gms | German Medical Science

Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2023

10.03. - 11.03.2023, Wuppertal

Schlag auf Schlag – ein deutschlandweiter Bericht über feuerwerksbedingte Knalltraumata zum Jahreswechsel

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Veronika Flockerzi - Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • author Victoria Bozzato - Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • author Bernhard Schick - Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • author Alessandro Bozzato - Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Wuppertal, 10.-11.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc48

doi: 10.3205/23wdhno48, urn:nbn:de:0183-23wdhno489

Published: March 9, 2023

© 2023 Flockerzi et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Das deutschlandweite Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper in den Jahren 2020 und 2021 im Zusammenhang mit der Covid19 Pandemie und die öffentliche Diskussion um privates Feuerwerk wurde zum Anlass genommen, ein Register für feuerwerksbedingte neurootologische Traumata zu erstellen.

Methoden: Der Erhebungszeitraum umfasste sieben Tage vom 28. Dezember bis 03. Januar. Stichtag war der Unfalltag. In einem Fragebogen wurden Datum, Art und Behandlung des Traumas, Geschlecht und Alter der PatientInnen erhoben und abgefragt, ob das Trauma beim Zünden oder Betrachten von Feuerwerk auftrat. Zudem wurde erfragt, welches Feuerwerksmittel zur Verletzung führte. Hörverlust, Tinnitus, Schwindel oder andere Verletzungen wurden ebenfalls erfasst. Der Fragebogen wurde an die Hals-Nasen-Ohren-Abteilungen von 171 Krankenhäusern in Deutschland verschickt, über eine Mitteilung an alle Mitglieder des Berufsverbands konnten auch Praxen an der Umfrage teilnehmen.

Ergebnisse: Siebenunddreißig Hals-, Nasen-, und Ohrenkliniken deutschlandweit stellten ihre Daten zu feuerwerksassoziierten akustischen Traumata zum Jahreswechsel 2021/2022 zur Verfügung. Insgesamt 50 Patienten mit feuerwerksassoziiertem Lärmtrauma wurden gemeldet. 60% der Betroffenen waren in der Alterskohorte der elf- bis 30-Jährigen angesiedelt. Betroffene waren überwiegend männlich (82%) und in 60% unbeteiligte Zuschauer. Die häufigsten berichteten Symptome waren Tinnitus und subjektive Hörminderung. Zum Jahreswechsel 2022/2023 liegen noch keine Daten vor, der Aufruf zur Datensammlung wurde im November 2022 versendet. Wir erwarten eine deutlich höhere Anzahl an meldenden Standorten und gemeldeten PatientInnen, da nach jetzigem Kenntnisstand für 2022/2023 keine deutschlandweiten Verkaufsbeschränkungen für Feuerwerkskörper geplant sind.

Diskussion: Vonseiten des Verbands der pyrotechnischen Industrie wird angegeben, dass von Silvesterfeuerwerk allenfalls ein geringes Schadenspotential für die Allgemeinbevölkerung ausgeht. Das vorliegende Register wurde mit dem Ziel begonnen, der Diskussion aus Hals-Nasen-Ohrenärztlicher Sicht eine fundierte und aktuelle Datenbasis zu geben. Durch regelmäßige Datenerhebungen seit 2016 konnten die KollegInnen um Pfisterer et al. mit Unterstützung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft zeigen, dass Kinder überproportional häufig von Feuerwerksverletzungen betroffen sind. Auch in unserer Studie sind Kinder mit 24% gegenüber 16,7% Anteil an der Normalbevölkerung zum Jahreswechsel 2021/2022 überrepräsentiert. Etwa jeder zweite Betroffene war als unbeteiligter Zuschauer anwesend. Unserer Meinung nach sollte die Dynamik aufgetretener Verletzungen über die Jahre ermittelt werden, um Veränderungen der Nutzung und den Effekt von gesetzlichen Regelungen –wie zuletzt dem Verkaufsverbot von privatem Feuerwerk- abschließend beurteilen zu können.