouver, Kanada
  • Khanh Linh Tran - University of British Columbia, Division of Otolaryngology-Head & Neck Surgery, Vancouver, Kanada
  • Eitan Prisman - University of British Columbia, Division of Otolaryngology-Head & Neck Surgery, Vancouver, Kanada

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Solingen, 07.-08.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc27

doi: 10.3205/25wdhno27, urn:nbn:de:0183-25wdhno270

Published: March 6, 2025

© 2025 Kürten et al.
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Einleitung: Neu entwickelte Verfahren wie zirkulierende Tumor-DNA-basierte Multikrebs-Früherkennungstests (MCED) eröffnen neue Möglichkeiten zur frühzeitigen Diagnose maligner Erkrankungen. Dieser Fallbericht beschreibt die Diagnostik und Therapie eines asymptomatischen p16-positiven Oropharynxkarzinoms (OPSCC), das durch einen MCED-Test identifiziert und minimal-invasiv mittels transoraler Roboterchirurgie (TORS) behandelt wurde.

Methoden: Ein 66-jähriger Mann stellte sich mit einer histologisch gesicherten, p16-positiven Plattenepithelmetastase von der rechten Halsseite vor. Der Patient berichtete über eine langjährige Halsirritation ohne das eine Ursache identifiziert wurde. Während eines Aufenthalts in den USA unterzog er sich einem MCED-Test (Galleri® Test, Fa. GRAIL), der mit 85 % Wahrscheinlichkeit auf ein Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinom hinwies. Die nachfolgende Bildgebung zeigte eine zystische Läsion an der rechten Halsseite, die chirurgisch entfernt und als metastasiertes p16-positives Karzinom identifiziert wurde.

Ergebnisse: Wir leiteten eine zusätzliche PET-Untersuchungen ein, welche eine FDG-avide Raumforderung im Bereich des Zungengrundes nachwies. Klinisch zeigte sich eine hypertrophe Läsion rechts unterhalb der lingualen Epiglottis. Der Patient wurde mittels TORS zur Zungengrundresektion und bilateraler Neck Dissection primär chirurgisch behandelt, wobei intraoperativ ein transzervikaler Ultraschall zur Abgrenzung der Tumorränder zum Einsatz kam. Die histopathologische Untersuchung ergab einen 1,3 cm großen Tumor mit tumorfreien Resektionsrändern sowie einen zusätzlichen metastatischen Lymphknoten (pT1 pN1). Eine adjuvante Therapie wurde diskutiert, jedoch lehnte der Patient diese ab. Derzeit befindet sich der Patient in der onkologischen Nachsorge, ohne Hinweise auf ein Rezidiv.

Diskussion: Dieser Fall verdeutlicht das Potenzial von MCED-Tests zur Früherkennung von Kopf-Hals-Karzinomen bei asymptomatischen oder minimal symptomatischen Patienten. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit solcher Tests ist zu erwarten, dass mehr Patienten mit positiven Befunden ärztliche vorstellig werden, was mehrere Herausforderungen aufwirft. Es besteht Unklarheit darüber, welche diagnostischen Maßnahmen bei einem positiven Testergebnis erforderlich sind, insbesondere bei fehlendem klinischen Tumornachweis. Auch die Risiken falsch-positiver (unnötige Abklärung) oder falsch-negativer (verspätete Diagnose) Ergebnisse ist zu berücksichtigen. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis solcher Tests, insbesondere in Kombination mit aufwendigen Abklärungsuntersuchungen.

Es müssen perspektivisch Leitlinien erarbeitet werden, um die optimale Vorgehensweise bei einem positiven Testergebnis zu definieren. Dieser Fall zeigt, wie dieses neue klinische Szenario erfolgreich in bestehende Behandlungsstrategien mit minimal-invasiven chirurgischen Techniken wie der TORS integriert werden kann.