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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2022

19.08. - 20.08.2022, Münster

Unilaterale Hypoglossusparese nach EBV-Tonsillitis: ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Victoria D’Heygere - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Charlotte Rössler - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Stephan Lang - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Pia Haßkamp - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 19.-20.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc53

doi: 10.3205/22wdhno53, urn:nbn:de:0183-22wdhno537

Published: August 17, 2022

© 2022 D’Heygere et al.
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Einleitung: Die akute Mononukleose ist eine häufige, in der Regel selbstlimitierende Erkrankung, die durch Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) verursacht wird. Zu den Komplikationen zählen eine begleitende Hepatosplenomegalie, Blutbildveränderungen, Myokarditis und Nephritis. Eine Beteiligung des zentralen Nervensystems ist sehr selten, jedoch können verschiedene neurologische Erkrankungen wie Enzephalitis, Meningitis, akute entzündliche Polyneuropathie, Hirnnervenparesen und eine periphere Neuropathie in Zusammenhang mit einer EBV-Infektion auftreten. Wir berichten über einen Fall einer isolierten Lähmung des XII. Hirnnervs in Folge einer EBV-Infektion.

Ergebnisse: Eine 18-jährige Patientin stellte sich mit einer seit 4 Wochen bestehenden Lähmung der linken Zunge in unserer Poliklinik vor. Sie habe ca. 7 Wochen zuvor eine EBV-Tonsillitis durchlitten, wonach anschließend eine Schwellung der linken Zunge aufgetreten sei. Die Schwellung sei nach einiger Zeit regredient gewesen, aber es persistiere eine Hypogeusie, eine eingeschränkte Zungenmotilität und eine Artikulationsstörung. Schmerzen habe sie keine. Außer Asthma habe sie keine Vorerkrankungen. Im HNO-Spiegelbefund zeigte sich das Bild einer Hypoglossusparese links. Bei Protrusion ergab sich eine Abweichung der Zunge zur linken Seite. Zudem imponierte eine ausgeprägte Atrophie der linken Zungenseite. Die Tonsillen zeigten sich normoplastisch. Sonographisch imponierte eine beidseitige Lymphadenitis colli. Die Untersuchung der weiteren Hirnnerven war unauffällig. Es ergab sich der Verdacht auf eine postinfektiöse periphere Hypglossusparese nach EBV-Infektion. Es erfolgte die neurologische Vorstellung sowie die Durchführung einer MRT zum Ausschluss einer zentralen Genese. Zudem wurde logopädische Therapie verordnet.

Bei der Wiedervorstellung der Patientin nach drei Monaten waren nur noch minimale Artikulationsstörungen nachweisbar. Im HNO-Spiegelbefund zeigten sich eine minimale Restdeviation der Zunge bei Protrusion, eine nur noch sehr subtile Asymmetrie der Zunge sowie Faszikulationen bei forcierter Bewegung.

Diskussion: Eine Hypoglossusparese stellt eine seltene Komplikation einer akuten EBV-Infektion dar. In der Literatur finden sich hierzu nur einzelne Fallberichte. Sie ist typischerweise isoliert, einseitig und zeigt eine komplette Remission. Obwohl die Klinik meist einen günstigen Verlauf vorweist, sollte eine Bildgebung zum Ausschluss anderer Ursachen erfolgen. Zu diesen gehören vaskuläre Ereignisse, Demyelinisierungs- oder Entzündungsprozesse sowie Tumore.