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Einflussgrößen auf den Erfolg der Cochlea-Implantat (CI)-Versorgung bei Patienten mit Cochleosacculotomie und gleichzeitiger Cochlea-Implantation wegen fortgeschrittenem M. Menière
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Published: | March 9, 2023 |
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Einleitung: Der M. Menière ist eine klinisch-audiometrisch definierte, anfallsweise fortschreitende Erkrankung des cochleovestibulären Apparats mit zunehmendem sensorischen Hörverlust und Funktionseinschränkung des Labyrinths. In protrahierten Stadien führt das Resthörvermögens auf dem betroffenen Ohr trotz optimierter Hörgeräteversorgung nicht mehr zu einem nutzbaren Sprachverstehen, jedoch führen weitere Anfälle des minderfunktionellen Labyrinths noch zu erheblicher Morbidität. Für diese Patienten ist in der Literatur die Möglichkeit der Labyrinthausschaltung mit CI-Versorgung vielfach publiziert.
Methoden: Wir führten über einen Zeitraum von über 10 Jahren bei 35 Patienten (24 Männer, 13 Frauen) eine Cochleosacculotomie wegen eines einseitig manifesten M. Menière durch. 29 Patienten erhielten in gleicher Sitzung ein Cochlea-Implantat verschiedener Hersteller. Voraussetzung waren die vorherige Ausschöpfung aller konservativen Therapiemöglichkeiten und die sichere Festlegung der betroffenen Seite sowie der Ausschluss einer zweiseitigen Manifestation. Als Einflussgrößen betrachteten wir die Erwartungshaltung der Patienten, die Ertaubungsdauer, die Restfunktion des Labyrinths präoperativ und die aktuelle krankheitsbedingte Beeinträchtigung.
Ergebnisse: Als zentrale Einflussgrößen stellten sich die Erwartungshaltung des Patienten sowie sein aktueller Leidensdruck heraus. Hier sind auch qualitative Aspekte zu berücksichtigen, da manche Patienten nur die Beseitigung der Schwindelanfälle, andere die Verbesserung des Hörens bevorzugt erwarten. Nach Labyrinthausschaltung kann es bei noch vorhandener labyrinthärer Restfunktion zu einer protrahierten Phase der vestibulären Kompensation kommen, in der der Patient eingeschränkt mobil ist und die Hör-Sprach-Rehabilitation mit CI deswegen verzögert wird, Die Ertaubungsdauer spielt eine untergeordnete Rolle, da sie regelhaft innerhalb weniger Monate oder Jahre liegt.
Diskussion: Die Erwartungshaltung des Patienten kann zu einer Modifikation der OP-Indikation (Cochleosacculotomie ohne CI bzw. umgekehrt) führen. Die Ergebnisse der Hör-Sprach-Rehabilitation sind mit denen anderer CI-Patienten vergleichbar, allerdings kann die Reha-Dauer verlängert sein. In einigen Fällen ist eine stationäre Reha-Phase zum Training des Gleichgewichts und des Hörens mit CI angezeigt.