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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2023

10.03. - 11.03.2023, Wuppertal

Stellenwert der intraoperativen SOE- und TIM-Messung zur Identifizierung eines tip fold-over nach Implantation eines Cochlear™ Nucleus® Profile Plus mit Slim Modiolar Elektrode (CI632) – eine Falldarstellung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Mira Finkensieper - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Petrus-Krankenhaus, Wuppertal, Deutschland
  • author Sascha Kelz - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Petrus-Krankenhaus, Wuppertal, Deutschland
  • author Chethana Jaggal - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Petrus-Krankenhaus, Wuppertal, Deutschland
  • author Hans-Georg Kempf - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Petrus-Krankenhaus, Wuppertal, Deutschland
  • author Götz Lehnerdt - Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Petrus-Krankenhaus, Wuppertal, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Wuppertal, 10.-11.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc53

doi: 10.3205/23wdhno53, urn:nbn:de:0183-23wdhno534

Published: March 9, 2023

© 2023 Finkensieper et al.
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Text

Einleitung: Die zeitnahe Überprüfung der korrekten Lage der Elektrode nach einer CI-Implantation ist für das Outcome unabdingbar. Vor allem bei flexiblen Elektroden wie der Slim Modiolar Elektrode der Firma Cochlear ist die Möglichkeit einer Fehllage in der Cochlea bekannt. 3D-radiologische Verfahren zur sicheren Kontrolle der Elektrodenlage in der Cochlea sind nicht in allen CI-versorgenden Einrichtungen unmittelbar im OP-Saal vorhanden. Bestimmte intraoperative elektrophysiologische Messverfahren können aber verlässliche Hinweise auf eine Elektrodenfehllage geben.

Falldarstellung: Wir berichten über die CI-Implantation bei einem 57-jährigen Patienten mit einseitiger funktioneller Ertaubung nach zweifachem Hörsturz. Im präoperativen CT-Felsenbein sah man eine unauffällige Anatomie mit regelrecht konfigurierter Cochlea. Es erfolgte die rechtsseitige Implantation eines Cochlear™ Nucleus® Profile Plus mit Slim Modiolar Elektrode (CI632). Der Operationsverlauf inklusive der Elektrodeninsertion war aus chirurgischer Sicht ohne Besonderheiten. Alle Elektroden konnten sichtbar über das runde Fenster inseriert werden. Die intraoperative Messung der Impedanzen, die Stapediusreflexe und die NRT(=Neural Response Telemetrie)-Messung waren regelhaft. Bei der SOE(=Spread of Excitation)-Messung ergab sich keine regelhafte Rückmeldung. Die Lagekontrolle erfolgte postoperativ beim wachen Patienten via DVT. Hier zeigte sich ein ausgeprägtes tip fold-over der Elektrode. Wir führten noch am gleichen Tag die Re-Insertion der Elektrode durch. Diese gelang leicht und ohne Widerstand. Die postoperative Bildgebung via DVT zeigte ein erneutes tip fold-over. Vor der erneuten Revision wurden durch einen Mitarbeiter der Firma Cochlear die NRT- und SOE-Messung wiederholt und zusätzlich um die TIM (=Trans Impedance Matrix)-Messung ergänzt. Die SOE- und TIM-Messungen zeigten typische Veränderungen für ein tip fold-over. Die erneute Re-Insertion der Elektrode wurde durchgeführt. Die anschließende NRT-, SOE- und TIM-Messung erbrachte regelhafte Ergebnisse. Sofort im Anschluss an die Messung führten wir die Lagekontrolle mit dem C-Bogen am intubierten Patienten durch. Die Lage der Elektrode konnte in der 2D-Darstellung als regelrecht identifiziert werden. Zur Bestätigung erfolgte postoperativ das erneute DVT, welches eine regelrechte Elektrodenlage bestätigte.

Diskussion: Der Fall zeigt, dass auch bei chirurgisch unauffälliger CI-Implantation eine Elektrodenfehllage im Sinne eines tip fold-over vorliegen kann, weshalb die radiologische Lagekontrolle obligat ist. Die intraoperative SOE- und vor allem TIM-Messung kann bereits eindeutige Hinweise auf ein tip fold-over geben. Zumindest bei auffälliger intraoperativer elektrophysiologischer Messung sollte die Bildgebung zur Lagekontrolle im OP-Saal erfolgen. Hier ist eine 2D-Übersichts-Bildgebung mit dem C-Bogen möglich. Eine Überprüfung mittels 3D-Bildgebung sollte aber im Anschluss erfolgen.