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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2019

29.03. - 30.03.2019, Neuss

Über die Entwicklung der Operationsmethoden zur Rekonstruktion des Nasenseptums und von Nasenseptumdefekten

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Neuss, 29.-30.03.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc45

doi: 10.3205/19wdhno45, urn:nbn:de:0183-19wdhno451

Published: February 6, 2019

© 2019 Stange et al.
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Einleitung: Die unübersehbare Vielzahl von verschiedenen Operationsmethoden zur Rekonstruktion des Nasenseptums war der Anlass, die historische und aktuelle Literatur zu dieser Thematik aufzuarbeiten. Zunächst werden die unterschiedlichen Rekonstruktionsmethoden dargestellt und dann der allmähliche Fortschritt zu einer standardisierten Operationstechnik durch Kombination mehrerer bekannter Methoden aufgezeigt.

Methoden: Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung auch der älteren wissenschaftlichen Literatur konnte nahezu vollständig auf die Originalliteratur zurückgegriffen werden.

Ergebnisse: In den Anfängen der Nasenrekonstruktionen in der Renaissance beschäftigte man sich zunächst mit der Gesamtrekonstruktion der äußeren Nase.

Die alleinige Rekonstruktion des Nasenseptums wird erst im 19. Jahrhundert beschrieben. Sie gelang erstmals Carpue 1814 in London (Carpue 1816) und von Graefe 1816 (v. Grafe 1818) in Berlin. Die Columella – als vorderster Anteil des Nasenseptums – wurde aus ästhetischen Gründen gelegentlich mit aufgebaut (Zeis 1838 [1]). Zur Septumrekonstruktion dienten lokale Lappen aus dem Nasenrücken (Dieffenbach 1845), aus der Oberlippe (Dieffenbach 1831, Fricke 1833) sowie aus der Hohlhand (Labat 1834). Tax beschrieb 1838 in seiner Dissertation verschiedene Techniken der Septumrekonstruktion, die auf von Graefe (1818), Dieffenbach (1829) und Fricke (1835) zurückzuführen waren. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es besonders in Deutschland und den USA erste Fallbeschreibungen zur Rekonstruktion von Nasenseptumdefekten mit lokalen Schwenk- und Brückenlappen aus der Nasenschleimhaut. 1906 beschrieb Lexer erstmals ein Mundvorhoflappen zur Defektrekonstruktion. In den Folgejahren wurden verschiedene Septumschleimhaut-Verschiebe- und -Rotationslappen (z.B. Seiffert 1939) sowie der Untere-Muschel-Lappen (Seiffert 1936) angewendet. Freie Gewebetransplantate (Heermann 1974, Fairbanks 1980) dienten zur Rekonstruktion genauso wie die ausgedehnte endonasale Schleimhautmobilisation und -verschiebung (Seeley 1949). Für sehr ausgedehnte Defeke verwendete man Frontotemporal-Lappen (Hertig u. Meyer 1969), Supraorbital-Lappen (Kastenbauer u. Masing 1985), Perikranial-Lappen (Paloma et al. 2000), Galea-Periost-Lappen (Matthias 2007) und sogar Radialislappen (Mobley et al. 2001). In der Literatur wurden weitere verschiedenste Modifikationen dieser genannten Techniken angegeben. Erst 1989 kam es zu einer deutlichen Weiterentwicklung der Nasenseptumrekonstruktion durch Schultz-Coulon 1989 [2]: die dreischichtige Rekonstruktion eines Nasenseptumdefektes durch das erweiterte Brückenlappenkonzept. Bis heute setzte sich diese Technik, die eine beiderseitige Rekonstruktion der Septumschleimhaut durch Brückenlappen und die Wiederherstellung des knorpeligen Septums durch autologen Knorpel beinhaltet, in der Rhinochirurgie zunehmend als Standard zur operativen Rekonstruktion von Nasenseptumdefekten durch.


Literatur

1.
Zeis E. Handbuch der plastischen Chirurgie. Berlin: Reimer; 1838.
2.
Schultz-Coulon HJ. Das Brückenlappenkonzept zum Verschluss großer Septumdefekte. HNO. 1989; 37:123-127.
3.
Stange T, Schultz-Coulon HJ. Nasenseptumdefektverschlüsse in Deutschland: Eine aktuelle Bestandsaufnahme. Laryngo-Rhino-Otol. 2010; 89: 157-161.