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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2022

19.08. - 20.08.2022, Münster

Poor Performer – eine eigene Entität?

Meeting Abstract

  • corresponding author Christiane Völter - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • author Kirsten Oberländer - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • author Stefan Dazert - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Ruhr-Universität Bochum, Bochum, Deutschland
  • author Jan Peter Thomas - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, St. Johannes Hospital Dortmund, Dortmund, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 19.-20.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc40

doi: 10.3205/22wdhno40, urn:nbn:de:0183-22wdhno401

Published: August 17, 2022

© 2022 Völter et al.
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Einleitung: Viele Cochlea-Implantat-Träger (CI) erreichen ein gutes Sprachverstehen. Es gibt aber Patienten, die nur wenig oder gar nicht von ihrem CI profitieren (sog. Poor Performer, PP). Bisher ist noch nicht ausreichend geklärt, welche Faktoren für das unterschiedliche Outcome im Sprachverstehen verantwortlich sind. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu untersuchen, ob sich PP in ihren kognitiven und sprachlichen Leistungen von CI-Trägern mit einem guten und sehr guten Sprachverstehen unterscheiden.

Methoden: Eingeschlossen wurden 15 erwachsene postlingual ertaubte CI-Träger mit einem Sprachverstehen von <30% im Freiburger Einsilbertest bei 65 dB (sog. Poor Performer, PP) und 19 mit einem Sprachverstehen von >70% (sog. Star Performer, SP). Neben diesen beiden Extremgruppen wurden auch CI-Träger mit einem Sprachverstehen zwischen 30% und 70% (sog. Mittlere Performer, MP) einbezogen. Alle Probanden wurden mit einer neurokognitiven (Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Merkfähigkeit, Inhibition) und linguistischen (Benenngeschwindigkeit, lexikalische Entscheidung, phonologisches Inputlexikon) Testbatterie untersucht. Die Leistungen der drei Gruppen wurden daraufhin miteinander verglichen.

Ergebnisse: Die PP unterscheiden sich nicht nur von den SP, sondern auch von den MP in verschiedenen kognitiven und linguistischen Bereichen, so im phonologischen Inputlexikon (p=0.0085), dem lexikalischen Zugriff (p=0.026), der Benenngeschwindigkeit/RAN (p=0.0026), dem Erkennen unvollständiger Wörter/TRT (p=0.0024) sowie in den Bereichen der Aufmerksamkeit (p=0.009) und dem Arbeitsgedächtnis (p=0.041). Demgegenüber zeigen die AP in allen Bereichen keine Unterschiede zu den SP (p>0.05). Am auffälligsten waren die Unterschiede der PP zu den MP und SP im RAN und im TRT. Hierdurch war eine Unterscheidung zwischen den PP und den MP in 100% möglich.

Diskussion: PP scheinen eine eigene Gruppe von Cochlea-Implantat-Trägern darzustellen. In weiteren Studien sollte untersucht werden, ob ein verbessertes Wortabrufverhalten durch ein zusätzliches phonologisches Training zu einer besseren Sprachwahrnehmung bei diesen CI-Trägern führen kann.