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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2023

10.03. - 11.03.2023, Wuppertal

Spontane Rhinoliquorrhoe durch eine transethmoidale Meningoenzephalozele im erwachsenen Alter: Ein Fallbericht und Review der Literatur

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Antonia Lakomek - Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Karsten Wrede - Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Felicia Toppe - Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Stephan Lang - Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Stephan Mattheis - Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Kerstin Stähr - Klinik für Hals-Nasen-Ohren Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Wuppertal, 10.-11.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc52

doi: 10.3205/23wdhno52, urn:nbn:de:0183-23wdhno528

Published: March 9, 2023

© 2023 Lakomek et al.
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Text

Einleitung: Rhinorrhoe ist ein häufiges Symptom der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO). Rhinoliquorrhoe dagegen ist selten. Für die Anamnese sind Charakteristik der Sekretion, Seitenpriorität und zeitlicher Verlauf wichtig. Zur Diagnostik gehört die 30° Nasopharynx Endoskopie und ggf. eine Schnittbildgebung.

Eine Ursache für die Rhinoliquorrhoe kann die Meningoenzephalozele sein.

Meningoenzephalozelen der Rhinobasis (meist traumatisch oder iatrogen erworben, seltener angeboren, sehr selten idiopathisch) können zu Nasenatmungsbehinderung und wässriger Rhinorrhoe führen.

Methoden: Wir berichten über eine 40-jährige Patientin. Zusätzlich wurde eine PubMed-Recherche für die Begriffe „Meningoencephalocele“ und „frontoethmoidale Meningoencephalocele“ (Veröffentlichung 2000 bis 2022, englische Sprache) durchgeführt. Nur Fallberichte über transethmoidale Meningoenzephalozelen bei Erwachsenen wurden eingeschlossen. Keiner dieser Fälle war iatrogen oder traumatisch bedingt. Wir werteten Daten zu Geschlecht, Alter, Lokalisation, Symptomen und Therapie aus.

Fallbericht: Eine 40-jährige Frau stellte sich mit seit sechs Monaten bestehender klarer einseitiger Rhinorrhoe und Cephalgien vor, ohne dass ein Trauma vorangegangen war.

Klinisch fand sich reizlose Nasenschleimhaut und ein freier Nasopharynx. Im nasalen Sekret konnte beta-Trace-Protein nachgewiesen werden. Die Computertomographie (CT) der Nasennebenhöhlen zeigte einen knöchernen frontobasalen Defekt auf der linken Seite und Flüssigkeit in den angrenzenden Siebbeinzellen und der linken Kieferhöhle.

In der ergänzenden Magnetresonanztomographie fand sich neben dem knöchernen Frontobasaldefekt eine T2-hyperintense, T1-inhomogene, hypointense Raumforderung aus dem intrakraniellen Raum heraus, die bis zu den vorderen Siebbeinzellen, der linken Stirnhöhle und dem Eingang der linken Kieferhöhle reichte.

Dies korrelierte am ehesten mit einer frontoethmoidalen Meningoenzephalozele. Diese wurde in einem interdisziplinären Eingriff (HNO und Neurochirurgie) reseziert mit Deckung des Schädelbasisdefekts.

Die Verdachtsdiagnose wurde histologisch bestätigt. Im postoperativ durchgeführten CT zeigte sich keine Blutung, die Meningoenzephalozele kam nicht mehr zur Darstellung. Bei Entlassung war der allgemeine und neurologische Gesundheitszustand der Patientin stabil.

Ergebnisse: Einschließlich unseres Fallberichts wurde von vier Fällen einer transethmoidalen Meningoenzephalozele ohne vorangegangenes Trauma berichtet (alle weiblich, Alter: 40 bis 70 Jahre). Zwei der Patientinnen hatten Kopfschmerzen und einseitige Rhinorrhoe. Weitere Symptome waren Epilepsie, Anosmie oder spontane Meningitis. Alle Patientinnen erhielten eine operative Therapie.

Schlussfolgerung: Auch wenn spontane Meningoenzephalozelen selten sind, sollte bei einseitiger Rhinorrhoe vor jeglicher Probenentnahme weitere Diagnostik erfolgen. Bei unklarem Befund ist gegebenenfalls eine Schnittbildgebung anzuschließen und der Fall interdisziplinär zu betrachten.