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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2019

29.03. - 30.03.2019, Neuss

Prävalenz von Risikofaktoren für Hörstörungen in einer Lost-to-Follow-Up Neugeborenenkohorte aus dem Neugeborenen-Hörscreening Programm

Meeting Abstract

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Neuss, 29.-30.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc52

doi: 10.3205/19wdhno52, urn:nbn:de:0183-19wdhno523

Published: February 6, 2019

© 2019 Thangavelu et al.
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Einleitung: Seit 2009 ist das universelle Neugeborenen-Hörscreening, zur Früherkennung einer Schwerhörigkeit sowie zu ihrer Frühversorgung, Teil des nationalen Screening-Programms für Neugeborene in Deutschland. Bei zur Follow-Up-Untersuchung nicht erscheinen Neugeborenen (Lost-to-Follow-up oder LTF), bei denen gegebenenfalls eine Schwerhörigkeit vorliegt, wird diese dann verzögert festgestellt. Dies führt zur evtl. nicht mehr aufholbarer Beeinträchtigung der Hör- und Sprachentwicklung. Unser Ziel war, die Prävalenz von Risikofaktoren bei LTF-Neugeborenen im Vergleich zu Neugeborenen mit abgeschlossenem Hörscreening zu untersuchen.

Methoden: Dies ist eine retrospektive Studie, welche Neugeborene eingeschlossenen hat, die von Januar 2009 bis Dezember 2014 im Rahmen des universellen Neugeborenen-Hörscreenings in einem Kinderkrankenhaus stationär behandelt wurden und ein Hörscreening erhalten haben.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 4.512 Neugeborene aus einer Hoch-Risiko Neugeborenenkohorte über einen Zeitraum von 6 Jahren untersucht. Die Prävalenz der Schwerhörigkeit unter den Kindern dieser Neugeborenenkohorte mit abgeschlossenem Screening betrug 1,6% (n = 71). Insgesamt waren 106 Neugeborene LTF. Von den 106 Neugeborenen erhielten 25 keine Untersuchungen. Von den verbliebenden erhielten 13 nur TEOAE, 26 erhielten nur AABR und 42 Neugeborene erhielten sowohl TEOAE als auch AABR. Sowohl die Neugeborenen, die das Screening abgeschlossen haben (n = 4406), als auch die LTF-Neugeborenen (n = 106) zeigten eine ähnliche Verteilung des Geschlechts (57% männlich), der Frühgeburtlichkeitsrate (52%) sowie der Rate von niedrigem Geburtsgewicht (44%).

Die Prävalenz kraniofazialer Anomalien war bei LTF-Neugeborenen (6%) wesentlich höher als bei Neugeborenen mit abgeschlossenem Screening (1%). Ebenso war die Prävalenz der medikamentösen Behandlung mit ototoxischen Pharmaka bei LTF-Neugeborenen (12%) höher als bei den Neugeborenen mit abgeschlossenem Screening (10%). Die Prävalenz anderer Risikofaktoren wie Hyperbilirubinämie, Austauschtransfusion, assistierte Beatmung, Infektionen in der Gebärmutter, postnatale Sepsis und Meningitis waren zwischen LTF-Neugeborenen und jenen mit abgeschlossenem Screening vergleichbar. Wenn bei LTF-Neugeborenen ein gleichwertiges Screening abgeschlossen worden wäre, wäre bei zwei weiteren Neugeborene ein Hörverlust diagnostiziert worden.

Diskussion: Die hohe Prävalenz von kraniofazialen Anomalien und ototoxischen Medikamenten bei LTF-Neugeborenen im Vergleich zu Neugeborenen mit abgeschlossenem Screening zeigt, dass LTF-Neugeborene tatsächlich ein anderes Risikofaktorprofil haben. Bei der fortgesetzten Nachsorge solcher Neugeborenen sollten erhöhte Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass sie das Screening nicht verpassen und dass eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung durchgeführt wird. Die Analyse der soziodemografischen Merkmale von LTF-Babys könnte einen Einblick in spezifische Zielgruppen geben, die differentiellen Screening-Verfahren unterzogen werden könnten.