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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2025

07.03. - 08.03.2025, Solingen

Mikrobiologisches Spektrum von Peritonsillarabszessen: Fusobacterium necrophorum wird bei Kindern häufiger nachgewiesen als bei Erwachsenen, ist jedoch nicht mit einer höheren Komplikationsrate verbunden

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Solingen, 07.-08.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc18

doi: 10.3205/25wdhno18, urn:nbn:de:0183-25wdhno182

Published: March 6, 2025

© 2025 Eßer et al.
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Einleitung: Ein Peritonsillarabszess (PTA) ist eine eitrige Infektion, die aus einer akuten Tonsillitis entsteht und eine Vielzahl aerober und anaerober Bakterien umfasst. Fusobacterium necrophorum, ein gramnegatives Anaerobier, wird als bedeutender Risikofaktor für Komplikationen wie das Lemierre-Syndrom angesehen. Diese Studie hatte zum Ziel, das mikrobiologische Spektrum von PTA sowie dessen Einfluss auf den klinischen Verlauf und die Ergebnisse zu analysieren.

Methoden: Diese retrospektive Studie umfasste alle Patienten, bei denen zwischen Januar 2018 und Juni 2023 in einem tertiären Versorgungszentrum ein PTA diagnostiziert wurde. Es wurden Daten zu Patientendemografie, Entzündungsparametern, mikrobiologischen Aspekten (einschließlich Speziesidentifikation und Antibiotikatherapie) sowie zur klinischen Behandlung erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 321 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 34,1 Jahren eingeschlossen. Die Mehrheit der Patienten (80,1 %) unterzog sich einer Tonsillektomie, während andere eine chirurgische Inzision und Drainage (18,1 %) oder keine chirurgische Behandlung (1,9 %) erhielten. Patienten mit Tonsillektomie hatten einen signifikant längeren Krankenhausaufenthalt im Vergleich zu denen mit Inzision und Drainage (5,4 ± 2,5 Tage vs. 4,4 ± 1,3 Tage; adjustiertes p = 0,004). Postoperative Blutungen traten signifikant häufiger bei Patienten mit Tonsillektomie auf (10,9 % vs. 0,0 %; adjustiertes p = 0,044), während ipsilaterale Rezidive signifikant häufiger bei Patienten mit Inzision und Drainage auftraten (8,6 % vs. 0,0 %; adjustiertes p = 0,004).

Streptococcus pyogenes war der am häufigsten identifizierte Erreger (25,9 %), gefolgt von Streptokokken der Anginosus-Gruppe (15,3 %) und Fusobacterium necrophorum (11,5 %), das häufiger bei Kindern (25,3 %) als bei Erwachsenen (9,5 %; adjustiertes p = 0,020) auftrat. Die Mehrheit der Patienten (87,2 %) erhielt als empirische Antibiotikatherapie ein Aminopenicillin mit einem Beta-Laktamase-Inhibitor. Komplikationen traten bei 14,3 % der Patienten auf. Das Vorhandensein von Fusobacterium necrophorum korrelierte weder mit längeren Krankenhausaufenthalten noch mit höheren Komplikationsraten. Es wurden keine Fälle des Lemierre-Syndroms berichtet.

Fazit: Diese Studie liefert Einblicke in die demografischen, klinischen und mikrobiologischen Merkmale von PTA. Bemerkenswert ist, dass Fusobacterium necrophorum bei Kindern häufiger vorkam als bei Erwachsenen. Die Studie bestätigt die Rolle polymikrobieller Infektionen bei PTA und betont die Notwendigkeit einer Abdeckung sowohl aerober als auch anaerober Erreger in der empirischen Antibiotikatherapie. Darüber hinaus hebt die Studie die Komplexität der chirurgischen Behandlung hervor: Tonsillektomien, obwohl wirksam zur Rezidivvermeidung, sind mit längeren Krankenhausaufenthalten und einem höheren Risiko für Komplikationen wie postoperative Blutungen verbunden.