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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2023

10.03. - 11.03.2023, Wuppertal

Das mikrovaskulär anastomosierte Radialistransplantat in der Kopf-Hals-Chirurgie: ein vielseitiger, verlässlicher Standardlappen

Meeting Abstract

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Wuppertal, 10.-11.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc14

doi: 10.3205/23wdhno14, urn:nbn:de:0183-23wdhno143

Published: March 9, 2023

© 2023 Dommaschke et al.
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Text

Einleitung: Seit seiner Erstbeschreibung vor über 40 Jahren durch Yang Kuofang hat sich der Radialislappen (sog. Chinese flap) zum Standardtransplantat in der Kopf-Hals-Chirurgie entwickelt. Für die Defektdeckung größerer Resektionsgebiete oder funktionellen Rekonstruktionen, insbesondere an Zunge oder Weichgaumen ist der international als (free) radial forearm flap bekannte Lappen bis heute bewährt. In den vergangenen Jahren wurde aber auch Kritik an diesem Transplantat im Hinblick auf die Hebedefektmorbididät (z.B. Kälteempfindlichkeit der Hand) geäußert und zahlreiche Alternativen (ALT, Pectoralis-Lappen, Supraskapularlappen, etc.) beschrieben.

Methoden: Bei unserer Betrachtung handelt es sich um eine retrospektive monozentrische Auswertung in Bezug auf Tumorlokalisation, Transplantat-Survival und Spenderregion-Morbidität. In unserer Klinik erfolgten im Rahmen der Tumorchirurgie zwischen 2018-2022 insgesamt 47 Rekonstruktionen mit einem fasciocutanen Radialistransplantat (RT). Die Eingriffe erfolgten durch unser interdisziplinäres OP-Team mit MKG-chirurgischer Beteiligung nach entsprechender Vorbereitung der Tumorresektion (Staging, Tumorkonferenz) und Spenderregion (Allen-Test).

Ergebnisse: Im von uns betrachtetem Zeitraum verteilten sich die RTs auf folgende Defektregionen: Oropharynx (n=24), Hypopharynx (n=9), Mundhöhle (n=12), sonstige (n=2). Unter den sonstigen Lokalisationen fand sich eine Rekonstruktion des äußeren Ohres sowie 1 Rekonstruktion nach Malignom der Nase. In 47/47 Fällen war der Lappen nach vollständiger Abheilung vital. Eine Komplikation im Bereich der Donor-Region, welche standardmäßig mit Spalthaut vom Oberschenkel gedeckt wird, trat in 7/47 Fällen auf. Mittels einmaliger lokaler Revision konnten alle diese Wundheilungsstörungen zur vollständigen Abheilung gebracht werden. Bewegungseinschränkungen der Handmuskeln traten nicht auf.

Diskussion: Bis heute ist das RT ein zuverlässiges „working horse“ in der Kopf-Hals-Chirurgie. Es besticht durch seine standardisierte Hebetechnik mit weitestgehend verlässlicher Anatomie und bezüglich der Lage und Länge dankbarem Spendergefäß, seine praktikable Lappendicke im Bereich Mundhöhle, Oropharynx und Hypopharynx sowie seine vielseitige Einsatzfähigkeit im gesamten Kopf-Hals-Bereich.